Sonntag, 11. November 2007

Das Kollektivopfer

B"H

Seit Wochen fällt es mir sogar schon auf dem sonst so günstigen Machane Yehudah Markt auf; die Verbraucherpreise steigen ins Unermessliche. In den Zeitungen ist zu lesen, dass wir die Preissteigerungen gefälligst zu verstehen haben, denn schließlich seien weltweit die Mehl - und Ölpreise auch gestiegen, und da muß man schon einmal bereit sein, mitzuopfern. Regierung und Hersteller seien da nicht schuld. Ätsch.

Und so zahlen wir alle drauf. Keiner weiß, wohin der Strompreis steigt und die Brotpreise sind innerhalb der letzten Monate um 10% angestiegen. Wer in den Urlaub fliegen will, der muß für das Flugticket auch tiefer in die Tasche greifen und ein Kilo Bananen kostet auf dem Machane Yehudah 5 Shekel (1 Euro). In Euro hört sich die Summe lächerlich an, für uns dagegen sind 5 Shekel für Bananen teuer. Aber nicht nur die Bananen sind fast ungeniessbar geworden; auch Tomaten und Gurken, die Zutaten des typischen israel. Salates, stehen bei 4 - 5 Shekel das Kilo. Die Preise in den regulären Supermarktketten will ich lieber erst gar nicht wissen. Dazu kommt, dass ich morgens für meinen Joghurt auch mehr auf den Tisch legen muß.

Okay, überall wird es teurer, aber sicher nicht gerade so rasant wie in Israel. Und das alles bei dem gleichen mickrigen Gehalt. Vor allem diejenigen trifft es einmal wieder, die von der Bituach Leumi (Sozialhilfe und Niedrigrenten) leben. Wer soll da noch die horrenden Brotpreise zahlen können ? In unserer Bäckerei kostet ein läppisches Gesundheitsbrot (Roggen, Weizen, Vollkorn oder Spelt) jetzt 14,50 (3 Euro) anstatt der 12,50 (2,50 Euro) Shekel.
Heute früh zeigte mir eine Kollegin sogleich das neue Infoschildchen an der Bürotür. Statt der 30% Rabatt bekommen die Mitarbeiter nun weniger. Befehl vom Boss, der zwar mehr Umsatz macht, aber irgendwie seinen neuen Wohnungskauf finanzieren will. Auf Kosten des Proletariats versteht sich.

Die Lehrer streiken seit einem Monat, weil sie mehr Gehalt fordern. Weshalb auch sonst ? Die Schulkinder bleiben daheim und lungern herum. Die Eltern sind genervt und mittlerweile haben sich aus Langerweile viele Schüler dem Streik ihrer Lehrer angeschlossen. Man steht gemeinsam mit Plakaten vor Olmerts Office.
Anzumerken sei, dass die relig. Schulen nicht streiken, sich jedoch mit den anderen Lehrern solidarisch zeigen.

Jeder will mehr Geld und kaum einer bekommt es. Hohe Preise, wenig Lebensqualität. Viele Akademiker haben die Nase voll und wandern in die USA ab. Jüngstes Beispiel ist der Nobelpreisträger Prof. Aumann (Hebrew University Jerusalem), der Gastprofessor in den Staaten wird und so sein Gehalt aufbessert.

Eine Berufsgruppe darf sich dennoch freuen, wieder Jobs zu bekommen. Die Hersteller von Gasmasken. Nach dem letzten Irak - Krieg waren die Gasmasken eingemottet worden und die Herstellung wurde eingestellt. Seitdem der iranische Präsident jedoch sein irres Kriegszenario plant, wird wieder kräftig hergestellt. Demnächst sollen wir ihn wieder bekommen, den rechteckigen braunen Karton mit der Gasmaske. Ob das bei Atomraketen etwas hilft ?

Macht nichts, Hauptsache die Leute sind beschäftigt und schreien nicht mit Protestplakaten auf der Straße herum.

2 Kommentare:

  1. @Gasmaske: Echt, in J'lem gibt's noch keine neuen? In Tel Aviv sind die schon im Juni ausgetauscht worden d.h. es gab neue ... Aber das mit der Teuerung is wirklich häftisch.

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  2. B"H

    In Jerusalem sind wir immer als Letztes dran.:-)
    Ich hoerte noch von niemandem, dass er neue Gasmasken hat. Und wenn, dann werden wir garantiert nicht gleich losstuermen.

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