B"H
Wie (fast) üblich, könnte ich jetzt erneut mit sämtlichen politischen oder die Sicherheit betreffenden Themen auffahren. Weltweit erneut aufgekommender Antisemitismus etc. Doch heute ist Freitag und in einigen Stunden beginnt der Schabbat; daher will ich den Tag etwas ruhiger angehen lassen.
Es mag pathetisch klingen, doch die Sonne scheint, ich bin in Tel Aviv, gehe später noch an den Strand und fahre vor Schabbateinbruch nach Jerusalem, um den Schabbat dort zu verbringen. Bis mindestens Dienstag will ich auch dort bleiben, denn schließlich bin ich dort immer noch im Wählerverzeichnis eingetragen. Ergo, gehe ich in ein Jerusalemer Wahllokal.
Außerdem beginnt am Sonntag Abend der "Neujahrstag der Bäume - Tu Be'Shevat" und in den haredischen (ultra - orthod.) Stadtteilen wird ein wenig gefeiert werden. Allerdings stehen auch dort die anstehenden Knessetwahlen auf der Agenda. Zumindest bei denjenigen Haredim, die nicht unbedingt antizionistisch eingestellt sind.
Weiterhin kommt hinzu, dass ich Geburtstag feiere und wieder einmal ein Jahr älter werde. Ob man mit 43 noch feiern soll ?
Wenigstens ist man noch am Leben und das ist doch schon etwas.
Israel ist international und vollgepackt mit Touristen, mit denen man leicht ins Gespräch kommt. Es ist immer interessant zu hören, wie sie Israel sehen und wohin sie reisen oder woher sie kommen. Kaum etwas bleibt in unserem kleinen Land anonym; noch nicht einmal die Touristen. Und so traf ich in diesen Tagen auf Mike, einen Amerikaner, der, bevor er nach Israel kam, Pakistan und den Irak bereiste.
Klang für mich sehr interessant und so quetschte ich ihn nach seinen Erlebnissen aus. Mein geheimer Wunsch ist eine Reise in den Irak zu all den berühmten historischen Plätzen und das ehemalige Ur Kasdim im Südirak, aus dem der biblische Avraham stammte.
Aber was soll ich als Israeli augenblicklich im Irak ? Gekidnappt oder gleich um die Ecke gebracht werden ?
Mike jedenfalls war dort und meinte, dass derzeit tatsächlich chaotische Zustände herrschten. Selbst die Grenze in den Irak muss man irgendwo illegal überqueren, sonst kommt man gar nicht ins Land hinein.
In Pakistan sei er viel in den Bergen herumgereist. Islamabad und so. Alles sei primitiv gehalten, die Bergbewohner extrem moslemisch eingestellt und man habe sich stets erkundigt, ob er ja auch Moslem sei. Diese Frage habe er mit "Ja" gelogen und dann wurde er in Ruhe gelassen. Nur nicht auffallen, so hiess sein Devise.
Als ich Mike auf das Schicksal von Daniel Pearl aufmerksam machte, über deren siebten Todestag ich auf diesem Blog vor einigen Tagen berichtete, antwortete Mike, dass Pearl den Fehler machte zuviel zu reden. Man sage den Pakistanis nicht, wo es langgehe und wie sie ihr Leben ändern sollen. Stattdessen wolle man lieber die Klappe halten und seiner Wege gehen, denn nur so überlebe man in solch radikal islamischen Ländern, in denen die Mehrheit der Bevölkerung noch nicht einmal ein TV besitzt. Obwohl die Pakistanis die Außenwelt nicht kennen, hassen sie alles Westliche (außer Coca Cola) abgrundtief. Und ein Bin Laden sei da absolut sicher, denn er stieg zum Symbol der radikal islamischen Welt auf. In Pakistan / Afghanistan jedenfalls verrate den keiner.
Neben all dem relig. Fundamentalismus aber sei Pakistan landschaftlich ein wunderschönes Land und die Menschen freundlich. Freundlicher als in Israel, meinte Mike als ich ihn auf die manchmal chaotische Mentalität vieler Israelis ansprach.
Pakistan sei zwar primitiv, ohne viel Strom (alles läuft über Generatoren, die ab und an den Geist aufgeben) und man schlafe überwiegend auf dem Fussboden; nicht zu reden von jeglicher Unsauberkeit im Lande, doch eine Erfahrung sei es allemal. Nicht immer sicher, aber man muss halt schauen, wie man am besten herumkommt. Nichtsdestotrotz komme man mit Englisch gut herum.
Dennoch ist ein jeder immer froh, wieder in den Westen zurückzukehren, wo er nicht gezwungen ist,seine Identität zu verbergen und fortwährend nach den Gründen seiner Anwesenheit gefragt wird.
Bei all seinen Erzählungen kamen wir letztendlich doch wieder auf den weltweiten Antisemitismus su sprechen und mir vielen die Bilder von anti - israelischen Demos auf deutschem Boden ein. Bilder, auf denen überwiegend Moslems zu sehen waren, die da lauthals "Allah Akbar - Allah ist groß" schrien. Deutsche Häuser im Hintergrund und viele deutsche Mitdemonstranten, doch an fanatischen "Allah Akbar" - Rufen schien sich niemand groß zu stören und offenbar wollte man da lieber Toleranz gelten lassen.
Und es waren diese Bilder, die mir ausgerechnet bei den Beschreibungen Pakistans einfielen. Vielleicht sollte dies einigen Deutschen zu denken geben !
Schabbat Schalom an alle Leser.
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