B"H
Unsere Bäckerei ist "wieder einmal" auf der Suche. Fehlen tun mindestens ein Bäcker und jemand, welcher abends die Maschinen der Fabrik putzt. Zwei feste Kollegen fallen derzeit aus und keiner weiß, wielange sie ihre Arbeit fortsetzen bzw. inwieweit sie Zeit haben. Zwischenzeitlich wurden Leute eingestellt, doch die liefen schon nach wenigen Tagen davon. Nicht, weil bei uns alles so furchtbar schlecht läuft, doch eher, weil das Gehalt für einen Neuen nicht gerade berauschend ist und weil es sich teilweise um Arbeit handelt, und nicht herumgesessen wird.
Okay, jeder macht seine Pausen und essen kann man natürlich auch. Bäckereiprodukte, versteht sich.:-) Obwohl ich sagen muss, dass diese einem ziemlich schnell zum Halse heraushängen.
Vom Arbeitsamt kamen Bewerber und, wie wohl in vielen Ländern, haben diese Leute auch in Israel nicht gerade den besten Ruf. Ich hatte abends einige von diesen Leuten am Telefon und man fragte vor dem eigentlichen Vorstellungsgespräch nach, wie denn das so mit dem Geld und den Pausen sei. Leichte Arbeit, schwere Arbeit, und so … Nicht besonders interessiert, aber das Amt schicke einen halt vorbei.
Israel ist vollgepackt mit Arbeitssuchenden, doch meiner Erfahrung nach kann man die Hälfte davon nicht gebrauchen, da zu unterqualifiziert. Ein weiterer hoher Anteil ist einfach desinteressiert und absolut unzuverlässig. Mal kommt man zur Arbeit, dann wieder zu spät oder gleich gar nicht. Die Kinder sind krank, der Opa hatte einen Schlaganfall oder man fühlte sich selber nicht gut. Und überhaupt, die Bäckerei solle sich mal nicht so anstellen, denn schließlich sei man ja auch nur ein Mensch.
Derlei Blabla kriegen wir ständig zu hören. Einer der Vorgesetzten meinte gestern zu mir, er würde halt irgendeinen Äthiopier vom gegenüberliegenden Machane Yehudah Markt anschleppen und als Aushilfskraft beschäftigen. Ich gab zurück, dass ich das nicht will. Ich arbeite nicht mit Äthiopiern, die da heute zur Arbeit antanzen, morgen nicht und übermorgen schicken sie ihre Schwester oder ihre Großmutter vorbei. Was wir brauchen, sind feste zuverlässige Leute und nicht jemand, der den halben Laden auseinander nimmt.
Gut gesagt, aber erst einmal finden bei dem Anfangsgehalt. Und wer findet heute in Israel zuverlässige Angestellte ? Hunderttausende Arbeitslose sind vorhanden, aber wie gesagt, nur wenige kann man wirklich gebrauchen. Der Rest jammert, kommt nicht zur Arbeit, hängt herum oder rechnet vor, dass ja das Arbeitslosengeld genauso hoch sei und man lieber daheim bleibe. Wozu sich abrackern ?
Wie viele in Israel ihren Job suchen ?
Indem sie Bewerbungsemails an Unternehmen entsenden oder selber einfach vorbeischauen und nachfragen. Keine Bewerbungsmappen und der ganze Schnickschnack wie in Deutschland. Stattdessen geht man vorbei, schaut sich um und fragt nach. Zu schämen braucht sich deswegen niemand und nicht wenige finden so eine feste Arbeit. Teils können sie gleich anfangen und dann sehen beide Seiten, ob der Job etwas für den Suchenden ist oder nicht.
Wer Interesse an einem Job in der Bäckerei hat, hier die Voraussetzungen:
Arbeitswille, israelische Staatsbürgerschaft und man sollte Jude sein. Das Alter ist nicht das Allerwichtigste, denn wir beschäftigen auch Leute über 50. Die Hauptsache ist, dass derjenige arbeitet und sich bewegt und nicht herumsitzt und angibt, ihm tun alle Knochen weh. Außerdem sollte derjenige über gute Hebräischkenntnisse verfügen !
Was geboten wird ?
Anfangsgehalt muss zäh ausgehandelt werden !
Das Gehalt wird stets pünktlich zum 6. des Monats gezahlt.
Soziale Konditionen (Rentenversicherung), all das, was in Israel nicht immer so selbstverständlich ist.
Arbeitskleidung wird gestellt und Getränke wie Wasser, Kaffee, Schokodrink, Milch, sind umsonst. Essen darf man auch !
Wer will, der kann mir eine e - mail tippen:
miriamwoelke@gmail.com
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