B"H
Zwei Bekannte hatten mich gewarnt, nicht nach Hebron hinauszufahren. "Viel zu gefährlich !"
"Wenn man nicht aufpasse, könne man glatt im für Juden verbotenen Teil der Stadt landen und wer weiß, was dann die Palis mit einem machen".
Ich befragte einen Dritten und bekam zur Antwort, ich solle bloß fahren. Er fahre jeden Monat und nie sei etwas geschehen.
Vom Jerusalemer Busbahnhof nahm ich den Egged - Bus Nr. 160. Fahrtkosten für eine Fahrt: 8,80 Schekel (ca. 1,5 Euro). Der 160iger Bus ist gepanzert, wie alle Busse, die in die Siedlungen nach Samaria (Shomron) oder Gush Etzion hinausfahren. Die Fahrgäste bestanden zur Hälfte aus Zivilisten und die zweite Hälfte waren Soldaten. Auch einige Jugendliche der Siedler fuhren mit; ohne jegliche Bedenken, denn sie sind mit der allgegenwärtigen palästinensischen Terrorgefahr aufgewachsen.
Über den Jerusalemer Stadtteil Gilo fuhr der Bus hinaus in die Siedlungen. Wir passierten Karme'i Zur und mehrere arabische Dörfer. Die Landschaft schaut aus wie ein Gemälde: Olivenhaine und Berge. Wer eine Kalenderlandschaft sucht, der fahre hinaus in die Siedlungen.
Nach fast einer Stunde erreichten wir die nationalrelig. Stadt Kiryat Arba, welche mir wesentlicher besser gefiel als die Stadt Ariel am vergangenen Sonntag. Kiryat Arba grenzt an Hebron. Man überquert eine Straße und befindet sich in Hebron. Wer allerdings nach Kiryat Arba hinein will, der muss ein Tor mit Sicherheitspersonal passieren.
Ich kannte mich in Hebron absolut nicht aus, sah jedoch die "Ma'arat HaMachpelah" von weitem. Ein riesiges Gebäude, in welchem die Vorväter mit ihren Frauen begraben liegen: Avraham und Sarah, Yitzchak und Rivka (Rebekka) sowie Yaakov und Lea. Außerdem liegen dort die ersten Menschen Adam und Eva (Chava) begraben.
Die Machpelah war mein eigentliches Ziel, denn ich war noch niemals dort gewesen. Mehrere Soldaten bewachen die Eingänge, denn die Machpelah ist aufgeteilt zwischen Juden und Moslems. Moslems betrachten Avraham (Ibrahim) als ihren Vorvater. Christen hingegen haben mit den Vorvätern absolut nichts zu tun !
Heutzutage sehen die Palis die Machpelah als ihre eigene Machtdemonstration an. Sie verwalten 3/4 des Gebietes der Machpelah; Juden hingegen verfügen nur über kleine Gebiete innerhalb des Gebäudekomplexes. Juden ist der Zutritt in die arabischen Teile streng verboten, doch die moslemische Tempelwache Wakf hingegen darf die jüdischen Räume betreten.
Wenn man am jüd. Eingang alle Sicherheitskontrollen überwindet, gelangt man in einen Raum mit einer weißen verschlossenen Tür. An der Tür befindet sich ein kleiner Vorhang, der diesen Eingang als den in das Paradies ausweist. Der Raum mit einer unterirdischen Höhle befindet sich ebenso in moslemischer Hand und die Moslems betrachten dies als "zusätzliche Macht". G - tt jedoch wird sich jedoch nicht darum scheren und der Weg in die Höhle ist ihnen verwehrt. Zumindest gibt es Gerüchte, dass einige Moslems in die Höhle gingen und nie wieder heraus kamen.
Rechts neben der Tür befindet sich ein Schild mit einem Zitat aus dem Buch "Likutei Moharan" des Rabbi Nachman von Breslov. "Hier sei der Ort, an welchem die Seelen zu G - tt aufsteigen". (Siehe Likutei Moharan 17).
Links um die Ecke befinden sich je zwei gegenüberliegende Räume mit den Gräbern von Avraham und Sarah sowie von Yaakov und Lea. In den Räumen selbst liegen die Gräber der Ehepaare getrennt voneinander. An den Wänden hängen spezielle Gebete aus und es ist schon ein bewegender Moment dort zu stehen.
Natürlich liegen die wirklichen Gräber viel tiefer weiter unten als der Grabstein oben ausweist. Mich schockte, dass die gigantischen Grabsteine mit abgenutzten grünen Vorhängen bedeckt sind. Eine goldene arabische Inschrift war darauf zu sehen. Überhaupt ist der gesamte Design der Machpelah in arabischem Stil gehalten.
Was, um Himmels Willen, haben derlei arabische Sprüche auf den Grabsteinen zu suchen ? Es heißt, dass Moslems den zweiten Sohn Avrahams als Propheten betrachten. Seine Halle ist Juden nur an den Pessach - sowie Sukkotfeiertagen zugänglich.
Draußen vor dem Gebäudekomplex hat man die Möglichkeit im "Gutnik Center" einzukehren oder Souvenirs zu kaufen. Kaffee und Kuchen ist recht teuer. Ich befragte die Bedienung nach den Sehenswürdigkeiten und wie man dahin komme. Die Bedienung riet mir, die Straße hinunterzugehen und irgendwann im jüdischen Stadtteil "Avraham Avinu" zu landen.
"Ob das nicht gefährlich sei, denn draußen laufen Palis herum ?"
"Nein, überall sind Soldaten".
So machte ich mich auf den Weg. Ich befand mich allein auf der Straße. Palis liefen an mir vorbei und einige Jugendliche riefen mir nicht gerade freundliche Sprüche zu. Es war ein kleines Spießrutenlaufen bis zum nächsten Wachposten. Ich ging einfach weiter und ignorierte die Palis. Und genauso lief ich meine Tour ab. Immer zum nächsten Wachposten, um nie den Weg im jüdischen Gebiet zu verlieren. Anzumerken sei, dass die Palis sehr wohl in jüdische Gegenden laufen dürfen, doch Juden ist der Zutritt in ihre Gebiete strengstens verboten !
Unzählige Häuser im jüdischen Viertel stehen leer, doch auf die Besitzansprüche der Grundstücke gehe ich in einem separaten Artikel ein. Ich erreichte den jüdischen Friedhof, welcher, u.a., 92 Gedenksteine der jüdischen Opfer eines arabischen Pogromes im Jahre 1929 beherbergt.
Auch auf das Pogrom in Hebron gehe ich noch gesondert ein.
Wer ein nichtjüdischer Tourist ist, kann eventuell in den arabischen Teil Hebrons einreisen. Ich jedenfalls war glücklich im jüdischen Teil zu sein, selbst wenn Betonmauern und Stacheldraht an die Grenze zum Feind erinnern.
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