Mittwoch, 21. Mai 2008

Kulinarischer Boom

B"H

Meine Güte, wenn ich mich noch daran erinnere, wie die israel. Küche vor zehn Jahren und mehr ausgeschaut hat. Wer abends mal weggehen wollte, der ging meistens auf die bekannte Falafel oder den Schwarma (Döner). Chinesisch gab es schon, aber teuer. "Pizza Domino" erlebte seinen großen Boom und alle bestellten ihre Pizza nach Hause. Doch diejenigen, welche Wert auf Kaschrut (koscher) legen, mußten bei Domino draußen bleiben. Ich erinnere ich mich noch gut, wie ich eines abends aus der Yeshiva (relig. Schule) bei Domino anrief und fragte, ob denn alles koscher sei. "Nö", bekam ich zur Antwort.

Wie haben sich doch die Zeiten geändert ? Domino ist zwar immer noch nicht koscher, doch schrammt dafür am stetigen Bankrott vorbei. Der Boom hat sich in Luft aufgelöst, denn heutzutage finden wir an jeder Ecke Pizzas und sind nicht mehr auf Domino allein angewiesen. Und koschere Pizzas gibt es mittlerweile auch. Sogar koschere Suschi. "Spaghetti Factory", den Chinesen oder den Franzosen ? Alles ist erhältlich. Nicht immer billig und koscher, aber eine Suche verspricht gewöhnlich fast immer Erfolg.

Zuerst hielten die Kaffeehäuser Einzug. Israel hatte den Bohnenkaffee entdeckt. Schluß mit dem ollen Muckefuck "Nescafe" oder den Bots (Schlamm) des Turkish Coffee. Nun sollten geradezu edle Zeiten anbrechen. "Cafe Aroma" oder "Hillel", so hiessen nun die neuen Namen der Branche. Überall im Land wurden Filialen eröffnet und der Boom hält nach wie vor an. Auch andere Unternehmer entdeckten das Kaffeehausgeschäft und Kuchen gibt es dazu. Wenn auch oft zu übertriebenen Preisen wie bei "The Coffee Bean".

Cafe Hillel - Filiale in Tel Aviv



Israelis lieben ihr Hühnerschnitzel, ihr Steak, ihre Spaghetti, ihre Falafel und nun auch noch Sushi oder Paella. Sephardische Juden setzen nach wie vor auf Tradition und die kurdische Küche darf nicht fehlen: Reis und Kube (in Teig gehüllte Fleischbällchen).

Insgesamt jedoch ist das Ausgehen jedesmal teuer und da sucht man günstigere Wege. Und so wurden die Bars entdeckt. Israel im Barrausch und wer sich in Jerusalem (Shelom Zion HaMalka Street) oder in Tel Aviv (Ibn Gavirol, Dizengoff) umschaut, der kann den Unterschied zwischen einer Berliner, New Yorker oder Pariser Bar nicht mehr ersehen. Unsere Bars entsprechen internationalem Standard und die Preise gleich mit.

Was also bleibt dem Normalverdiener ?
Man besinne sich halt wieder auf den guten alten Kaffee, obwohl der auch immer teurer wird. Wer es ganz billig haben will, der setzte sich halt ins "Cafe Ne'eman" oder ins "Aroma".
Ich gebe gerne zu, dass ich ein absoluter Kaffeehausgänger bin. Neulich jedoch machte mein Aroma - Stammcafe in Tel Aviv schon frühabends dicht und ich suchte eine Ausweichmöglichkeit. Die fand ich fast nebenan in der Tel Aviver "Cafe Cafe" - Kette. "Cafe Cafe" ist in Downtown Tel Aviv an jeder Ecke zu finden. Das Ambiente ist gemischt und man trifft auf alle Arten von Leuten. Zuerst dachte ich, dass alles mehr die intellektuelle Schiene sei, denn im Cafe selbst befinden sich Bücherregale mit sogar echten Büchern darauf. Aber nichts da, denn die Kundschaft liebt die eigenen mitgebrachten Laptops. Mir gehts genauso.

"Cafe Cafe" ist eine elegantere Ausgabe des "Aroma". Die Preise sind fast gleich, doch sind die Portionen (Tassen) etwas knapp bemessen. Und der Kellnerservice geht auch noch extra. So werden aus der Tasse Milchkaffee für 15 Schekel (3 Euro) gleich 17 oder 18 Schekel, denn die Kellnerin will auch etwas verdienen.
Wer in Israel eine Rechnung bekommt auf der steht "Service not included", sollte mindestens noch 12 % vom Gesamtpreis draufschlagen, denn davon lebt das Bedienungspersonal. Eine zweite Sache ist beim Kaffeehausbesuch besonders wichtig und sollte nie vergessen werden. Den Kaffee immer ohne Schaum (Bli Ketzef) bestellen. Wer es vergisst, hat das Nachsehen und bezahlt einen horrenden Preis für eine Tasse, die zur Hälfte voll mit Schaum ist.

Und wer unbedingt ins "Cafe Cafe" will, ohne sich nach Tel Aviv begeben zu müssen, der suche demnächst in die Jerusalemer Emek Refa'im Street in der German Colony auf. Die Tel Aviver Kette zieht baldigst ein und verbreitet seine Buch - Laptopintellektualität auch in Jerusalem.

"Was, sagen jetzt die Jerusalemer, dazu haben wir doch schon das "T'mol Schilschom". Nee, lasst mal gut sein, denn Letzteres will nun mehr auf Kulinarisches umsteigen. Ein piekfeiner Koch wurde eingestellt und da wird es bald aus sein mit dem mehr oder weniger günstigen Kaffee. Also kommt doch das "Cafe Cafe" gerade recht.

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