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Zfat (Safed) und Tiberias liegen bekanntlich in Nordisrael und vor genau einem Jahr zog ich aktiv in Erwägung, mich in einem der beiden Orte niederzulassen. Einfach weg aus dem hektischen israelischen Kernland und raus aufs Land.
Die Entfernung zwischen Tiberias und Zfat beläuft sich auf eine ca. einstündige Busfahrt und von beiden Orten kann aus man den jeweiligen anderen in der Ferne sehen.
Beides sind Kleinstädte, doch Tiberias besitzt gegenüber Zfat ein regelrechtes “Großstadtflair”, obwohl das viel zu übertrieben klingen mag. Beide Orte sind Käffer, doch in Zfat ist, außer der grandiosen Landschaft sowie der Altstadt, tote Hose. Nach Zfat kommt man, um die Aussicht und die Spiritualität zu geniessen, denn im Mittelalter war die Stadt einmal die Hochburg der Kabbalah. Bis heute zeugt der berühmte jüdische Friedhof davon, auf welchem zahlreiche Kabbalisten beerdigt liegen.
Kabbalisten auf dem Friedhof von Zfat: Rabbi Yitzchak Luria, Rabbi Moshe Cordovero, Rabbi Shlomo HaLevi Alkabetz oder Rabbi Yosef Karo.
Die Anglo – Gemeinde von Zfat hat viele Mitglieder und sie ist eine sehr aufgeschlossene und herzliche religiöse Gemeinde. Zusammen mit den einheimischen Israelis bilden sie die Einwohnerschaft und in der Umgebung ist Zfat bekannt als die Stadt der etwas “Durchgeknallten”. Eben aufgrund vieler “Pseudo – Spiritualität” suchenden.
Seit etwas mehr als einem Jahr herrscht geradezu ein amerikanischer Neueinwanderer - Run auf die Stadt Zfat, der ganz klar die Immobilien – und Mietpreise in die Höhe drängt und israelische Einheimische zu oft das Nachsehen haben. Dasselbe Schauspiel gibt es schon in Tel Aviv und Jerusalem, wo Tausende jüdischer ausländischer Investoren Immobilien erstehen, die sie im Endeffekt gar nicht nutzen. Außer an Pessach oder Sukkot lassen sie sich nicht blicken und machen so ganze Gegenden zu Geisterstädten. Beispiel: Die Villen vor dem Jaffa Tor in Jerusalem. Erstanden vorweglich von reichen Amerikanern für mehrere Millionen Dollar, doch die neuen Besitzer wohnen in den USA und schauen nur alle Jubeljahre einmal in ihrer neuen Wohnung vorbei. Das ganze Jahr über steht die Immobilie leer und die Jerusalemer Bevölkerung kann bei der chronischen Wohnungsnot sehen wo sie bleibt. Die Stadtverwaltung plant jetzt, derlei ausländische investoren zu bestrafen, indem sie eine extra Steuer einführt, sobald eine Immobilie überwiegend leersteht und nicht vermietet wird.
Um auf Zfat zurückzukommen: Hier spielt sich dasselbe Schaupsiel ab und Israelis haben auf dem zu teuer gewordenen Wohnungsmarkt wieder einmal das Nachsehen. Was die anrollenden amerikanischen Neueinwanderer jedoch außer acht zu lassen scheint: Zfat und Umgebung bieten keinerlei Arbeitsplätze und die meisten Bewohner sind entweder beim Sozialamt oder erhalten Arbeitslosenunterstützung. Was soll man in Zfat arbeiten, wenn es nichts gibt ? Wie soll ich mich dort finanzieren ?
Natürlich haben israelische Vermieter den Braten längst gerochen und vermieten nur allzu gern an betuchte amerikanische Neueinwanderer. Die Neuankömmlinge merken sehr schnell, dass die Suche nach einem Job in der Sackgasse enden wird und haben so ihre eigenen Ideen entwickelt: Viele geben spirituelle Vorträge, obwohl sie gar keine bis wenig Ahnung haben. Hauptsache der Rubel rollt.
Andere wiederum vermieten Gästezimmer. Wer sich bei jenen Amerikanern einmietet, vorsicht, denn das wird teuer. Dann gibt es jene, die plötzlich auf Kunst machen und ihre Bilder an Touristen verkaufen. Der neueste Coup ist, ein internationals Maklerbüro aufzumachen und Immobilien zu verscherbeln. All die Neuankömmlinge verändern den Charakter der kleinen beschaulichen Stadt und mittlerweile herrscht nur noch das Geld. Schade, dass die Stadt so umgemodelt und ausgebeutet wird. Noch dazu von Leuten, die neu im Land sind und Israelis, die hier geboren wurden und in den Kriegen kämpften, das Nachsehen haben.
Copyright / Photos: Miriam Woelke
Eingewanderte Amerikaner in Zfat machen den Reibach bei ihren eigenen ankommenden Landsleute. Das habe ich selber miterlebt und finde nur allein die Vorstellung daran furchtbar.
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