B"H
In einem Cafe sassen kürzlich zwei junge Frauen neben mir am Tisch. Eine von ihnen erzählte ihrer Freundin bei einem Capuccino von ihrer Arbeitslosigkeit. Arbeitslosigkeit ist in Israel nicht unbedingt die große Schande. Eher geht man lockerer damit um und läßt auch seine Freunde an den Infos über Arbeitslosengeld und Vorstellungsgespräche teilhaben. Und so berichtete die Jobsuchende ihrer Freudin von ihren letzten zwei Vorstellungsgesprächen.
Und wieder kam etwas zur Sprache, was ich nicht immer ganz verstehe und ich mich jedesmal frage, warum dies gerade in der israelischen Gesellschaft solch große Rolle zu spielen scheint. Wieso ausgerechnet hier, wo die Israelis die Flexibilität lieben ?
Schon lange hockt kaum jemand mehr jahrelang in einem festen Job, ohne sich zu verändern. Manche wechseln alle paar Monate ihre Jobs oder werden gefeuert. So wechselt man so oft vor sich hin und nichts bleibt ausgeschlossen. Auch nicht die Tatsache, dass jemand in seinen vorherigen Job zurückkehrt. Man kündigt und später ist man halt wieder da. So what ?
Dass, was mich immer wieder verwundert ist, dass selbst eine Verkäuferin bei einem Vorstellungsgespräch gefragt wird, wovon sie im Leben träumt. Geschieht dies aus Interesse heraus, um zu sehen, ob es sich bei der Bewerberin um eine ernsthaft interessierte und verläßliche Person handelt oder ist alles nur Taktik ?
Auch ich bekam in der Vergangenheit derlei Fragen zu hören und, G - tt sei Dank, war ich auf die spezifische Frage von israel. Freunden vorbereitet wordem. Ansonsten hätte ich dämlich und zugleich höchst verwundert aus der Wäsche geschaut. Gebürtige Israelis haben mit dieser Frage nach dem Lebenstraum weniger Probleme, mich jedoch brachte sie immer wieder zum Nachdenken: Ja, wie schaut eigentlich mein Lebenstraum aus ?
Aber das Personalleitergegenüber will keine Blabla - Philosophien hören, sondern dass man ehrgeizig auf die Zukunft schaut. Arbeiten und Geld verdienen. Vielleicht Familie, denn dieser Punkt bringt die Bodenständigkeit zum Ausdruck. Bodenständigkeit und kein flippiges Geschwebe durch der Luft.
Nehmen wir einmal an, dass sich jemand einmal wieder mehr um einen Job bewirbt, den er eigentlich gar nicht will. Aber was soll man machen ? Von irgendetwas muß schließlich gelebt werden und die Bezahlung der Rechnungen wartet auch. Spätestens bei der Frage nach dem eigenen Lebenstraum kommen in einem nicht selten Gedanken auf, welche einen fast oder tatsächlich von dem Vorstellungsgespräch flüchten lassen. Was ist jetzt eigentlich mein Lebenstraum ?
Und dann wacht man plötzlich auf und beginnt das Rennen. Ja, was mache ich hier eigentlich und wieso befinde ich mich nicht mitten in der Traumverwirklichung ?
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