B"H
Vor drei Wochen traf ich sie zum ersten Mal persönlich wieder: Diana Campuzano.
Ein Jahr vor dem Bombenattentat in der Jerusalemer Shopping Mall, Ben Yehudah, hatte ich sie insgesamt nur drei Tage lang kennen gelernt. Natürlich sind drei Tage alles andere als ausreichend, doch bei Diana hat sich viel verändert. Ihre Bewegungen und ihre Sprache sind hastig geworden. Sich ständig wiederholend und den Satz neu beginnend.
Gestern abend traf ich sie zum zweiten Mal wieder und wir werden den Schabbat mehr oder weniger zusammen verbringen. Mit einer Freundin war ich Kaffeetrinken gewesen und als ich danach zurück in meine Jerusalemer Unterkunft kam, war Diana gerade angekommen. Einer Bekannten führte sie gerade ihre Website vor. Eine Site, auf der ihre Geschichte festgehalten ist. Aus mir unverständlichen Gründen erzählt sie wildfremden Leute sofort immer unbefangen ihre Story. Wie sie am Tisch saß und sich der palästinensische Attentäter vor ihr in die Luft sprengte.
Sie arbeite im Gemeindebüro einer New Yorker jüdischen Gemeinde. Aber nur manchmal, denn sie leide immer noch an einem Trauma. Und ihr Gesundheitszustand sei miserabel.
Unser PC crashte und ich schaffte es nicht, ihn wieder zum Laufen zu bringen. Diana nahm meinen Platz ein und machte sich ans Werk. Nach drei Wochen fiel mir dabei zum ersten Mal ihre verbrannte Hand auf. Eine Hand, die irgendwie nicht zum Rest des Körpers zu passen schien, denn die Hautfarbe ist faltig dunkel. Ihre Arme und Beine sind weniger schwer verbrannt. Ihre Stirn ist voll Narben und man sieht von weitem, dass sie einiges durchlitten hat.
Als ich sie zum ersten Mal wiedertraf, berichtete ich einer Freundin geschockt von Dianas neuer Persönlichkeit und sie meinte, dass das ja alles kein Wunder sei, wenn man solche Behandlungen über sich ergehen lassen muß. Ständig Operationen und Untersuchungen.
Aliyah wolle sie jetzt noch keine machen.
Hinterher fiel mir ein, dass ich vergaß zu fragen, ob sie denn an den Schauplatz in der Ben Yehudah zurückgekehrt ist. Anfangs stellte sie dies in Frage. Ich jedenfalls werde die Frage heute nachholen.
In etwas mehr als einer Woche fliegt sie wieder heim nach New York. Obwohl sie sich seit dem Attentat sträubte nach Israel zu kommen, scheint es ihr jetzt sehr gut zu gefallen. Die Erinnerungen sind noch da, ebenso die Freunde und gleichzeitig Narben, die nicht verschwinden werden.
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