Sonntag, 27. April 2008

Jüdischer Häuseraufkauf im Arabischen Viertel - Teil 2

B"H

Nie und nimmer hatte ich an diesem Feiertag eine zweite Ateret Cohanim - Tour durch das Arabische Viertel in Erwägung gezogen. Eine Teilnahme, die vor ein paar Tagen, reicht aus, so dachte ich. Dann aber geriet ich heute mehr oder weniger zufällig in eine zweite Tour. Als ich den Tunnel neben der Kotel (Klagemauer) passierte, machte sich gerade eine neue Tourgruppe auf den Weg und ich nahm spontan daran teil.

Unser Guide hieß diesmal Chaim und ist genauso wie Avi'ad ein Student der Yeshivat Ateret Cohanim. Und was am Wichtigsten war, die Tour nahm beim zweiten Mal einen ganz anderen Verlauf. Und diesesmal war ich auch nicht die einzige "Ausländerin", sondern es waren ein paar amerikanische Haredim (Ultra - Orthod.) sowie eine äthiopische Familie anwesend. Wir waren ca. 30 Leutchen, wovon die Haredim in der Mehrzahl waren. Und wieder wurden wir durch die Arabische Altstadt geführt, um die einstige und jetziger jüdische Repräsentanz erläutert zu bekommen. Unter anderem gingen wir zum sogenannten "Wittenberg - Gebäude", das in der neueren Geschichte dadurch berühmt wurde, dass die Familie des ehemaligen Ministerpräsidenten einen Teil des Hauses kaufte und einzog.

Vor ca. 150 Jahren hatte der russische Rabbi Wittenberg das seinerzeit größte Gebäude in der Arabischen Altstadt gekauft. Wer von der Kotel in Richtung Damaskus - Tor geht und sich auf der Höhe des Österreichischen Hospizes befindet, kann das Haus mit der israelischen Flagge auf dem Dach leicht erkennen. Als Rabbi Wittenberg den Häuserkauf plante, machte ihm ausgerechnet die Kirche einen Strich durch die Rechnung, indem sie selbst das Haus erwarb. Man wollte gleich neben der Via Dolorosa keine Juden haben. Wenig später jedoch konnte der Rabbi die Kirche zum Verkauf bewegen. Allerdings nur dann als er bereit war, die doppelte Summe für das Anwesen zu zahlen. Zur Zeit der moslemischen Pogrome an den Juden im Jahre 1929, war die Familie Wittenberg gezwungen, auszuziehen. Vor einigen Jahren erwarb Ateret Cohanim einige Anteile des Gebäudes, indem derzeit jüdische sowie drei palästinensische Familien wohnen. Laut dem israelischen Gesetz, dem "Diur Mugan", darf man einen Mieter, der sieben Jahre in der gleichen Wohung lebt, nicht einfach so mir nichts dir nichts auf die Straße setzen, sondern er hat entweder lebenslanges Wohnrecht oder muß mit einer enormen Summe abgefunden werden. Und somit haben die palästinensischen Familien Bleiberecht.

Was auf beiden Tours immer wieder zur Sprache kam:
Die Unterteilung der gesamten Altstadt in das hebräische Wort "ROVA - ein Viertel" ist flächenmässig betrachtet völlig falsch. Die Fläche der "Rova HaMuslami - das Arabische Viertel" ist größer als alle anderen Viertel. Nämlich weit mehr als die Hälfte.

Irgendwann landeten wir im "Beit Yuri - im Yuri - Haus", indem heute vier nationalrelig. Familien leben. Auch hier wurden wir von den Kindern mit kalten Getränken empfangen, was bei der Hitze von 37 Grad nur allzu gerne angenommen wurde. Alle waren mehr oder weniger platt und sobald ein neuer Stop eingelegt wurde, standen wir sofort im Schatten.

Vielleicht sollte ich nochmals erwähnen, dass es sich bei vielen der von Ateret Cohanim aufgekauften Häuser um ehemaligen jüdischen Besitz handelt. Die Araber waren nach den Pogromen einfach eingezogen und gaben es als ihr Eigentum aus. Eine Tatsache, die geschichtlich außerhalb Jerusalems leider zuwenig Beachtung findet und es dadurch ständig zu falschen Behauptungen kommt.

Und wie leben kleine Kinder der Familien, die sich im Arabischen Viertel niederlassen ? Wo spielen sie ?
Ganz einfach…Die Häuser sind so gebaut, dass sich im Innenhof oder auf dem jeweiligen Dach kleine Spielplätze befinden. Auf dem Dach wird geschaukelt oder im Sandkasten gespielt; oftmals neben dem Wachposten mit Maschinengewehr. Im Ausland klingt das jetzt vielleicht furchtbar dramatisch oder sogar kinderfeindlich. Was soll denn da bloß einmal aus den Kindern werden ?

In Israel hingegen haut ein Maschinengewehr keinen vom Hocker und soetwas fällt ganz einfach nicht mehr auf. Ich schreibe immer aus meiner Sicht als Israelin und da mag mein Geschreibsel dem einen oder anderen manchmal brutal vorkommen. Aber eines sei gesagt: Nach mehreren Jahren Israel gewöhnt man sich an alles und wer sich in Deutschland bei gewissen Vorkommnissen vor Angst schnell in die Hose macht, der muß sich in Israel an eine ganz andere Gefahrenmentalität zulegen.

Und wie reagierten die Palästinenser, wenn sie da jüdische Tourgruppen durch ihr Viertel kommen sahen ? Waren sie beleidigt oder gar feindlich gesinnt ?
Auch hierbei waren alle Meinungen vertreten. Manchmal gab es feindliche Blicke. Die Mehrheit schien jedoch eher desinteressiert und ging ihrer Wege. Andere wiederum grüßten freundlich und wieder andere schauten auf den Business - Effekt. Sobald sie potentielle Kundschaft (die Israelis) kommen sahen, wurden Verkaufsstände mit kühlen Getränken aufgebaut. Und solch irrwitziges Verhalten gibt es halt nur in Israel.

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