Donnerstag, 15. Mai 2008

Traum oder Alptraum ?

B"H

Bestimmt habe ich dieses Thema schon einige Male zuvor angeschnitten, dennoch verliert es anscheinend nie an Aktualität. Israel scheint auf Leute aus aller Welt eine magische Anziehungskraft zu haben. Und das nicht nur aus relig. Gründen, weil viele ausgerechnet hier den Meschiach vermuten oder sich auf die Suche nach G - tt begeben wollen. In Israel, wo doch G - tt und alles so original ist.

Deutsche Staatsbürger kommen entweder als Pauschaltouristen und schauen sich zwei Wochen das Land an; andere, meistens Jüngere, planen gleich von Beginn an einen längeren Aufenthalt. Beliebte Ziele dabei sind, wie kann es anders sein, der Kibbutz, aber auch anderweitige verschiedene Volontärsprogramme. Christliche Volontäre verschlägt es dabei oft in diverse Jerusalemer Hospize, wo sie einige Monate arbeiten. Zuviel Auswahl gibt es für Nichtjuden nicht, denn die Mehrheit der Freiwilligenprogramme ist auf Juden bezogen und so bleibt halt im Normalfall fast nur der Kibbutz übrig. Aber der Kibbutz hat seine eigenen Regeln und Mentalitäten und man lernt dort sicher alles kennen, nur keinen israel. Alltag. Der findet außerhalb der Kibbutzwelt statt und hat mit dem Leben dort nicht viel zu tun.

Irgendwann, und sei es nach auch erst nach einem Jahr, kommt dann die Zeit des Abschieds. Wehmut tritt ein und man würde schon noch gerne länger bleiben. Doch die meisten Volotärsprogramme sind zeitlich begrenzt und auch im Kibbutz kann man nicht ewig bleiben. Vielleicht liesse sich ja noch alles irgendwie regeln, wenn nicht eine Einrichtung dem Ganzen einen kräftigen Riegel vorschieben täte: "Das israelische Innenministerium - Misrad HaPnim".

Bei der bloßen Erwähnung des "Misrad HaPnim" läuft es vielen Touristen schon eiskalt den Rücken herunter. Das verhasste Amt der Visaverlängerung. Jeder Tourist erhält bei seiner Einreise nach Israel ein Drei - Monats - Visum.
Heute muß man sagen: "Fast jeder Tourist", denn die Ankömmlinge aus den GUS - Staaten (wenn sie nicht Aliyah machen) sowie jene aus Dritte Welt Ländern oder Fernost erhalten oft nur ein Ein - Monats - Visum bei der Einreise. So will man einen längeren Aufenthalt gleich von vornherein vermeiden, da diese Leute als potentielle Illegale gesehen werden. Heißt, sie stehen im Verdacht, auf der Suche nach einem besseren westlichen Leben zu sein und Israel als Sprungbrett zu nutzen. Sich hier einen Job zu suchen und in der Illegalität unterzutauchen.

Aber auch bei westlichen Touristen ist irgendwann Schluß mit der Visaverlängerung. Nach Ablauf der ersten drei Monate geht man auf sein lokales Innenministerium und läßt sich weitere drei Monate geben. Ich glaube, die Verlängerung kostet derzeit um die 150 Schekel (30 Euro). Danach wird es immer schwieriger. Das Ministerium will wissen, was man denn genau in Israel will und vor allem, wie man seinen Aufenthalt finanziert. Steckt da nicht doch ein illegaler Job dahinter, mit dem man sich über Wasser hält ? Jene, denen es erfolgreich gelang, eine ganze Zeit lang hierzubleiben, werden in der Regel nach einiger Zeit aufgefordert, dass Land zu verlassen. Mindestens ein Jahr muß man raus aus Israel und da hilft auch kein Jammern. Raus und ein Jahr warten, um dann wieder einreisen zu können. Und wieder befristet, versteht sich.

Vielleicht sollte ich immer wieder erwähnen, dass es auch bei diesen zeitlichen Regelungen Unterschiede gibt. Osteuropäer, Dritte Weltler, etc. stehen schon vorher auf den Abschußlisten den Innenministeriums, welches keine Gnade kennt. Man hat es ganz einfach satt, dass soziale Auffangbecken der Welt zu sein. Israel ist zu klein, um sämtliche Probleme der Welt bewältigen zu können. Und überhaupt, was wollen die Leute hier ? Sollen sie es doch in den USA versuchen.

Eine zweite gesetzliche Regelung, die nicht ungenannt bleiben soll ist, dass all jene Punkten der komplizierten Visavergabe bzw. das Land verlassen zu müssen, ausschließlich auf Nichtjuden zutrifft. Für Juden gelten anderweitige Regelungen.

Und genau damit kommen wir zum eigentlichen Punkt.
Vielen nichtjüdischen Touristen ist von vornherein klar, was sie erwartet. Irgendwann müssen sie halt raus und eine Aliyah (Einwanderung) wird ihnen sowieso nicht gestattet, da sie keine Juden sind. Und eine zeitweilige Aufenthaltsgenehmigung gibt es schon gar nicht. Nur so hier herumleben und eventuell illegal jobben ist keine Voraussetzung für ein Bleiberecht. Und so sind viele Touristen auf die irrationale Idee gekommen, alle Gesetze zu umgehen, in dem sie behaupten, Juden zu sein. Da kommen sie aufs Amt und behaupten steif und fest Juden zu sein und man solle ihnen gefälligst Aliyah bewilligen oder wenigstens ein neues Visum, wenn es geht für sechs Monate, auszustellen.

Für wie dämlich halten sie eigentlich die hiesigen Behörden ? Ein wirres Blabla soll das Ministerium veranlassen, die Aliyah - Papiere auszustellen ?

Offensichtlich glauben viele, dass wenn sie nur glaubwürdig ihre angebliche jüdische Abstammung erklären, sie es schon schaffen werden. Was für eine Illusion. Auch in den Ministerien hat man sich mittlerweile an die neue Touristenmasche gewöhnt und ohne eindeutige Abstammungspapiere gibt es gar nichts.
Nun, die Touristen wollen jedoch nicht aufgeben und haben sich etwas Neues einfallen lassen, indem sie im Ministerium behaupten, dass sie ja jüdisch seien, aber keine Papiere haben. Entweder wollen die "bösen" Großeltern daheim nichts herausrücken oder sie haben erst neulich erfahren, dass sie ja eigentlich Juden seien. Anhand sämtlicher nur erdenklicher Tricks versuchen die Touristen davonzukommen. Glauben tut ihnen schon keiner mehr, denn das halbe Office ist mittlerweile voll von angeblichen Juden ohne Papiere. Und einem Deutschen, der vorgibt keine Papiere zu haben, wird erst recht nicht geglaubt. Wie gut hatten doch die ihrerzeit die Nazis alles katalogisiert und bis heute kann jeder seine Papiere einsehen und ist registriert.

Osteuropäer hingegen meinen, für sie sei es leichter zu behaupten, alle Papiere verloren zu haben, denn schließlich war ja Krieg. Aber auch dem ist nicht so, denn das Holocaust - Museum Yad VaShem kann Mikrofilme aus den GUS - Staaten, Polen oder Rumänien anfordern und so Familienstammregister nachweisen.

Wer heutzutage vor Israelis behauptet, er sei Jude ohne Papiere, erhält meist nur mitleidige Blicke. "Oh, nein, nicht schon wieder ein Fake". Und das Innenministerium läßt sich erst recht nicht darauf ein. Papiere - ja oder nein ? Was anderes steht nicht zur Debatte.
Und falls ja, werden sie in einer speziellen Abteilung des Oberrabbinates auf ihre Richtigkeit geprüft.

Und immer wieder kommt die Frage auf - "Was versprechen sich solche Leute überhaupt ?" - und - "Was wollen die eigentlich hier ?"

Die offizielle Site des "Misrad HaPnim"
(Nur auf Hebr.)

Visa - Angelegenheiten

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