Montag, 13. Juli 2009

Man will sie nicht

B"H

In einem Punkt haben die Israelis schon von Jahren von Deutschland gelernt: Hierzulande will man unbedingt die gleichen Fehler, welche Deutschland in Bezug auf seine Ausländerpolitik machte, verhindern. Der israelische Otto - Normalverbraucher will alles, nur keine Afrikaner oder Chinesen neben sich wohnen haben. Nicht nur, weil dann automatisch der Immobilienwert sinkt, sondern weil man derlei Leute eben einfach nicht will. Basta !

Israel ist ein kleines, nicht gerade reiches, Land, welches da um sein Überleben kämpft. Terror, innere geselschaftliche Zwiste, eine hohe Arbeitslosigkeit, keine besondere soziale Absicherung und Preissteigerungen von der Grandiosität eines Wolkenkratzers.

Eines allerdings will man weniger: Dreckarbeit verrichten.
Noch zu Pionierzeiten, damals als das Land aufgebaut werden musste und der Zionismus blühte, wurde es als eine Ehre gesehen, Bauarbeiter zu sein. Irgendwann kam der Knick und die Araber übernahmen die Jobs, denn sie jobben für weniger Stundenlohn als jüdische Israelis. Zwar bekommen lt. Gesetz Palästinenser mit israelischem Personalausweis die gleichen Rechte, doch Juden verlangen immer mehr Geld. Die Palis hingegen nahmen alles an und beschwerten sich nicht stündlich.

Dann kam die Zeit der Terroranschläge Mitte der 90iger und plötzlich wurden die Palis in ihre eigenen Gebiete verbannt. Die Landwirtschaft - sowie die Bauindustrie trauerte ihnen nach, aber alles half nichts: Neue Leute mussten her. Die Russen wollten auch nicht gerade in der privaten Altenpfleger Hintern abwischen und so besann man sich aufs Ausland. Israelische sowie chinesische oder philippinische Schlepper besorgten den Rest.


Weit mehr als 100,000 (die Rede ist teilweise von 300,000 Gastarbeitern) nahm das Land auf. Befristet und nicht mit großem Hallo und Bleiberecht wie in Europa. Der Gang zur Visaverlängerung wird für eine Philippina, einen Afrikaner, einen Südamerikaner, Thai oder Chinesen zum Spießrutenlauf. Hinzu kommen nicht immer die tollsten Löhne doch harte Arbeit. Die Philippinas sowie die Nepalesen haben es da in der privaten Altenpflege noch besser, denn immerhin haben sie bei dem Pflegefall eine Unterkunft. Nicht immer positiv, denn in dem Fall sollte man 24 Stunden zur Stelle sein. Außer sonntags, da haben die Philippinos frei und man sieht sie in Scharen durch die Innenstädte bummeln.

In die Gesellschaft eingegliedert ist keiner der Gastarbeiter. Meist wohnen sie in heruntergekommenen Behausungen, wenn nicht gerade beim Pflegebedürftigen Israeli. Die Chinesen schuften auf dem Bau, wo sie von den Palis argwöhnisch als Konkurrenz gesehen werden. Die Thais arbeiten in der Landwirtschaft der Kibbutzim oder Moschavim. Die Philippinas haben am ersten ausbaldovert, wie sie in Israel am besten wegkommen. Man verlasse den Job in der Altenpflege sausen, hause mit mehreren Freundinnen zusammen und suche private Putzstellen. Dies geschieht illegal, denn die Arbeitserlaubnis ist nur auf einen Pflegefall begrenzt. Die Putzerei aber bringt in Tel Aviv 45 Schekel pro Stunde (9 Euro) und alles bewegt sich auf Stundenbasis und nicht auf der 24 - Stunden Hinternwischerei.

Am Mittwoch, dem 1. Juli, herrschte dicke gespannte Luft um den Zentralen Busbahnhof in Tel Aviv. Der Levinsky Park gegenüber sowie in den umliegenden Straßen war kaum jemand draußen. Es hatte eine Warnung gegeben, dass die neue Einheit der Ausländerpolizei ("OZ" - für "Ovdim Sarim - Fremdarbeiter) im Anmarsch sei und Jagd auf Illegale mache. Tel Avivs Bürgermeister Ron Chulda'i will den "Dreck" loswerden und seine Stadt zu einer wohlhabenden Stadt umfunktionieren. Auch die Gegend um den Busbahnhof. Afrikaner oder Chinesen haben da keinen Platz.

Klingt hart ?
Nicht, wenn man den Hintergründen gewahr wird.
1. Ist ein Großteil aller Fremdarbeiter illegal im Land. 2. Gleicht die Gegend unmittelbar neben dem Busbahnhof sowie im Untergeschoß des Busbahnhofes eher Manila als Tel Aviv. 3. Die Afrikaner besiedeln den Levinsky Park und so mancher Israeli traut sich abends kaum mehr hinaus, wenn er da von einem Pulk Afrikaner angeglotzt und angemacht wird. Soweit wie in Deutschland will man es nun nicht kommen lassen, wo viele Türken etc. Deutsche anmachen. "Nicht mit uns in unserem eigenen Land !" - so die Israelis. Die Israelis außer einem linken Grüppchen, welches da auf die Menschenrechte aufmerksam macht.

Ist das Visum abgelaufen, wird jedes Land rabiat und schiebt ab. Man schaue in die USA, in die Schweiz und auch nach Deutschland ! Wieso sollte in Israel alles anders sein ?
Die Regierung Netanyahu allerdings macht einen bedeutenden Fehler in ihrer "Catch and Deport" - Abschiebepolitik: Weder Afrikaner noch Philippina nehmen einem arbeitslosen Israeli den Arbeitsplatz weg. Im Prinzip können wir froh sein, dass jemand die Dreckarbeit des Landes erledigt. Andererseits jedoch haben diese Leute in Israel nichts verloren denn, wir sind ein jüdischer Staat. Und wer sich dieser Tage in Ausländergegenden umschaut, weiß, was ich meine. Die Levinsky Street a la Kreuzberg, wo ein Israeli fast zum Ausländer wird.

Die Afrikaner hat Ron Chulda'i fast alle aus Tel Aviv verbannt. Jetzt aber mucken die kleineren Orte auf, denn die Gestrandeten aus Eritrea, Nigeria oder dem Sudan will man nicht. "Wieso in die arme Peripherie ? - fragen die Bewohner der Negevstadt Arad. Soll man die Afrikaner halt nach Beersheva oder nach Netanya schicken, aber da will die Schickimicki so Normalo - Bevölkerung keine Fremdarbeiter. Mit uns kann man es ja machen !"

Israel steht vor einem großen Problem und der Großteil der Bevölkerung erkennt zwar die Arbeit der Gastarbeiter an, doch haben will man sie nicht. Seit Jahren bekommen Gastarbeiterinnen Kinder und meinen, so im Land bleiben zu können. Kinder als Garantieware ! Doch damit ist ab August Schluß, denn dann werden auch Familien abgeschoben.

"Was sollen wir denn auf den Philippinen arbeiten ? - fragt ein philippinisches Ehepaar in der Presse. Wieder Reis anbauen ?"
Genau diese Frage ist der israelischen Gesellschaft mehr als egal, denn jeder hat schließlich seine Heimat, in die er gehört. Und eine Philippina gehört auf die Philippinen; mit oder ohne Reis.

1 Kommentar:

  1. Das klingt teilweise, als wären alle Ausländer nichtsnutzige Verbrecher?! Und solche Sätze klingen wiederum bedrückend nach NPD-Faltblatt.

    Die Abschiebungen sind schon berechtigt (Dt. ist da meist (wohl "geschichtsbedingt") viel zu nachlässig), aber verallgemeinernde Bezeichungen wie "Dreck" "Siff" etc. wirken auf mich wirklich schockierend unfair und voreingenommen.

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