Sonntag, 25. November 2007

Wiederholt sich die Geschichte ?

B"H

Nicht zum ersten Mal in ihrer Geschichte steht die Stadt Jerusalem vor einer neuen Herausforderung. Wer die Historie unserer Stadt nicht kennt, der kennt unsere Stadt nicht. Im Talmud Traktat Yoma heisst es, dass die Welt von einem winzigen Punkt in Jerusalem erschaffen wurde. Am Anfang gab es nur diesen Punkt und von ihm aus breitete sich die Welt in alle Richtungen aus.

Kurz darauf wurde Adam, der erste Mensch, von der Erde des Tempelberges erschaffen. Später wollte Avraham seinen Sohn Yitzchak an gleicher Stelle opfern. König David, der Erste Tempel unter seinem Sohn Salomon, die Griechen, der Zweite Tempel, die Römer, Mameluken, Byzantiner, Kreuzritter, Moslems, alles kämpfte um den kleinen doch so wichtigen Fleck Jerusalem.

Im Juni 1967 siegte die israelische Armee im Sechs - Tage - Krieg und seit fast 2000 Jahren waren wir wieder die Besitzer einer ungeteilten Stadt. Grosse Hoffnungen entstanden und hätte der damalige Verteidigungsminister Moshe Dayan nicht den Schlüssel zum Tempelberg an die Moslems zurückgegeben, wie würde dann wohl unser Leben heute ausschauen ?

Die Bewohner Jerusalems haben Dayan diesen Schritt niemals verziehen. Ich meinerseits bin der Meinung, dass nicht unbedingt Moshe Dayan schuld ist, sondern es zu dem Zeitpunkt einfach noch nicht an der Zeit war, den Dritten Tempel zu erbauen. Vielleicht habe ich unrecht, vielleicht auch nicht.

Nach dem Ende des Sechs - Tage - Krieges hätte niemand überhaupt nur davon zu träumen gewagt, was uns heute bevorsteht. Sämtliche israel. Ministerpräsidenten haben solch einen fatalen Schritt immer abgelehnt und es stand nie zur Debatte. Ab dieser Woche Dienstag kann jedoch alles anders werden. Der "Friedensgipfel" in Annapolis könnte eine Teilung Jerusalems mit sich bringen. Nicht, dass wir keine Teilungen und Katastrophen gewohnt sind; nein, dieser Schritt wäre absolut tödlich für unsere Stadt, in welcher die Mehrheit die Hoffnung auf einen wahren Frieden schon vor langer Zeit verlor.

Man braucht nicht unbedingt Zeuge oder Beteiligter eines Bombenattentates zu sein, um die Realität vor Augen zu haben. Ein kurzer Gang durch den arab. Markt in Ostjerusalems genügt. Relig. Juden werden beim Passieren am Shabbat ohne Scham dumm angemacht. Den Sekulären wiederfährt das gleiche in der Jaffa Road, wo man oftmals einer arab. Schimpfflut ausgesetzt ist. So waren es denn auch jene arab. Schimpfwörter, die ich als erstes meinen Arabischkenntnissen hinzufügen konnte.

Die Politiker versuchen uns klarzumachen, dass es sich bei einem geteilten Jerusalem nur um jene arab. Stadtteile handelt, die unsere Stadt eh nicht braucht. Da leben ja nur Palis und was sollen wir damit ? Beit Chaninah oder die Gegend rund um das israel. Justizministerium vor dem Mount Scopus.

Nicht, dass wir demnach gezwungen wären, Ostjerusalem zu durchqueren, um in andere Westjerusalemer Stadtteile zu gelangen. Wer schützt die Bewohner Westjerusalmes an Grenzübergängen und was geschieht, wenn fanatische paläst. Polizisten ausrasten und um sich schiessen ? Wer garantiert Sicherheit und Einheit ? Condoleeca Rice vielleicht oder die BBC ? Und geht erst einmal Beit Chaninah, ist es morgen die halbe Jaffa Road wie zu Zeiten der jordanischen Besetzung vor dem Sechs - Tage - Krieg. Wenn Jerusalem fällt, könnte dies genauso Tel Aviv und Massada passieren.

Hinzu kommt, dass selbst viele Ostjerusalemer einer Teilung skeptisch entgegen sehen. "Was, dann bekommen wir keine israel. Sozialhilfe mehr" ? Geld kommt nicht mehr in die Kasse, denn die paläst. Autonomiebehörde tut alles, nur keine Gehälter auszahlen. Europa zahlt Unsummen und die paläst. Regierung sackt skrupellos alles ein. Die Bevölkerung sieht wenig, leidet und das wiederum läßt günstigerweise jegliche Schuld auf die schlimmen Israelis schieben, die da immer alles blockieren und keinen einreisen lassen.

Das Problem Jerusalems ist es, niemals aus der Geschichte gelernt zu haben. Sind wir einmal im Aufwind, dann herrscht Optimismus und sogar Überheblichkeit. Und Letzteres läßt uns manchmal zu schnell wieder auf den Boden der Tatsachen purzeln.

Jerusalem ist mehr als Jaffa Road, Israel Museum oder Altstadt. Wer sich die Zeit nimmt und sich intensiv mit der Stadt beschäftigt, der lernt in jedem Stadtteil eine völlig andere Atmosphäre kennen. Die Bewohner prägen den Stadtteil und wer sich in ein Cafe setzt, der bekommt die unterschiedlichen Facetten zu spüren. Hier die Normalos, da die Studenten, Linke, Rechte, Religiöse aller Art, Reiche, Arme, Mittelschicht, Rechthaber, Depressive, Neueinwanderer, Träumer, Ausgeflippte, Hippies, Ökos, Soldaten oder jene, denen alles egal ist. Rehavia ist nicht Nachlaot und die German Colony ist nicht Kiryat Yovel. Niemand ist gleich und kaum jemand teilt die gleichen Ansichten mit dem anderen. Bisher hat uns all das Chaos nie an einem friedlichen Miteinander gehindert, denn gerade Jerusalemer sind an viel gewöhnt.

Teilung, ja oder nein, wir überleben auch das. Wenn es aber anderen Landesteilen an den Kragen geht, wird sich zeigen, ob alle so gefestigt sind wie die Jerusalemer aufgrund ihrer Geschichte.


JERUSALEM

Jerusalem der Zuschauer und derjenigen, die alle Antworten zu haben scheinen.
Jerusalem lobt dich für nichts, denn es ist immer bereit für Spannungen.
Es erscheint so starr und grossartig, umarmt dich und du willst gehen.
Wir alle lieben es und nennen es unsere Stadt
Feinde, Erinnerungen, Klagemauer, Felsendom, Grab, Synagogen, Moscheen, Kirchen
und Pilgerfahrten.
(von Gil Gilad)

Nur auf Hebrae., aber trotzdem sehenswert - ONE JERUSALEM.
http://jer1.org/Default.aspx

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