Donnerstag, 13. August 2009

Sommer in Jerusalem

B"H

Ist Tel Aviv im Sommer wirklich soviel aktiver als Jerusalem ?

Neulich gestand mir eine junge Tel Avivit, dass gerade dieses Jahr enttäuschend sei. Trotz all der 100 - Jahr - Feiern sei die Stadt eher lahm und im vergangenen Jahr war alles viel besser.

Jerusalem will nicht immer hinten anstehen und es laufen einige Sommerveranstaltungen. Dienstags, zum Beispiel, laufen in der Ben Yehudah Mall Konzerte.
Konzerte ?
Okay, eine Band spielt. Aber das ist ja schon etwas.
Seit ein paar Tagen versuchen zwei junge Typen ihr Glück. Sie trommeln auf mehrere Plastikeimer ein. Ehemalige Farbeimer. Privat und nicht aufgrund des Sommerfestivals.
Toll, dachte ich mir, da kann ich ja ebenso ein paar Plastikeimer aus der Bäckerei anschleppen und trommeln. Kann ja sein, dass ich so mehr verdiene als am Backofen.
Aber nichts da ! Die Typen sind total professionell in ihrem Tun. Kein lahmes Herumkloppen auf die Eimer, sondern ein richtiges Konzert erfolgt. Die Zuschauer sind begeistert und vor allem junge Mädels (aber auch ältere Frauen) sehen "frisches Blut" und machen sich an die Typen heran. Die weibliche Fangemeinde ist schon angerollt.

Weiter unten in der Ben Yehudah sah ich vor zwei Tagen ein neues Konzert anrollen. Auch keines der städtisch organisierten des Sommerfestivals, doch etwas genauso Individuelles wie die beiden Eimertypen. Ein junger Mann hielt zwei Tischtennisschläger in der Hand und schlug auf unterschiedliche lange Enden von Plastikrohren, was verschiedenartige Töne erzeugte.

Mittendrin rennen einige Schnorrer auf und ab und betteln jeden um Geld an. Reguläre Bettler aus der Ben Yehudah. Falls Ihr dort einem richtig aufdringlichen Fall begegnet, ein Typ, der solange vor Euch stehen bleibt, bis Ihr einen Schekel herausrückt, ist derjenige garantiert Palästinenser. Die Palis lernten, dass Israelis viel spenden und auch die Touristen großzügig sein können. Nicht in den Paliviertel, denn dort werden sie eh schon genug abgezockt, doch außerhalb. Und so rücken die Palis in jüdische Zentren an und ziehen ihre Show ab. Nicht immer unter ihrer wahren Identität und versuchen einen jüdischen Eindruck zu erwecken. Normalerweise wissen Israelis gleich, was los ist; Touristen hingegen sehen den Unterschied nicht und meinen, derjenige Bettler sei Jude.

Gerade in Jerusalem sollte jeder Tourist auf sein Geld aufpassen, sonst ist er es schnell los. In der Arabischen Altstadt verstehen es die Palis wunderbar ihre Mitleidsmasche abzuziehen. "Oh, wir armen Palästinenser haben nichts zu beissen und die Israelis kloppen nur auf uns ein".
Äußert ein Tourist soetwas wie Kritik, kann der Pali schon einmal richtig sauer werden und man sei ja Rassist. Nicht selten gibt dann ein Tourist kleinbei, denn er will aus der Situation heraus und einfach nur noch weg. Um seine Ruhe zu haben, gibt er dem Pali eine Spende.

In Westjerusalem ist alles wesentlich einfacher, denn die Waren haben ihre festen Preise und die gebotenen Freiluftattraktionen a la Plastikeimer sind umsonst. Wer abends ausgehen will, der sollte das in Westjerusalem tun. Dort gibt es Bars in der Innenstadt und derzeit auch den Nightliner Bus nach Tel Aviv. Die Palis machen ihre Läden und Restaurants eh relativ früh dicht und ein richtiges Nightlife findet sort nicht statt.

Wer den israelischen Alltag betrachten will, der setze sich in eines der Cafes im Machane Yehudah Markt. Ins "Mizrachi" oder ins "Emil" zum Beispiel. Der Markt erlebt einen Wandel und immer mehr Chic zieht ein. Darunter hervorragende Cafes mit Flair. Die Umgebung mag dreckig sein, denn der Machane Yehudah ist bekannt für seine Ratten, aber durch die Cafes laufen diese noch nicht.

Was man am Machane Yehudah meiden sollte, ist das italienische Restaurant "Topolino". Neben dem Markt in der Agrippas Street gelegen. Von außen erscheint alles ganz toll und romantisch, doch die Preise grenzen an Betrug und wer nicht richtig teuer bestellt, der wird schonmal von Besitzerin Jonah und Partner Shai gebeten, doch eher zu gehen, denn es warten andere Leute auf den Tisch.

Jeder muss entscheiden, welche Preisklassen er sucht. Das beste ist, sich selbst auf den Weg zu machen und zu suchen. Dabei wird einiges erlebt und man lernt so richtiges lokales Leben kennen. Lasst Euch jedoch nicht von arabischen Hostelbesitzer sonstwo hin schicken, denn die schanzen ihren Freunden Business zu und hinterher kassieren sie bei den Geschäften dick an Provision, in die sie Euch sandten. Genauso verhält es sich, wenn sie Euch zu Taxen schicken. Der Pali - Fahrer zahlt dann Kommission an den Hostelbesitzer, durch den er das Business erhielt.

Haltet Eure Augen offen und stellt Preisvergleiche an. Eure Geldbörse wird es Euch danken.

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