Donnerstag, 1. Mai 2008

Touristen und das Militär

B"H

Als ich im Spätsommer 1987 das erste Mal nach Israel kam, fiel mir eines gleich besonders ins Auge: die Vielzahl der Soldaten. Irgendwie scheint das ganze Land in grünen, dunkelgrünen (Grenzpolizei Magav), grauen (Luftwaffe) oder weissen (Marine) Uniformen zu versinken. So schwingt man sich das Maschinengewehr lässig über die Schulter und steigt in einen Bus. Ich fragte mich immer, was denn wohl in Deutschland geschehe, wenn da jemand mit einem Maschinengewehr in den Bus einsteigt. Liegen dann die Leute schnell unter den Sitzen und meinen, da wolle sie einer überfallen ?

Im Gegensatz zu anderen üben Uniformen aller Art keine große Anziehungskraft auf mich aus. Ich ziehe mich lieber normal oder besser "zivil" an als mich der Heeresromatik zu verschreiben. Disziplin und so ist nichts Richtiges für mich und ich will mich nicht von irgendwelchen Offizieren dumm anschreien lassen. Andere Touristen, die denn da in unser Land kommen sind magisch von der glorreichen israelischen Armee angezogen. Die meisten von ihnen verspüren den Drang, der israel. Armee helfen zu wollen. Man will halt einen gewissen Beitrag leisten, denn schließlich soll der arabische Terror unterliegen.

Und so wurden schon vor Jahren Freiwilligenprogramme in der israelischen Armee eingerichtet. Hierbei werden jüdische und nichtjüdische Kandidaten getrennt gehalten. Einer der Gründe mag sein, dass auch einmal wieder die christlichen Missionare ihr "Glück" versuchen und missionieren wollten. Was tut man nicht alles, um seinen Müll zu verbreiten.

Die Freiwilligenprogramme scheinen sich großer Beliebtheit zu erfreuen. So dürfen grundsätzlich alle mitmachen. Egal, welchen Alters (manche sind sogar über 80 Jahre alt) oder aus welchem Land. Man muß sich nur anmelden.
Die Zeiten sind unterschiedlich. Manchmal kann man nur einen Monat lang voluntieren, dann wieder drei Monate. Und je nach Bedarf werden dann Panzer gewaschen oder irgendwelche Teile zusammengeschraubt. Mit schiessen und so ist nicht viel und die Uniform, die man verpasst bekommt, hat nicht viel mit den regulären Soldatenuniformen zu tun. Man schaut halt eher aus wie ein wandelnder grüner Sack, aber wen stört das bei der "Feldromantik" ? Und wiederkommen darf man schließlich auch. So mancher voluntiert regelmäßig jedes Jahr.

Normalerweise kommt man als Tourist natürlich in die reguläre Armee, denn hierzu müssen bestimmte Kriterien erfüllt werden. In einem Online - Forum sah ich dazu eine Frage, die mir eher nach eingebildeter Romantik klingt. Die israelische Armee ist sicher kein Zuckerschlecken und ich bin froh, dass ich aufgrund meines Alters nicht mehr zum Drill muß.

Um eingezogen zu werden, muß man einer bestimmten Altersgruppe angehören und fest im Land wohnen. Es gibt Soldaten (überwiegend russische Einwanderer), die aufgrund ihrer nichtjüdischen Existenz nicht immer israel. Staatsbürgerschaft besitzen. Trotzdem dienen sie in der Armee, aber ich nehme einmal an, dass sie über eine Gefreitenstelle nie hinauskommen. Alle anderen sind Staatsbürger.

Wer neu einwandert und zur Armee will, dem gibt die Armee einen Schnellkurs in der hebräischen Sprache. Man hat die Chance in Eliteeinheiten zu kommen, zur Luftwaffe allerdings nicht. Die Luftwaffe hat ihr eigenes kleines Sammelsurium und es gehört eine eigene israel. Mentalität zu ihr. Einfach so als Tourist vor dem Einzugsbüro erscheinen gibt es nicht. Auch gibt es keine Umwege über Voluntärsprogramme, sprich bin ich ein toller Voluntär, komme ich vielleicht weiter zu Golani. Keine Chance.

Insgesamt ist die Armee ein riesen Sammelsurium unterschiedlicher Mentalitäten und Backgrounds. Sephardische und aschkenazische Juden, Drusen oder Beduinen. Alles ist dabei. Und immer wieder hört man von internen Skandalen, wo Vorgesetzte die Frischlinge brutal herumkommandieren. Die Eliteeinheit Golani wird dabei in der Presse besonders hervorgehoben.

Wie ich eingangs sagte, Militärromantik ist nichts für mich und die meisten Israelis, die ich kenne, waren froh als sie von der Armee entlassen worden sind. Aber wer will - Viel Spaß beim Voluntieren !!!!!!

Freiwilligenprogramm SAR EL

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