Dienstag, 21. Juli 2009

Kurze Flucht

Tel Aviv Beach: Blick auf Yaffo


B"H

Israel, oder sollte ich sagen JERUSALEM, hat einmal wieder eine neue Soap Opera. Die Sache ist ernst und sollte nicht als Seifenoper betitelt werden, doch ist das Drumherum, was sich da mittlerweile entwickelt hat, mehr als nur eine perfekte Inszenierung.

Wer Lust hat, der kann sich durch meine deutschen Beschreibungen zum Fall der Kindesmisshandlung in Mea Shearim auf meinem Blog "Chassidc Stories" wühlen. Andererseits, mein englischer Blog SHEARIM ist noch mehr up - to - date, da ich heute noch nicht zu weiteren großen Updates gekommen bin.

Nach der Nachtarbeit in der Jerusalemer Bäckerei pflanzte ich mich heute früh in einen der ersten Busse nach Tel Aviv. Wer dieser Tage in Jerusalem weilt und sich in der ultra - orthodoxen Gesellschaft bewegt bzw. auskennt, der wird die gravierenden Spannungen bemerken. Haredim, welche der antizionistischen Edah HaCharedit angehören, scheinen irgendwie in Warteposition zu liegen.
Läuft der Kindesmisshandlungsfall nicht nach ihren Vorstellungen ab, wird es erneut zu Straßenschlachten mit der Polizei kommen.

Ich muss einfach einmal etwas anderes sehen und andere Gedanken in den Kopf bekommen und außerdem war ich eh einige Tage nicht daheim in Tel Aviv. Die Spannungen in der Heiligen Stadt machen einen wahnsinning, obwohl, die Tel Aviver sagen, dass sie auch so ihre Problemchen haben. Bürgermeister Ron Chulda'i formt die Stadt offenbar in eine Stadt der Reichen und der oberen Mittelschicht um. Neulich wurde in einem Cafe im Stadtzentrum ein Künstler absichtlich mit einem Glas Wasser bekippt (vom Cafebesitzer) und des Hauses verwiesen. Man dachte, der Mann sei obdachlos und solle sich da mal lieber vom Acker machen und die Kaffeehauskundschaft nicht anpumpen. Der Mann aber erwies sich als bekannter Künstler, der da halt das Pech hat, einen amputierten Arm samt Schulter zu haben. Lange Haare und schon sah er irgendwie verdächtig und somit obdachlos und abgefackelt aus.
Sowas wird mit Wasser beworfen, nur ging das in die Hose, denn neben dem Mann stand auch noch ein Lokalreporter in der Warteschlange.

Niemand verdient es so behandelt zu werden, aber ich muss ehrlich zugeben, dass mich die ständige Bettelei nervt. Nicht auf den Straßen oder an der Ecke, doch sobald jemand ans Kaffeehaus kommt. Man sitzt draußen am Tisch, trink Kaffee und liest die Zeitung und urplötzlich wird einem eine Plastiktasse unter die Nase gehalten.
Eine Spende soll gefälligst hinein "Hilf mir, hilf mir !"
"Nein, denn nach wenigen Minuten schon trabt schon der nächste Bittsteller an".
Soll man da Schuldgefühle bekommen, weil ich da beim Kaffee sitze, während ein anderer bettelt ? Dabei ist das Cafe billig und kein Nobelschuppen.
Soviel zu meiner Rechtfertigung !

Neulich hielt mich eine junge Frau mit einer Plastiktasse auf der Straße an und ich sagte ihr, dass falls das so weitergehe, ich selbst bald mit einer Tasse herumlaufen muss.
"Nee, nee, meinte sie, mach das nicht, denn das ist ermüdend und frustrierend".

Israel wird immer teurer, die Gesellschaft geht irgendwo dahin und an der libanesischen Grenze kommt es zu Spannungen. Um nur einige aktuelle Themen anzusprechen. Gar nicht zu reden von der Schweinepest, welche diesen Winter ein Viertel der Israelis erfassen soll. Die Vorhersage lautet, dass sogar 10,000 Menschen an ihr sterben werden.

Deswegen brauche ich heute einfach einmal ein paar Stunden zum relaxen und vielleicht gehe ich an den Strand. Dort wird zwar nicht gebettelt, doch vielleicht werde ich ja mit Wasser beworfen.

Schnell noch mal an den Strand bevor die Schweinepest kommt !


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