Freitag, 2. November 2007

Räumung ohne Gnade

B"H

Es ist weiss G -tt nichts Ungewöhliches in Israel, auch wenn einige Fälle hier und da in der Lokalpresse Erwähnung finden.

Wer seine Miete nicht zahlen kann, wird gnadenlos geräumt.
Bestes Beispiel hierfür ist die alleinstehende Mutter von vier Kleinkindern, Ilanit Sticka aus Jerusalem. Am letzten Montag Morgen standen plötzlich vier Männer vor der Tür der Stickas im Stadtteil Gilo. Ein Polizist und drei weitere Amtspersonen. Sie kamen, um die Stickas samt Habe auf die Strasse zu setzten, da die Familie einige Monate lang die Miete nicht hatte aufbringen können.

Laut Aussage von Mutter Sticka und deren 13 - jahre alten Sohn warfen die Amtspersonen die Mutter auf den Boden. Die Polizei jedoch liess später erklären, dass die gesamte Familie die vier Männer angriff und ihnen den Zutritt verweigern wollte.

Nach ein paar Stunden fand sich Familie Sticka auf dem Gehsteig wieder und wurde von einer hilfsbereiten Familie vorerst in einem Dorf untergebracht. Die Stickas haben 200.000 Shekel (40.000 Euro) Schulden und drehen sich schon seit Jahren durch die Behoerdenmuehlen.

Sie sind kein Einzelfall, denn in Israel ist das Mietrecht am Hinterherhinken. Es gibt sogar Mietverträge, in denen der kleingedruckte Satz steht, dass es einem Mieter seitens des Vermieters untersagt ist, einem Mieterverein anzugehören. Solch ein Vertrag ist sittenwidrig, doch die wenigsten gehen dagegen an, denn Wohnungen sind rar und teuer. Und wer nicht spurt, dem droht sofortige Räumung.

Mietverträge werden in der Regel nur für ein Jahr abgeschlossen und danach verlängern beide Parteien oder auch nicht. Und so steigt jeden Sommer wieder in den Monaten Juni - September die grosse Wohnungssuche, denn die Mehrzahl der Verträge läuft in jenen Monaten aus, was jedesmal zum Suchchaos führt.

Ehrlich gesagt habe ich noch nie so gierige Vermieter erlebt wie in Israel. Viele Verlangen mehrere Monatsmieten im voraus, Zeugen, die den Vertrag mitunterschreiben und im Falle des Mietausfalles einspringen und Gehaltsabrechnungen muessen vielseits ebenso vergezeigt werden. Das Positive ist, dass Israel kein kinderfeindliches Land ist und auch kinderreiche Familien gute Chancen haben. Als ich Freunden erzählte, dass es in deutschen Wohnungsinseraten oft heisst: "Haustiere ja, Kinder nein", war man entsetzt.

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