Sonntag, 19. Februar 2012

Schnelles Geld in Tel Aviv


Gesehen in Tel Aviv 

Photo: Miriam Woelke

B"H 

Früher, ja früher war noch alles anders. In den 80iger und 90iger Jahren hausten recht viele Israel – Touristen wochen – oder gar monatelang in billigen Hostels und arbeiteten als Tagelöhner in unterschiedlichen Jobs. Damals dachte kaum jemand daran, ständig in Israel bleiben zu wollen, sondern es ging um das Abenteuer. Hier mal jobben und dann weiterreisen. In Tel Aviv auf dem Bau schuften, Wände streichen, Wohnungen putzen, beim Umzug helfen und und und. Dann weiter nach Griechenland und da was arbeiten. Nach Neuseeland Kiwi pflücken oder in den USA jobben, um sich ein paar Wochen über Wasser zu halten, um dann weiterzureisen. 

Wie viele tolle Leute jeden alters traf ich zu der Zeit in Israel ? Leute, die die ganze Welt bereisten, bevor sie auf die Uni gingen oder in ihren Job zurückkehrten. Deutsche waren selten einmal darunter, sondern vorwiegend Amerikaner, Briten, Australier und ein Schweizer. 

Das waren Zeiten in denen die Tel Aviver Hostels Jobs vermittelten. Alles "schwarz unter der Hand", aber niemand regte sich auf. Auch bei einem überzogenen Visum gab es kaum Komplikationen, denn die Touristen reisten eh wieder ab. All das sollte sich Ende der 90iger Jahre rigoros ändern, denn da kamen die ersten Gastarbeiter aus China, Rumänien und den Philippinen. Plötzlich wollten gerade diese Leute bleiben und nicht mehr heim. Überzogene Visa wurden ab sofort mit strenger Abschiebung bestraft und die Jobs für die Touristen gibt es auch nicht mehr. Stattdessen nahm ein Heer Afrikaner und Philippinas die Putzjobs, das Tellerwaschen in Restaurants, Jobs auf dem Bau, als Anstreicher oder Umzugshelfer ein. Wohlhabende Israelis und Restaurantbetreiber bevorzugen Billigkräfte, die wenig aufmucken. 

Genau diese Jobs fehlen vielen Israelis, die sich neu in Tel Aviv ansiedeln. Nicht alle kommen mit Geld im Rücken an, sondern mieten sich in billigen Hostels ein, suchen einen Job, wollen möglichst schnell Geld verdienen und sich dann eine Wohnung mieten. 

Mit genau diesem Thema wurde ich dieser Tage wieder einmal konfrontiert, denn eine Arbeitskollegin machte mich auf einen älteren Kanadier aufmerksam. Der Kanadier wanderte vor Ewigkeiten nach Israel ein und ging dann zurück in sein Heimatland. Jetzt kehrte er zurück nach Tel Aviv und steht nach wenigen Tagen ohne Geld da. Er suche dringend einen Job und ich kenne jemanden, der sich seit Jahren mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Den befragte ich und die Antwort lautete, dass es schlecht stehe. Die Afrikaner räumen die Restaurant – Jobs ab und der Kanadier sei eh über 50 oder sogar schon 60. Wäre er jünger, könnte er auf dem Carmel Markt Obstkisten schleppen, aber so … Den stellt niemand mehr ein. Ältere Einwanderer fallen nun einmal durchs Raster. 

Wie ich hörte, versetzte der Kanadier seinen CD – Player und holte so noch eine weitere nacht in einem Hostel heraus. Morgen will er wieder auf Arbeitssuche gehen. 

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