Donnerstag, 29. November 2007

Wir heiraten im Ausland

B"H

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und obwohl in Israel die Zeit ebenso nach dem jüdischen Kalender berechnet wird, ist es trotzdem wieder an der Zeit für Statistiken.

Jedes Jahr heiraten 5500 Israelis im Ausland, so die kleine statistische Mitteilung heute.

Aha, werden jetzt viele denken; 5500 Israelis heiraten also außerhalb, weil sie einen nichtjüdischen Partner haben. In Israel werden keine Zivilehen geschlossen, es sei denn, man kauft irgendwelche Heiratsformulare bei diversen Botschaften wie Paraguay usw.

Weit gefehlt, denn nur 23% der im Ausland geschlossenen Ehen werden von Nichtjuden geschlossen. Aber auch hier unterteilt sich die Gruppe nochmals. Viele der 23% sind aus den Ostblockstaaten nach Israel eingewandert und beide Partner sind keine halachischen Juden. Oder zumindest einer davon ist es nicht. Eine weitere kleine Gruppe sind diejenigen gebürtigen Israelis, die einen nichtjüdischen Partner heiraten wollen.

Mindestens 75% der Israelis, welche die Ehe im Ausland eingehen, tun dies aus Fun und sind halachische Juden. Zypern und Prag stehen bei den Eheschliessungen ganz hoch im Kurs. Man will die Hochzeit gleich mit den Flitterwochen verbinden. Nachher tun sich jedoch manche schwer, die Ehe vom israel. Innenministerium anerkennen zu lassen und laufen offiziell weiter als Single.

Wer als jüd. Israeli in Israel heiraten will, dem steht nach wie vor der Gang aufs Rabbanut (Oberrabbinat) bevor. In Jerusalem ist das die bekannte Rabbanutfiliale in der HaChavazelet Street, gleich gegenüber dem Zion Square. Zur Eheanmeldung wird ein Personalausweis, der Nachweis der Jüdischkeit sowie eine Gebühr verlangt. Nachgeprüft wird selbstverständlich auch, was bei gebürtigen Israelis eh nur eine geringe Prozedur ist.

Anders dagegen bei den Heiratswilligen aus dem Ausland. Von ihnen werden zusätzliche Papiere verlangt. Unter anderem eine Bestätigung des deutschen Einwohnermeldeamtes, dass derjenige in Deutschland oder anderswo nicht verheiratet ist. Sollte er geschieden sein, müssen die Scheidungspapiere mit eingereicht werden. Es versteht sich von selbst, dass die Scheidung halachisch erfolgt sein muss. Mit Beit Din (rabbinischem Gericht) und allem, was dazu gehört. Ansonsten gilt die Ehe nicht als geschieden und das Rabbanut genehmigt keine erneute Hochzeit. Aber das weiss jeder selbst, wenn er sich zum Rabbinat begibt.

Des Weiteren benötigen ausländische Ehepartner oft einen Brief ihres Rabbis aus der jeweiligen ausländischen Gemeinde. Auf dieses Papier kann aber in vielen Fällen verzichtet werden. Schwieriger wird es da schon bei Konvertiten, die ihren Giur (Konversion) im Ausland machten und nicht in Israel. Bei ihnen kann sich das Verfahren in die ewige Länge ziehen, denn es wird nachgeforscht. Seit ein paar Jahren hat das Oberrabbinat eine extra eingerichtete Abteilung zur Prüfung der halachischen Jüdischkeit. Auf diesem Wege soll gekauften oder gefälschten Papieren auf die Schliche gekommen werden. Hierzu kann ich nur sagen, dass heutzutage gefälschte Papiere kaum noch etwas nützen. Das Jerusalemer Oberrabbinat kennt seine Pappenheimer und andererseits auch diejenigen Rabbiner, welche berechtigt sind, einen Giur durchzuführen. Die jüdische Welt ist klein und jeder kennt jeden.

Vor einigen Jahren lernte ich die Materie des Rabbanutes sehr gut kennen als ich mich offiziell über einen in Deutschland tätigen Rabbiner beschwerte, der Zertifikate verkaufte, um sein Gehalt aufzubessern. Während meiner Gespräche beim Rabbanut legte man mir eine weitere Liste mit Namen diverser Rabbiner vor, die genauso viel Dreck am Stecken haben. Ob ich die auch kennen würde ?

Eine Ausnahme bei dieser Materie bilden diejenigen Partner, die beide konvertiert sind. Rassistisch betrachtet muss ich hierbei anmerken, dass es dem Rabbanut in solchen Fällen oft egal ist, wer da heiratet. Man ist recht lax bei der Nachforschung, wohingegen der Fall strenger gerichtet wird, wenn der Konvertit einen gebürtigen Juden heiratet.

Viele werden diese ganzen Regelungen mit Kopfschütteln beantworten, doch für das jüdische Israel ist die Regelung wichtig. Ansonsten hätten wir hier nichthalachische Katastrophen herumlaufen und im Endeffekt wüßte niemand mehr genau, wer Jude ist und wer nicht. Ich selbst will schon wissen, wen ich heirate, um nicht hinterher zu erfahren, dass jemand gar kein halachischer Jude ist. Man muss nicht unbedingt relig. sein, um dem zuzustimmen. Ich kenne alle möglichen Leute, für die das genauso wichtig ist und wer darauf keine Lust hat, der soll halt ins Ausland fahren.

Meinerseits ist jede geschlossene "Mischehe" eine einzige Katastrophe, wenn der Ehepartner nicht konvertiert. Im Judentum besteht eine Ehe nicht nur wegenirgendwelchen körperlichen Beweggründen, sondern beide Partner sollten auch seelisch miteinander verbunden sein. Und dem Judentum zufolge (siehe Talmud und Kabbalah) haben nur zwei jüdische Partner die gleiche Seele, genauso wie zwei moslemische Partner oder zwei christliche Partner die gleiche Seele haben.

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