Donnerstag, 7. Februar 2008

Falsche Identität

B"H

Als ich gestern früh einen Tante - Emma - Laden (Makolet) betrat um wie üblich Joghurt zu kaufen, wurde ich Zeuge einer wilden Diskussion an der Kasse.

Die Tageszeitung "Yediot Acharonot" hatte einmal wieder einen brandneuen Skandal aufgedeckt. Ein Palästinenser lebt seit weit mehr als 20 Jahren illegal und unter falscher Indentität in Tel Aviv und gründete sogar eine Familie. Nun wurde er verhaftet und sein bestens gehütetes Geheimnis flog auf.

Schoschana Eliezer gab an, den Palästinenser im Jahre 1980 am Tel Aviver Strand kennen gelernt zu haben. Toll habe er ausgesehen und schon kurz darauf zogen sie gemeinsam in eine Wohnung in der Stadt. Kinder kamen auch; der älteste Sohn Yaniv diente sogar als Offizier in der israel. Armee, ohne zu ahnen, wer sein Vater wirklich war. Nur Schoschana Eliezer kannte das Geheimnis des "Rami Eliezer", wie sich ihr Lebensgefährte mittlerweile nannte. Neben Yaniv kamen noch zwei Töchter auf die Welt.

Unscheinbar lebte die Familie in Tel Aviv und "Rami Eliezer" gab sich als jüdischer Israeli aus. Jetzt knallte es und die Kinder erfuhren erst auf dem Weg zur Polizeiwache, wer ihr Vater wirklich ist. Zuerst waren alle geschockt, doch mittlerweile wollen sie ihrem Vater verzeihen und ihn mit offenen Armen empfangen. Auch die Polizei will ihn freilassen und ihm eine Aufenthaltserlaubnis geben, denn nie habe sich "Rami Eliezer" etwas zu schulden kommen lassen.

Was mich dabei sehr wundert ist, warum niemand den arabischen Akzent in seinem Hebräischen vernahm. Ab einem gewissen Alter ist es unmöglich, den Akzent der Muttersprache abzulegen. Warum vernahmen seine Kinder oder Bekannte und Kollegen nie den eindeutigen Akzent. Es kann natürlich sein, und es wäre bestimmt nicht das erste Mal, dass ein Palästinenser behauptet, er sei marokkanischer, kurdischer oder irakischer Jude und daher stamme dann halt der Akzent.

Die Kundschaft im Tante - Emma - Laden jedenfalls war aufgebracht, denn ist doch der Sohn der Familie Offizier bei der Armee.
"Ja, man kann heute noch nicht einmal den Offizieren mehr trauen, meinte ein Kunde. Wer weiß schon, was sich hinter jedem Menschen verbirgt."

Das Mißtrauen ist groß und es beruht auf realen Ursachen. Zuviel ist schon passiert und man will Abstand nehmen. Wie die Nachbarn, Bekannten und Kollegen des "Rami Eliezer" und seiner Familie reagieren werden, wurde nicht berichtet.

Und wieder einmal mehr wirft der Artikel das Identitätsproblem der in Israel lebenden Kinder aus "gemischten Familien" auf. In Jerusalem und Nazareth sind die Hochzeitsraten zwischen Juden und Arabern am höchsten. Überwiegend sind es jüdische Frauen, welche einen moslemischen Mann heiraten. Vom umgekehrten Falle hört man so gut wie gar nicht.

Zur unterschiedlichen Religion kommt auch noch das Feindbild des Ehepartners. Wer will als jüdisches Elternpaar einen palästinensischen Schwiegersohn ? Und was wird mit den Kindern ? Fast alle Fälle beweisen, dass vor allem die Kinder an dem Identitätsproblem zu knabbern haben. Besonders in der Schule, wo sie gehänselt werden. Aber nicht nur dort, denn sind sie doch automatisch auch im Besitz zweier Religionen.
Laut des Islam sind sie Moslems, wenn der Vater Moslem ist, das Judentum hingegen betrachtet sie als Juden, wenn die Mutter halachische Jüdin ist. So sind sie für den Vater Moslems und für Israel und die Mutter Juden.

Ich kann mir denken, dass die Kinder es in der Öffentlichkeit vorziehen, nicht ihren palästinensischen Elternpart zu erwähnen. Fast nichts wird in der israel. Gesellschaft so verachtet wie Frauen, die einen Palästinenser heiraten. Die Mehrheit muß sogar damit rechnen, die eigene Familie zu verlieren und das der Kontakt abgebrochen wird. Und die Kinder sind nicht hier und nicht dort zuhause.

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