Sonntag, 19. Juli 2009

Ein "Super - Bürgermeister" namens Nir Barkat

B"H

Wenige Minuten nach Schabbatende machte ich mich am gestrigen Abend in diverse haredische (ultra - orthodoxe) Stadtteile auf, um zu schauen, ob wieder Demonstrationen stattfinden. Diesmal geht es dabei weniger um das am Schabbat geöffnete Karta - Parkhaus am Jaffa - Tor als um die inzwischen in Hausarrest sitzende haredische Mutter, die da wegen Kindesmisshandlung angeklagt wird.

Man mag zu dem Fall stehen wie man will und das letzte Wort ist noch lange nicht gesprochen. Zuviele Berichte, Gerüchte und Gegendarstellungen sind im Umlauf, dass kaum noch ein normaler Mensch durchsteigt. Siehe dazu meinen
chassidischen Blog.


Links: Nir Barkat regiert Jerusalem seit Ende 2008.


Wahrscheinlich ist es äußerst leicht zu sagen, dass ein haredischer Bürgermeister, wenn er denn Me'ir Porush geheissen hätte, die Angelegenheit taktvoller angegangen wäre. Oder was ist mit dem vorherigen Bürgermeister Uri Lupolianski ? War er so schlecht ? Hat er es nicht verstanden, Jerusalem so zu regieren, dass Säkulere und Religiöse nicht aneinanderkrachten. Aber was macht Nir Barkat ?
Es scheint als sei die entspannte Atmosphäre dahin und dass nicht nur wegen ein paar Demonstrationen, sondern wegen Barkats Rachegelüste, sämtliche Haredim einer Kollektivschuld zu beschuldigen. Alle Bewohner Mea Shearims sind schuld und sollen büssen, so der Bürgermeister. Dabei vergisst er nur allzu leicht, wer ihn denn in sein Amt erhoben hat. Ganz sicher nicht die Säkuleren !

Als ich mich gestern abend auf besagten Weg machte, brauchte ich noch nicht einmal 100m weit zu gehen als mir die entstandene Kluft zwischen haredisch und säkuler offenbart wurde. In der Agrippas Street am Machane Yehudah Markt kam es fast zum Eklat. Ein Chassid schrie "Schabbes, Schabbes", weil schon wenige Minuten vor Schabbatende die Autos fuhren. Ob der Chassid dazu ein Recht hat, darüber kann man geteilter Meinung sein, aber das ein paar sephardische Juden (mit nationalrelig. Kipa) mittleren Alters auf den Chassid losstürmen und ihn halb zu verprügeln bereit sind, das ist neu.


Man hätte sich etwas abgeregt, doch urplötzlich stoppte ein vorbeifahrender Wagen, ein junger sephardischer säkulerer Jude sprang wie von der Tarantel gestochen auf den Gehsteig und rannte auf den Chassid zu, um ihm eine runterzuhauen.
Jemand, der gar nicht wusste, worum es bei dem Streit überhaupt ging, kommt einfach an und will jemadem eine Klatschen. Seine Tussi, die da mit ihm Auto sass kannte offenbar das Temperament ihres Freundes und lief schreiend hinter ihm her. Die Szenerie wurde sogar jenen Sepharadim zuviel, die da den Chassid zuerst auf dem Kicker hatten und sie hielten den Autofahrer zurück und schleppten ihn mit Gewalt in dessen Wagensitz.

Anscheinend zufällig traten dem Geschehen noch einige weitere Haredim bei und Autofahrer samt Sepharadim fuhren bzw. gingen davon.

Dies soll nur aufzeigen, wie sensibel ein Bürgermeister in Jerusalem vorgehen muss, denn kaum eine Stadt ist schwerer zu regieren. Und Nir Barkat liess bisher jedes Fingerspitzengefühl aus.

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