Donnerstag, 16. Februar 2012

Nicht "Küchenhilfe", sondern "Koch"


Frishman Street in Tel Aviv

Photo: Miriam Woelke
B"H 

Ein gefeuerter Ex – Arbeitskollege von mir fand eine neue Arbeit in der Gastronomie. Wie überall auf der Welt, ist auch die Gastronomie in Israel ein Knochenjob und dazu schlecht bezahlt. Trotzdem zählt die Branche, besonders in Tel Aviv, zu den begehrten Arbeitsplätzen. Speziell unter jungen Leuten und Newcomern in der Stadt. Man findet halt erst einmal einen Job und sieht sich gleichzeitig nach etwas Besserem um. 

Tel Aviv gilt als Anziehungspunkt junger Leute aus ganz Israel. Hier in der Stadt bestehen noch ungeahnte Möglichkeiten und das, was Tel Aviv liebt, sind junge Leute zwischen 20 – ca. 33 Jahren. Danach ist jeder "altes Eisen" und sollte entweder in einem Job fest verankert sein oder sein eigenes Start Up aufmachen. 

Mein Ex – Kollege ist 26 Jahre alt und fand schnell einen Job bei einer Bar in der belebten Dizengoff Street. Tel Aviver lieben Bars. Exklusives Ambiente und keine Spelunke. Kurz gesagt, die neuen Bars mit viel Glas und Schickimicki. Wer nicht High Society ist, der kann ja wenigstens so tun. 

Was Ex – Kollege in der Bar macht ist, Salatteller zuzubereiten und alles aus der Küche an die Bedienung weiterzureichen. Berufsschulen oder Lehrjahre gibt es in Israel in den wenigsten Berufen. Friseure machen halt eben mal einen Kurs nebenbei und sind dann Friseur. Ebenso ein "Barman" (auf deutsch: Barkeeper). Wer irgendwo arbeitet, sei es als Bäcker oder Büroangestellte, der erlernt alles in seiner Einarbeitungsphase. 

Der Ex – Kollege schiebt in der Bar Nachtschicht und gilt eigentlich als "Küchenhilfe". Als er sich vor ein paar Tagen telefonisch um einen Zweitjob in einem Kindergarten bewarb, wurde er nach seiner jetzigen Tätigkeit gefragt. Als Israeli versucht man, sich bestmöglichst zu verkaufen und antwortet deswegen nicht mit Küchenhilfe: "Ich bin Koch", sagte der Ex – Kollege und bekam umgehend einen Vorstellungstermin für den nächsten Tag. Mittlerweile arbeitet er bereits im Zweitjob. Nach der Nachtschicht in der Bar zwei Stunden Kindergarten.

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