Tel Aviv, Stadtteil Florentin
Photo: Miriam Woelke
B”H
Viele Deutsche, darunter auch deutsche Juden, die noch nie in Israel waren, betrachten unser Land gerne als eine Art “deutsch – jiddische” Gesellschaft. Als eine Hochburg deutscher, französischer, amerikanischer oder osteuropäischer Juden. Theodor Herzl wollte einen Judenstaat gründen und Deutsch als Landessprache einführen, folglich ist irgendwie im heutigen Israel alles oder vieles deutsch.
Ganz und gar nicht, denn viele Landesteile bestehen größtenteils aus sephardischen oder Mizrachi Juden. Der heute so populäre Tel Aviver Stadtteil Florentin, zum Beispiel, wurde vom griechischen Juden David Florentin gegründet. Und das in den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts.
Jerusalem setzt sich größtenteils aus sephardischen Juden zusammen: Aus dem Iran, dem Irak, Kurdistan, Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen oder dem Jemen. Fast der gesamte Machane Yehudah Markt ist in der Hand der Juden aus dem Ira und das macht sich am angebotenen Essen bemerkbar. Orientalisch geprägt und ohne viel Jekkischkeit drumrum.
Der am Markt gelegene Stadtteil Nachlaot war noch bis vor einigen Jahre eine Hochburg der Juden aus Kurdistan und Syrien. Heute allerdings ziehen viele ultra – orthodoxe Juden (Haredim), amerikanische oder französische Neueinwanderer und hoffentlich auch ich im nächsten Monat, ein.
Tel Aviv ist nach wie vor die Hochburg der aschkenasischen Juden aus Europa und Amerika. Aber auch hier werden Gegenden von fast ausschliesslich sephardischer Bevölkerung bewohnt. Oben an die Schechunat HaTikwah.
Nicht immer haben sich die unterschiedlichen Bevölkerungen vermischt und bis heute fällt es mir schwer, mir Ehen zwischen deutschen und jemenitischen Juden vorzustellen. Zwischen Deutschen und Kurden. Fast ein Ding der Unmöglichkeit, denn die Mentalitäten liegen so ziemlich verschieden.
In Israel besteht kaum mehr eine lebendige deutsche Kultur. Die nachfolgenden Generationen der alten Jekkes sind heute Israelis und sprechen fast gar nicht mehr die Sprache ihrer Großeltern. Ich selber lebe keine deutsche Kultur, sondern israelische. Was man auch meinem Freundeskreis anmerkt. Deutsche kenne ich hier nicht.
Mit der deutsche Sprache allein steht der Besucher auf weiter Flur ziemlich allein da. Es sei denn, er trifft auf jemanden, der des Jiddischen mächtig ist und das allein stellt eine Problematik dar. Wer kann heute noch Jiddisch außer älteren Menschen oder den Haredim ? Obwohl eine neue Jiddischkultur besteht, muss man diese immer noch großflächig suchen.
Wer nach Israel kommt, der sollte zumindest der englischen Sprache mächtig sein, denn wir sind keine deutsche Kolonie !
Ev. sollte man etwas relativieren, das man z.B. auch ohne viel Englisch- oder Hebraeisch-kenntnisse einen Urlaub in Israel verbringen kann. Meine Eltern (z.B.), kommen erstaunlich gut mit 90% Deutsch in Israel zurecht und treffen vom Kellner, Tankwart, Polizei und Flughafenpersonal etc., immer wieder Leute die auch Deutsch verstehen/sprechen.
AntwortenLöschenViele Junge Israelis lernen Deutsch und Sprachschulen suchen haenderingend Deutschlehrer. Ob das nun an Kultur, Musik - "Tokio Hotel" liegt, oder an oekonomisch- wirtschaftlichen Gruenden, aber Deutsch scheint voll im Trend zu liegen, zumindest bei der Jugend. Wer russisch spricht kommt in Israel vermutlich besser zurecht als mit englisch, regional auch mit franzoesisch (z.B. in Netanya).
Ich habe (ohne Suche) in 2 Jahren einen (wenn auch ueberschaubaren) deutschsprachigen Freundeskreis aufbauen koennen, bestehend aus Auswanderen und Angeheirateten - die ihrerseits auch wieder deutsche Israelis kennen. Es gibt in TLV einen deutschen Stammtisch, deutsche Webseiten zur Einwanderung, deutsche Notare, sehr viele deutsche Produkte, aktuelle deutsche Zeitschriften und Magazine, Buecher, TV-Stationen u.s.w..
Ich wuerde Israel zwar auch nicht als eine deutsche Hochburg bezeichenen, aber man kommt hier mit der deutschen Sprache weit besser zurecht als in vielen anderen europaeischen Laendern, wie Spanien, Portugal, Frankreich oder Italien (abseits der Touristenhochburgen).
Fuer Touristen die es wirklich brauchen gibt es deutsche-oestereichisch & schweizer Kueche/Restaurant (auch in Jerusalem) & natuerlich deutsches Bier...
Cheers
B"H
AntwortenLöschenMir ist in all den Jahren in Israel kaum jemand begegnet, der Deutsch spricht, ausser den Woertern RTL, RAUS oder SCHNELL, SCHNELL.
Die Jugend lernt in den Schulen kein Deutsch, sondern Englisch und das wiederum ist populaer wegen des Internet.
Deutsche Produkte gibt es massig, aber die sind teilweise total ueberteuert. Selbst das deutsche Bier wie PAULANER.
Im israelischen Alltag spielt Deutsch kaum eine Rolle, es sei denn, man besteht partout darauf, Deutsche kennen zu lernen und sucht wie verrueckt.
Ein Arbeitskollege von mir (Philosophiestudent) musste etwas Deutsch lernen, doch sprechen kann es nicht. Dafuer kann eine andere Arbeitskollegin, die aus Rumaenien einwanderte, etwas Deutsch aus der rumaenischen Schulzeit.