Sonntag, 10. Februar 2008

Kapp - Dortmunder alias Herbert von Karajan

B"H

Charaktäre wie Herbert von Karajan oder Heinz Rühmann erfreuen sich bis heute in deutschen Wohnzimmern größter Beliebtheit. Eine Beliebtheit, die ich nie verstehen konnte. Da kam zum Beispiel Heinz Rühmann in den 80iger Jahren als Gast zu "Wetten dass…." und wurde vom Publikum sofort mit stehenden Ovationen empfangen.
Das Gleiche wiederfuhr dem Theaterstar Willy Millowitsch als er vor Frank Elstner propagandierte, dass die heutige Jugend nichts mehr tauge, denn sei es doch die ältere Generation gewesen, die Deutschland wiederaufgebaut habe. Woraufhin Frank Elstner rechtfertigend erwiderte, dass es allerdings nicht die junge heutige Generation war, die Deutschland in einen Krieg geführte hatte. Millowitsch verstand die Anspielung nicht so recht und gab sich schweigend.

Nun ist ein neues Buch zum Thema "Karajan" erschienen. Auch der österreichische Dirigent verkaufte sich an die Nazis. Und das sogar schon im Jahre 1933, Jahre bevor die Deutschen überhaupt Österreich erst ins Deutsche Reich eingliederten.
Der Autor Henry Grinberg verfasste einen Roman, in welchem der Hauptprotagonist Hermann Kapp - Dortmunder die Bibliographie des Herbert von Karajan darstellt. In dem Buch heißt es zwar, dass Kapp - Dortmunder alias Karajan sich aus Narzismus und Machtgier mit Hitler verbündete. Weitere Quellen sind jedoch der Meinung, dass dies kaum der Fall gewesen sein könne, denn schließlich sei Karajan schon 1933 in die NSDAP eingetreten. Und seither scheute er nicht davor zurück, seine Konzerte mit dem "Horst - Wessel - Lied" einzuleiten.

Seitdem er im Besitz des Hitler - Parteibuches war, ging es mit Karajan bergauf. Die spätere Rechtfertigung vor dem Entnazifizierungsausschuß hieß, Karajan hätte noch vor dem Aus des Dritten Reiches die "Vierteljüdin" (Anita Gründermann) geheiratet und somit sei ja sein angeblicher Antisemitismus hinfällig.

Insgesamt verfolgte Deutschland nach Kriegsende eine seltsame Politik betreffend ihrer Schauspieler / Künstler. Seitdem Heinz Rühmann durch den "Hauptmann von Köpenick" zum absoluten Superstar aufstieg, war seine aktive Nazivergangenheit wie ausgelöscht. Soetwas will man dann lieber doch nicht mehr hören geschweige denn zur Sprache bringen. Das waren halt andere Zeiten und man mußte sich irgendwie mit Goebbels und seiner Propaganda arrangieren.

Das mag schon zutreffen, doch waren sowohl Karajan als auch Rühmann aktiv beteiligt. Rühmann, zum Beispiel, wurde gebeten, einem jüdischen Schauspielerkollegen zu helfen, was er durchaus hätte tun können, es jedoch in schamloser Weise ablehnte. Besagter Schauspieler kam später in Auschwitz ums Leben. Karajan war nicht viel besser und nahm dankend führende Dirigentenjobs an, aus denen seine jüdischen Kollegen zuvor gedrängt worden waren.

Deutschland tut sich nach wie vor schwer mit den schwarzen Vergangenheiten seine Künstler. Courage hingegen bewiesen Ausländer, die sich weigerten, überhaupt erst mit Karajan zusammen zuarbeiten.

Weder bei Karajan noch bei Rühmann und vielen anderen gibt es etwas zu feiern.

"Variations on the Beast" von Henry Grinberg

http://www.variationsonthebeast.com/about.htm

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