Donnerstag, 21. Februar 2008

Ins Ausland ohne Wiederkehr ?

B"H

Innerhalb der letzten Jahre hörte ich es oft: "Wir ziehen für einige Zeit ins Ausland. Ein, zwei Jahre oder so, schauen uns um, aber wir kommen wieder. Nur keine Sorge."

Wie oft habe ich diesen Satz vernommen und jedesmal schlagen bei mir die Alarmglocken. Zuviele sah ich gehen und nie wiederkommen. Es scheint als dass sie sich eher selber Mut machen mit dem "wir kommen ja wieder". Mut und Rechtfertigung zugleich.

Jedes Jahre verlassen viele Israelis das Land, um ihr Glück anderweitig zu suchen. Als Gründe werden Krieg, Terror, Arbeitslosigkeit, Familie und was sonst noch alles vorgeschoben. Der einzig wahre Grund ist jedoch die Bequemlichkeit des Auslandes. In den meisten Fällen geht es um Geld und Karriere. Im Ausland gibt es halt mehr Möglichkeiten.

Eine neue Studie ergab jetzt, dass sich die im Ausland befindenden Israelis immer mehr von ihrer israelischen Identität entfernen. Was bei der ersten Generation noch etwas weniger der Fall ist, beginnt mit der zweiten Generation, den Kindern. Letztere legen auch weniger Wert darauf, sich einen israel. bzw. jüdischen Partner zu suchen, sondern haben sich fast völlig mit dem "neuen" Land identifiziert.

Viele Israelis fragen mich nach Deutschland. Zugegeben, die Religiösen weniger und wenn, dann geht es nur um relig. Belange wie koscheres Essen oder so. Im allgemeinen interessiert gerade Deutschland die Religiösen nicht.

Weniger Religiöse oder sekuläre Israelis interessieren sich aus mehreren Gründen für Deutschland. Sind da alle Nazis ? Gibt es nur Russen in den jüdischen Gemeinden ? Wieviel verdient man in Deutschland und wie sind die Leute ?

Nicht wenige würden nach Deutschland ziehen und wenn ich auf den etwaigen Antisemitismus zu sprechen komme, dann wiegeln sie ab. "Ach was, wie gehen arbeiten, verdienen unser Geld, kaufen ein und der Rest drumherum ist uns doch egal." Auf meine Anmerkung, dass man schliesslich nicht nur arbeite und kaufe, sondern mehr zum Leben gehört, zucken viele nur mit der Schulter.

Deutschland wird respektiert.
Die Fußballnationalmannschaft wird respektiert, aber nicht geliebt. Bei einem Endspiel ist man immer auf der Seite Brasiliens und nicht auf der deutschen. Die Deutschen spielen wie Maschinen. Kalt und unsympathisch, aber spielen können sie, das muss man ihnen lassen.

Deutsche Produkte werden geliebt. Sie sind zwar teurer, aber brechen nicht nach zwei Stunden auseinander, wie die Waschmaschine "Made in Israel".

Die deutsche Mentalität gilt als humorlos, aber immer pünktlich und am schuften. "Jawoll".

Deutschland steht bei den auswandernden Israelis nicht unbedingt auf Platz 1. Vielmehr sind dies die USA, Kanada oder Australien. Dies ist jobbedingt und außerdem gibt es in den drei Ländern schon viele israelische Gemeinden und Israelis lieben es zu glucken. Treffen sie aufeinander, sind sie nicht mehr zu trennen. Da wird über die Armee, das Land und die Falafel debattiert. Ob New York, Los Angeles, Sydney, Toronto oder Miami, Israel ist überall.
Sollte ich einmal das Bedürfnis haben, wegziehen zu wollen, dann käme New York mit seinem Ultra - Stadtteil Boro Park in Frage und kaum etwas anderes. Vielleicht noch New Jersey.

Die genannte Studie kritisierte die Bereitwilligkeit vieler Israelis, sich im Ausland nahtlos anzupassen. Da gebe es einen Feind, der Umwelt heißt. Diese Umwelt will Anpassung und keine Mitmenschen, die da komischen relig. Ritualen nachgehen und nach koscherem Essen lechtzen. Und keien israel. Mentalität, bitte.

Um all den Problemen aus dem Wege zu gehen, wird aus den Israelis ein Mutant der neuen "Heimat". Ja, nicht zu sehr anecken, sondern immer brav gute Mine machen. Ein akutes aktuelles Problem ist natürlich auch der neue Anti - Israelismus und ein Israeli kommt nicht selten in Bedrängnis, politisch angegriffen zu werden. Und dann auch noch von Leuten, die von Israel gar keine Ahnung haben.

In New York oder Toronto mag das anders sein, aber Israeli in Deutschland bedeutet fast immer seine Identität in einer jüdischen Gemeinde bewahren zu wollen. Dort trifft man sich und kann sich austauschen. Verlässt man das Gemeindegebäude und steht draußen auf der Straße, wird einem sofort klar, dass man wieder im Ausland ist.
Wer so leben kann oder will, dem wünsche ich alles Gute. Für mich wäre es nichts mehr.

Kein Wunder, dass nächtliche israel. Radiosendungen unzählige Anrufe aus dem Ausland erhalten. "Ja, es geht uns gut, aber wir vermissen halt Israel. Nichts auf der Welt ist so wie Israel."
Und die Foren von im Ausland lebender Israelis spriessen wie Pilze aus dem Boden. Man liebt es, sich auszutauschen und neue Kandidaten wollen über das Leben im Ausland mehr erfahren. Aber für Israel gibt es halt keinen Ersatz, trotz Internet.

7 Kommentare:

  1. B"H
    "Aber für Israel gibt es halt keinen Ersatz, trotz Internet."
    Amejn

    gruesse
    e.

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  2. B"H

    In dem Punkt duerften wir uns alle einig sein.:-)

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  3. b"h
    ja ja hast denn wunden punkt genau getroffen bestes beispiel meine eltern
    sie sind in den anfang der70er jahre von georgien nach israel aus gewandert das land wo milch und honig fliesst !!!!!! nach den ersten schock sind sie dann ohne uns zu fragen (ich war gerade 3 und meine schwester 6 jahre) nach oesterreich -wien "weitergewandert" so wie du es schreibst nur fuer ein baar jahre wir kommen ja wieder und jetzt sind es schon knapp dreisig jahre her ja ja so ist die luege vom galut!!!!!
    alles ist schoen von draussen aber von drinnen ist der apfel sehr sehr faul, die erste frage die zu hoeren bekomme wenn ich sage das ich aus wien bin sind die nicht alle nazis???? leider oder g-tt sei dank ist es noch nicht so schlimm wie in deutschland ,frankreich usw aber es herrscht dort die ich nenne es unter der hand antisemmitismus! und die itbollelut feiert dort jeden tag hochzeit das spielt sich auf alles auf : zim beispiel keine typischen juedischen namen sondern modern wie matthew oder viktoria
    usw ich bin so etwas von froh das ich von dort weg bin ich bin dort aufgewachsen und nicht als dati sonder als einer bei dem man wusste am yom kippur musss man fasten und sonst tja des woars....
    ich bin nicht juedisch aufgewachsen auser der basisi das meine mutter immer drauf geachtet hat das nur "koscheres fleisch " ins haus kommt und natuerlich auch nicht milchiges mit fleischiugem gekos\cht oder gegessen wurde zu hause zumindest
    ich muss ueber mich immer lachen mit ca.16-17 jahren habe ich gesagt das ich nicht mehr fleisch drausen esse versuch und statt dessen was haben wir gegessen schrimps tintenfische kraken haifisch muscheln etc usw. .......
    ach gut das es die tschuwe gibt sonst wo ware ich jetzt......

    schoene gruesse
    Yzchak
    ps: ich habe eine frage du schreibst das du yeschivot gelehrnt hast das heisst meinst du seminar oder beit jaakov????
    bitte um antwort und danke
    ich sage schabbes erst morgen

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  4. B"H

    Normalerweise betrachten mich Israelis nicht als Deutsche. Selbst meinen Akzent erkennen sie nicht und meinen, ich sei aus England oder so.

    Mit Deutschland habe ich gar nichts mehr am Hut, denn ich war fast acht jahre nicht mehr dort. Eine grosse emotionale Verbindung gibt es schon lange nicht mehr.:-)

    Ich war auf NISHMAT und habe nebenher in einigen anderen Seminaren gelernt (wie Satmar). Letzteres aber nur zeitbedingt und nicht unbedingt fest.

    Schabbat Schalom

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  5. Hallo Yzchak,

    du wolltest doch deine kinder auch mal zu den Super-Charedim in der Malzgasse schicken. Da wurde aber nichts daraus, richtig?

    Für manche Charedim (die hier so vorteilhaft beschrieben werden) gibt's halt noch immer "gleich" und "gleicher".

    Dein Bysho

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  6. Miriam - du hast in Satmar gelernt? Das klingt seltsam in meinen Ohren. Ich kann das kaum glauben.

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  7. B"H

    @Zwicka

    Ich habe nicht direkt bei Satmar gelernt, sondern nahm an ein paar Shiurim ueber die Parashat HaShavua teil. Mehr nicht. Und dies war durch Beziehungen und nur zeitbegrenzt.

    Shavua Tov

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