Donnerstag, 17. April 2008

Das Monster

B"H

In zwei Jahren soll durch Jerusalem eine hochmoderne Straßenbahn rollen. Dann ist es aus mit den stinkenden Stadtbussen. Die Jaffa Road sowie viele umliegende Strassen sollen zum Einkaufsparadies werden. Fußgängerzonen, welche die Passanten zum Verweilen einladen. Viel Grün und Ruhe halt. Genauso, wie es in den 30iger und 40iger Jahren einmal war. Daran wird seit Jahren hart gearbeitet und der Innenstadtverkehr wurde unzählige Male umgeleitet, wenn nicht ganz gestoppt. So ist seit kurzem die Histadrut Street und der nebenan liegende Teil der Ben Yehudah für den Autoverkehr völlig gesperrt. Die Erweiterung der Fußgängerzone ist schon recht schick anzuschauen.

Einen Haken jedoch sahen einige Stadtratsmitglieder. Einen Haken, den ich nicht nachvollziehen kann und der mir ausgesprochen dämlich erscheint. Die Straßenbahnlinien sollen allmählich in alle Stadtviertel Jerusalems fahren; bis nach Pisgat Ze'ev hinaus. Die Stadtväter aber begannen sich zu fragen, wie denn um Himmels Willen die Straßenbahn die belebteste Kreuzung der Stadt überqueren soll. Der Übergang der Jaffa in den Herzl Boulevard. Man kann doch nicht einfach noch mehr Ampeln installieren und den reinkommenden bzw. hinausfahrenden Verkehr von und nach Tel Aviv blockieren. Da muß doch eine andere Lösung her. Und irgendwer kam dann auf die bekloppte Idee, eine Brücke zu bauen. Eine Brücke, auf der die Straßenbahnen die Kreuzung überqueren und so den fliessenden Verkehr nicht stören. Der spanische Architekt Santiago Calatrava entwarf daraufhin dieses häßliche Brückenmonster. Die Einweihung war für Mai geplant, doch wieder einmal gibt es Verzögerungen. Noch nicht fertig gebaut, weist die Brücke schon Risse auf. Ich bin mir sicher, dass uns das Monstrum irgendwann auf die Köpfe kracht. Lange dauert das nicht mehr.



Wieder einmal muß alles umfunktioniert werden und die Jerusalemer sehen den Kosten nicht mehr lange zu. Erst versagte das Bauunternehmen Moriah mit Verspätungen, dann hieß es, dass die Stahlseile mehr Kosten verschlingen als ursprünglich geplant und nun wird das franz. Unternehmen, welches die Züge stellen soll, hart angegangen. Jeder schiebt die Schuld auf den anderen und die Kosten steigen ins Unermessliche. Von weitem ragt uns dieses weiße Monster entgegen und lacht sich bestimmt eins ins Fäustchen. Irgendwann fällt es um und hoffentlich stehen dann die Verantwortlichen Brückenbauer darunter.
Wer braucht diese irrwitzige Umleitung ? Und wer steigt wirklich in die zukünftige Straßenbahn um am Herzl Boulevard mit der Brücke zusammenzufallen ? Die Brücke ist schon vor ihrer Einweihung ein Schandfleck für die Stadt.


Photo: Jerusalem Post

Links zum Thema:

http://www.jpost.com/servlet/Satellite?cid=1176152776740&pagename=JPost%2FJPArticle%2FShowFull

http://www.umsl.edu/~sauterv/analysis/creativity/30CALATRAVA.html

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