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Mittwoch, 20. August 2008
Der siebte Jahrestag
B"H
Wie berichtet, segeln in diesen Tagen 44 radikale Friedensaktivisten mit zwei Schiffen von Kreta nach Gaza. Sogar der Schauspieler Leonardo De Caprio wird mit unter den Seglern vermutet.
Anhand dieser Aktion wollen sie auf die israelische Seeblockade des Gazastreifens aufmerksam machen. Gestern veröffentlichte die Internet Site YNET einen Artikel der Mutter von Malka (Malki) Roth. Die damals 15 - jährige Malka kam am 9. August 2001 zusammen mit 14 weiteren Menschen bei einem Selbstmordattentat in der Jerusalemer Sbarro Pizzeria ums Leben. Ebenso in diesen Tagen begehen die Angehörigen der Terror - Opfer den siebten Todestag (gemäß des jüdischen Kalenders). Die Mutter von Malka Roth beschuldigte die Friedensaktivisten auf den Gefühlen der Angehörigen israelischer Terror - Opfer herumzutrampeln, denn um Objektivität geht es bei der Segelei ja wohl nicht.
Hier die Geschichte eines weiteren Opfers des Sbarro - Attentates; dem Schicksal der Hannah Nachenberg.
Freitag abend, Erev Schabbat, im Mai 2001
Mit einer Freundin bin ich bei Rabbi Machlis zum Schabbat - Essen. Rein zufällig sitzen wir am Tisch mit David Nachenberg und seiner Frau Hannah. Deren kleine Tochter Sarah ist draußen am Rumtollen mit den Machlis - Kindern.
Seit einigen Jahren kenne ich David. Noch aus der Zeit, in der er Single war. Er ist amerikanischer Herkunft und heiratete irgendwann Hannah, auch Amerikanerin. Sie trafen sich auf einem Konzert der religiösen Popband "Schlock-Rock". Liebe auf den ersten Blick sozusagen.
Hannah und David erzählten mir von ihren ganzen Problemchen. Nein, in Jerusalem würden sie nicht mehr wohnen, stattdessen seien sie nach Modi'in gezogen. David arbeitete bei Bank Hapoalim in Ramat Gan (heute arbeitet er als Lehrer in Modi'in) und Hannah suchte gerade Job. Das ewig überzogene Bankkonto würde nerven, aber sonst gehe es ihnen gut.
9. August 2001
Hannah Nachenberg sitzt mit ihrem Onkel und ihrer Tante samt Tochter Sarah in der Jerusalemer Pizzeria SBARRO. Tante und Onkel sind zu Besuch aus den USA. Gerade wollen sie ihre Pizza essen als es knallt.
Ein palästinensischer Selbstmordattentäter sprengte sich am Eingang des SBARRO in die Luft. Es war am frühen Nachmittag gegen 14.00 Uhr. Hochsommer. Die Pizzeria war gerammelt voll. Um noch mehr Leute in den Tod zu reißen, wartete der Attentäter, bis die Ampel an der Kreuzung King George / Yaffo für die Fussgänger auf grün sprang. Mehrere Hundert Menschen waren in der Nähe. 15 Menschen starben (davon sieben Kinder) und 130 wurden verletzt.
Die Bombe war außer mit Sprengstoff auch mit Nägeln gefüllt. Hannahs Onkel und Tante waren nur leicht verletzt, Tochter Sarah hatte fast keinen Kratzer abbekommen, doch Hannah war vorn über den Tisch gekippt.
Die Tante untersuchte sie nach dem ersten Schock. Fast kein Blut, gar nichts.
Die Ambulanz traf ein. Der erste "Erste Hilfe Helfer", der in das Sbarro rannte, war der Gerer Chassid Moshe Frand. Später wurde er vom damaligen Bürgermeister Ehud Olmert für sein Engagement ausgezeichnet. Er zeigte mir stolz seine Urkunde.
Hannah Nachenberg kam ins Hadassah - Krankenhaus. Dort stellte man fest, dass sie einen Nagel mitten im Herzen hatte. Ihr Mann David wurde sofort verständigt und der wiederum rief Rabbi Machlis an.
Der Nagel wurde aus Hannahs Herzen entfernt, doch sie erlangte bis heute nicht mehr das Bewußtsein.
2008
Hannah Nachenberg liegt nach wie vor bewußtlos in einer Reha - Klinik nahe Tel Aviv. Die Augen geöffnet, doch nichts wahrnehmend. Ihre Tochter Sarah ist in der Zwischenzeit ziemlich gewachsen, doch Bilder malt sie ihrer Mutter immer noch.
David versucht gerade in den USA einen Prozeß gegen eine palästinensische Bank zu führen und hat gute Chancen zu gewinnen.
Er arbeitet als Sportlehrer in Modi'in und schreibt nebenbei Rap - Musik. Neuerdings hat er auch einen Blog. Er textet Rap - Songs über amerikanische jüdische Sportler.
Manchmal kommt Michael, ein britischer Sänger, zu Hannah ans Krankenbett. Singt ihr religiöse jüdische Lieder und Hannah schaut an die Decke. Abwesend. Doch Michael ist sich sicher, etwas Gutes zu tun. Seitdem ein paar christliche Missionare zu Besuch kamen und David Nachenberg überreden wollten, an J. C. zu glauben, damit seine Frau "gerettet" werde, läßt David nur noch jüdische Besucher zu. Die Missionare flogen kurzerhand raus.
Manchmal sehe ich David Nachenberg, der noch immer zu den Machlises kommt. Allein oder mit Tochter Sarah. Wie es seiner Frau gehe ? Naja, immer das Gleiche halt. Nichts Neues.
Nachtrag: Das SBARRO wechselte vor wenigen Jahren seinen Standort und zog um. Es befindet sich heute in der Yaffo - Straße, gegenüber Cafe Hillel. Im "alten" Sbarro King George / Yaffo ist heute das Cafe Ne'eman.
Die Nachenberg Familie in besseren Zeiten
http://www.geocities.com/racharik/chana.html
http://www.cjonline.com/attic/commercial.restored/stories/083102/usw_mideastamer.shtml
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