Dienstag, 8. April 2008

Vor und nach Pessach

B"H

Nächste Woche nach dem ausklingenden Schabbat (am Samstag abend, dem 19. April) beginnen die Juden weltweit ihr Pessachfest. Aber schon seit Wochen werkelt die tüchtige Hausfrau daheim herum, denn alles muß blitzblank geputzt sein und kein Stäubchen Chametz (Getreideprodukte) darf mehr im Hause gesichtet werden.

Aber nicht nur der Pessachputz steht derzeit an oberster Prioritätenstelle; nein, auch der Einkauf hat begonnen. Was braucht man nicht alles für die Pessachseder am ersten Abend (im Ausland wird die Seder zweimal gefeiert) ?

Innerhalb der letzten Jahre hat sich Pessach auch noch zum Geschenketag entwickelt und sozial schwache Familien kommen da kaum noch mit. Viele sind schon froh, wenigstens Mazzot (ungesäuerte Brote), Wein und etwas zu Beissen auf dem Tisch zu haben. Geschenke ? Wie denn das noch ?

In Israel rollen die jährlichen Wogen der kollektiven Hilfsbereitschaft an. Sozial schwache Familien können zu öffentlichen Ausgabestellen gehen und gratis ihr Pessach - Presentkörbchen abholen. Darin enthalten sind Wein, Mazzot, und Lebensmittel. Alles, damit wenigstens die Seder einigermassen menschenwürdig über die Bühne geht. Nicht jeder kann sich mal eben so im Kind David Hotel einmieten oder eine anderweitige private Seder veranstalten. Und sich einladen lassen will man auch nicht immer. Entweder ist man dann im nächsten Jahr genauso verpflichtet oder alle schauen einen mitleidsvoll an.

Der erste Abend, der Sederabend, ist der wichtigste des gesamten Feiertages. Wer ihn übersteht, der hat wieder ein Jahr Zeit. Die Seder bedeutet Familie und wehe dem, der keinen Platz gefunden hat. Zwar kann jeder zu Chabad oder anderen relig. Gruppen bzw. Organisationen gehen und dort die Seder verleben, dennoch geht nichts über einen familieären Touch. Und daher versteht es sich von selbst, dass momentan alles fragt: "Und wo bist Du bei der Seder ?"
Ja, und wo bin ich ? In Mea Shearim natürlich.

Vor dem Feiertag steigen die Lebensmittelpreise oft in schwindelnde Höhe an, aber die katastrophale Überraschung soll erst nach den Feiertagen auf uns niedergehen. Lebensmittelpreise werden nochmals drastisch ansteigen, da es auf dem Weltmarkt halt schlecht ausschaut. Unter anderem sind davon Reis, Olivenöl, Milchprodukte oder das Gemüse betroffen. Ein kurzer Blick auf den Jerusalemer Machane Yehudah Markt genügt, um das Ausmaß abzuschätzen.
1 kg Avocados kostet da tatsächlich 18 Schekel (fast vier Euro). Für den Normalverdiener unerschwinglich und nicht umsonst fragte die Presse schon vor wenigen Wochen, ob sich bald nicht nur noch die Reichen gesunde Lebensmittel leisten können und der Rest halt den Junk abbekommt und nebenbei Magenbitter zur Verdauung schluckt.

Aber auch die Kaffeehausketten schlagen zu. Cafe Neeman verlangt seit Wochen für den großen Milchkaffe 12,50 Schekel statt der bisherigen 9,50 (fast zwei Euro). Allerdings nur dann, wenn man es wagt, sich hinzusetzten. Der Kaffee To - Go kostet nach wie vor 7,50 Schekel.

Was kommt dann erst nach Pessach auf uns zu ?
Denken wir lieber noch nicht daran und freuen wir uns auf die Seder. Wenn wir sie uns leisten können…

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