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Montag, 4. August 2008
Der Gang zurück
B"H
Das Jüdische Viertel in der Jerusalemer Altstadt ist eine kleine Welt für sich. Der einfachste Weg in sie hineinzugelangen ist ein Gang durch das Yaffa - Tor, rechts an der Polizeistation vorbei, und dann links in die kleine schmale Gasse vor dem Torbogen über der Straße einbiegen. Danach einfach immer der Menschenmenge nach geradeaus mitlaufen. Durch das Armenische Viertel hindurch, hinunter bis zum Cardo, den Ausgrabungen einer ehemaligen römischen Geschäftsstraße, die vor 2000 Jahren bis hinüber zum Damaskus - Tor reichte. Heute ist das Damaskus - Tor mit den alten Zeiten kaum vergleichbar, denn es ist Teil des Arabischen Viertels. Gleich gegenüber befinden sich die Treffpunkte der Hamas.
Am Cardo mit seinen römischen Säulen einfach geradeaus gelangt man zum Mittelpunkt des Jüdischen Viertels, dem Square. Früher war er einmal größer, doch heute ist er fast zur Hälfte mit Bauwagen und Material zugestellt. Neugebaut wird die einstige von den Jordaniern zerstörte Hurva - Synagoge. Bis vor kurzem sahen wir nur die Ruinen, doch der Traum vieler war es, diese alte Synagoge wieder aufzubauen. Geld wurde gesammelt. Viel Geld und seit Monaten wird gebaut. Der Rohbau ist fast fertiggestellt.
Die Ruinen der alten Hurva Synagoge
Neubau der Hurva
Drumherum befinden sich Bänke und die üblichen Häuser der Altstadt aus Jerusalemstein. Nicht weit entfernt liegen die großen Yeshivot (relig. Schulen) sowie weitere relig. Programme. Derzeit befinde ich mich einige Tage hier, denn ich schreibe einen Report über das "Baalei Teshuva - Movement", jenen Leuten, die im später Verlauf ihres Lebens religiös geworden sind oder dabei sind, relig. zu werden.
Jewish Quarter Flair
Wer sich länger im Jüdischen Viertel aufhält, kann irgendwann den Ghettokoller bekommen. Alles geht so geruhsam als ob nichts anderes auf der Welt existieren täte. Tagsüber arbeitet man und die Yeshivastudenten lernen Torah. Spätnachmittags oder abends trifft man sich am Square. Touristen ziehen vorbei in Richtung Treppen, welche zur Klagemauer (Kotel) herabführen. Für jüngere Yeshiva Leute aus aller Welt und jenen, welche an relig. Programmen teilnehmen, wird diese kleine Welt schnell zum Zuhause. Es gleicht einem Kibbutz oder Dorf. Man kennt sich aus der Yeshiva, wohnt für Monate zusammen in den Dormitories. Soetwas verbindet und läßt eine fast totgeglaubte Zeltlagerstimmung aufkommen. Nicht, dass man hier unbedingt bleiben will und außerdem gibt es ja eh noch die Neustadt mit ihrem Trubel. Aber Action oder nicht, zum Square im Jüdischen Viertel kehrt man immer wieder gerne zurück, weil er schnell ein Stück Heimat wurde. Selbst dann, wenn die Yeshivazeit schon längst Vergangenheit ist, die Erinnerungen bleiben.
Klingt sentimental ? Vielleicht, doch habe ich gestern abend auf einer der Bänke gesessen und mir die Umgebung betrachtet. Dabei sind die Erinnerungen an meine eigenen Programme von vor zwölf Jahren zurückgekommen. Viel hat sich nicht verändert. Die Leute sind andere, doch die Gesprächsthemen blieben die alten.
Klagemauer (Kotel)
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