Mittwoch, 28. November 2007

Die Leidenschaft des "Nummerziehens"

B"H

Egal, ob auf dem Amt oder der Stadtverwaltung; in Israel ist jeder Besucher gezwungen, eine Nummer zu ziehen.
Reinkommen, Nummer ziehen, hinsetzen, Klappe halten und warten.

Seit Neuestem hat es auch die Banken erwischt. Heute früh ging ich kurz auf die Bank und fand mich beim Eintritt in einer riesigen um sich schreienden Warteschlange wieder. Meistens sephardische Israelis, was die Schlange erst richtig zum rasen brachte. Eine Frau mit offensichtlich marrokanischen Vorfahren schrie, dass die Israelis nichts weiter als Müll seien. Der Rest stimmte ihr zu.

Zuerst dachte ich, die Bank streike wieder, doch dann kam ein Angestellter schnurstracks auf mich zu und fragte, ob ich meine Nummer dabei habe. "Nummer" ? Anscheinend schaute ich so verdutzt drein, dass er mich zu einem nagelneuen kleinen Metallautomaten schleifte und mir die Tastatur erklärte. "Und hier erst die Personalausweisnummer eingeben, dann bestätigen und dann tippen, was man eigentlich will". Schwupps, kam ein kleiner Zettel mit der Nummer 12 heraus. Zielstrebig rannte der Angestellte, der sich als Filialleiter entpuppte, auf den nächsten Kunden zu.

Ich wollte nur etwas einzahlen und reihte mich in die neue Warteschlange ein. Über den Köpfen der Angestellten befanden sich neue Monitore, auf denen Werbung lief und die Nummern angezeigt wurden. Allerdings fehlte es den Angestellten noch an der Bedienungserfahrung und so drückten sie munter auf falsche Nummern. Mal vorwärts, dann wieder rückwärts. Die Kundschaft schrie, wann es denn hier endlich weitergehe und die Marokkanerin wiegelte alle erst richtig auf.
Der Filialleiter zog sich in sein Back Office zurück und die Angestellten kämpften weiter mit der neuen Nummerntastatur.

Nummer 5, Nummer 6, dann auf einmal Nummer 4, dann B 1, B 3.
Die Kundschafte flippte fast aus und rief den Angestellten Flüche zu.

Endlich Nummer 12 und ich war an der Reihe. Ich rannte auf einen Schalter zu, doch da sagte man mir, dass sie Nummer 13 wollen. Nummer 13 dagegen war ja noch gar nicht auf dem Monitor aufgerufen. "Du bist 12 und musst woanders hin", lautete die Absage an mich. Ich fand die Tussi, die Nummer 12 (mich) erwartete. Ich fragte sie, was das denn für ein neues Chaos sei und sie meinte, wieso, sei doch alles toll so. Das Wartechaos wäre Dank der Nummern abgeschafft.

Abgeschafft ?
Die Marokkanerin marschierte frustriert auf den Ausgang zu und hinter mir brüllte die Menge, da schon wieder falsche Nummern auf den Monitoren erschienen waren.
Gut, dass ich nur selten einen Bankschalter aufsuche.

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