B"H
Wie ich schon zuvor schrieb http://lebeninjerusalem.blogspot.com/2007/02/aliyah-damals-und-heute.html , nahm ich wenige Wochen nach meiner Aliyah (Einwanderung nach Israel) am Kurs bei Tikvatenu teil. Dieses ist ein sogenannter Ulpan (Sprachkurs), doch eigentlich lernt man mehr ueber die israelische Gesellschaft als Hebraeisch. Davon abgesehen kann nur jemand in den Kurs, dessen Aliyah nicht vor mehr als 10 Jahren stattfand und ein Muss ist die hebraeische Sprache.
Die Location von Tikvatenu ist gegenueber dem Rabbanut (Oberrabbinat) nahe des Zentralen Busbahnhofes in Jerusalem. Wer interessiert ist, kann sich an Ilana oder Judy wenden.
Ziel des dreimonatige Kurses ist es, Neueinwanderer auf das Arbeitsleben in Israel vorzubereiten bzw. etwaigen arbeitslosen Olim neue Jobs zu suchen. Vor allem fuer Russen ist dieses Programm von Vorteil, haben sie doch in ihrem Leben noch nie eine Bewerbung geschrieben.
Nach ca. vier Wochen Ulpan bei der Lehrerin Linda, begannen wir zu lernen, wie man sich auf israelisch bewirbt. Meine Klasse war optimistisch. Im Jahre 2000 war die Arbeitsmarktlage noch besser als sie heute ist, denn die HighTech - Branche bluehte.
Je besser das Ivrit (Hebraeisch) und die Qualifikationen, desto besser die Jobaussichten. Allerdings teilte man uns gleich von vornherein mit, dass wir lieber erstmal klein anfangen sollten. Nur nicht mit grossen Anspruechen daher kommen.
Eines morgens kam sogar eine Psychologin in die Klasse und jeder machte bei ihr individuell einen Test. Natuerlich war jeder Neueinwanderer auf eine bestimmte Branche fixiert, aber dennoch machte die Psychologin einen sehr guten Vorschlag. Wieso nicht einmal etwas ganz Neues ausprobieren, was ich uebrigens nie vergass und jetzt gerade mache.
Damals aber waren wir zu fixiert auf Buerojobs oder Aehnliches. So schickte man mich zu einer HighTech - Firma im Jerusalemer Technology Park. Ich bekam den Job in einem Call - Center, was ich schon nach zwei Tagen bitter bereute. Ich bin kein Call - Typ und in dem Center konnte ich mein Hebraeisch weder benutzen noch verbessern. Alles war auf Englisch und die Mitarbeiter Briten oder Amerikaner, die in ihrem Ghetto lebten. Die ganze Atmosphaere gefiel mir nicht und ich ging ein paar Monate spaeter. Die Firma war eh am Boersenrutsch und die Leute wurden entweder gefeuert oder gingen freiwillig.
In Israel ist das so eine Sache mit dem gefeuert werden. Jeder, der keinen besonderen Arbeitsvertrag hat, kann jederzeit gefeuert werden. Das ist Gang und Gebe. Vor allem in Call - Centers. Wer aus dem Call - Center gefeuert wird, geht gleich um die Ecke in das naechste.
Unser hilfreichster Unterricht war bei Avi, unserem hebraeischen PC - Lehrer. Eines Tages klaerte er uns ueber die israelische Gesellschaft auf. Zuerst mussten wir ihm sagen, was wir von Israelis hielten und kurz davor erzaehlte er uns, wie denn die Israelis die Neueinwanderer sehen. Was natuerlich davon abhaengig war, aus welchem Land der Neueinwanderer kommt.
Fazit: Israelis haben immer recht und man widerspricht seinem Boss nicht. Die Russen waren schon besonders gut darauf trainiert.
Arbeitsmoral und Chefs funtionieren in Israel anders als in Deutschland und vor allem stoesst ein Neueinwanderer immer auf die Grenzen der Protektia, welche er nicht hat.
Israel ist ein kleines Land und irgendwie hat man das Gefuehl, dass sich alle Leute kennen. Aus der Schule, von der Armee, Familie......Gibt es Verguenstigungen oder Jobs, so wird erstmal in den Kreisen herumgefragt. Selbst bei der Buerokratie. Wer kennt wen bei der Stadt, Regierung oder im Finanzamt. Der Neueinwanderer dagegen muss sich seine Protektia erst aufbauen, was ihn um so manche Chancen bringt.
Die Leute aus meinem Kurs habe ich, bis auf wenige, nicht wieder getroffen. Schade eigentlich, denn es war eine gute Klasse. Ich kann Tikvatenu nur weiterempfehlen. Einen Job haben fast alle gefunden, wenn auch viele nur befristet.
Die israelische Bewerbung sollte auf nur einen DIN - A4 Seite getippt werden. Diese wird per Fax an die Arbeitgeber gesandt und wer Glueck hat, bekommt einen Rueckruf zum Vorstellungsgespraech. Wer nach zwei Tagen noch keinen Rueckruf hat....weitersuchen. Die Bewerbung sollte kurz sein. Mit den Inhalten was man fuer Erfahrungen hat, wo man arbeitete und was genau die Position / Aufgaben waren.
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