B”H
Vor ca. zwei Wochen traf ich mich mit einem deutschen Blogleser hier in Tel Aviv. Und eben jener Leser, der auf Besuch in unserem Land weilte, konnte es kaum glauben, dass ich mich nicht in deutschen Kreise bewege. Er, so gab er an, kenne total viele Deutsche in Israel und wenn ich wolle, könne er mir ein paar Namen nennen.
Ich wollte nicht.
Was ich ehrlich gesagt nicht verstehe ist, dass ich mich nach ca. 15 Jahren Israel immer noch als Neueinwanderer fühlen soll. Als wir auf das Thema zu sprechen kam, erzählte ich meinem Gegenüber folgende Story:
Nach meiner offiziellen Einwanderung im Juni 2000, nahm ich an einem weiteren Hebräischkurs teil. Eigentlich ging es weniger um gesprochenes Hebräisch, denn dem waren wir Kursteilnehmer längst mächtig, da wir bereits Jahre zuvor in Israel gelebt hatten.
Einer der Kursteilnehmer schlug jeden Morgen vor der Lehrerin sein Wörterbuch auf und konzentrierte sich nur noch auf die dortigen Vokabeln. Eines Tages fragte ihn die Lehrerin, was er da mache, immer das Wörterbuch aufschlagen. Glaube er etwa, alle Israelis stehen morgens auf und blättern ihrer Hebräischvokabeln wegen im Wörterbuch ? Der Wortschatz komme, früher oder später, von allein. Nur keine Bange !Und was soll das hier überhaupt mit “Neueinwanderer” und so ? Neueinwanderer sind gerade angekommene neue Bewohner eines Landes und nicht wir, die da schon zwischen 3 – 7 Jahren im Land leben. Neueinwanderer bin ich drei Wochen und danach Israeli.
Das Land tut seinen Assimilationsschlund auf und schluckt mich hinein. Dann befinde ich mich in der Tretmühle “Israel”. Spätestens dann, wenn meine Euros (damals noch DM) dahinschwinden und ich nur noch Schekel im Portemonnaie habe. Dann, wenn mein Bankkonto schrumpft und ich um den Lebensunterhalt kämpfe. Ab dem Zeitpunkt bin ich so richtig Israeli, denn die Neueinwanderer steigen gerade auf dem Flughafen die Gangway hinunter, damit auch sie in drei weiteren Wochen verschluckt werden.
Ich bin nicht in Israel geboren und irgendwann einmal eingewandert. So definiere ich mich und die Umwelt auch. Ich habe einen Akzent im Hebräischen, spreche nicht so super fliessen wie ein gebürtiger Israeli und habe halt etwas andere Macken. Genau wie jeder andere, der einmal einwanderte. Nicht mehr und nicht weniger.
Gebürtige Israelis sehen in mir jemanden, der im Ausland aufwuchs und ansonsten ist das kein Thema. Weder auf der Arbeit noch im Freundeskreis. Unsere Gesprächsthemen belaufen sich auf das JETZT, auf unser Privatleben, die Arbeit, eben alles Alltägliche. Deswegen ist es mir fremd und ich finde es furchtbar, wenn einige Einwanderer die ewige “Neueinwanderer – Chose” abziehen.
Neueinwanderer – Das war einmal, doch danach folgt Alltag und Eingliederung. Ich will vorwärts kommen im Leben und mich weiterentwickeln und nicht auf dem ewigen Neueinwandererstatus stehenbleiben und jammern.
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