B"H
Langsam kann ich das Wort "Demonstration" nicht mehr hoeren, aber da ich nun einmal in der Hauptstadt lebe, laesst sich kaum eine Demo umgehen.
Die Gay Parade zog die Weltpresse auf eine Art und Weise auf sich, von der andere Demos nur traeumen koennen.
Zum Beispiel die obdachlosen alleinerziehenden Frauen, die seit zwei Wochen in einem Zeltlager in einem kleinen Park unterhalb des Migdal HaIr hausen.
Der Midgal HaIr ist ein ca. 20 - stoeckiger haesslicher Betonklotz mit Bueros aller moeglichen Firmen. Er befindet sich an der King George in der Innenstadt, gleich neben dem Kaufhaus HaMashbir. Ueberquert man die verlaengerte Yaffo, kommt man nach wenigen Metern zu einem kleinen Park (ebenso in der King George). Dort stehen ein paar Zelte und die Frauen beabsichtigen dort mit ihren Kindern solange zu campieren, bis die Stadtverwaltung ihnen eine Unterkunft zuteilt.
Geleitet wird die Demo von der selbsternannten Buergerrechtlerin Ayalah Sabag. Wer kennt Ayalah nicht, denn vor vier Jahren demonstrierte sie gegen die Kindergeldkuerzungen des damaligen Finanzministers Binyamin Netanyahu. Ihre grosse Konkurrentin hiess Vicky Knafo, mit der Ayalah damals in einem Kriegszustand war.
Vicky ging zurueck in die Wueste nach Mitzpe Ramon und die Jerusalemerin Ayalah Sabag setzte ihre Buergerrechtsbewegung fort. Sie selbst wohnt in einer staedtischen Sozialwohnung, kuemmert sich aber dennoch um die beduerftigen Alleinerziehenden.
Den Demonstranten sagte Ayalah, dass der Staat an der Misere schuld sei und nicht sie. Das kann man wiederum sehen wie man will. Wie woanders auch herrscht bei vielen sephardischen Frauen ein Mangel an Schulbildung, was zur Arbeitslosigkeit fuehrt. Dann der Abstieg in die Sozialhilfe, vier bis fuenf Kinder im Haushalt und Mietschulden. Irgendwann steht man dann auf der Strasse und weiss nicht weiter. Die Stadt hat keine Obdachlosensiedlungen und das Warten auf eine Sozialwohnung in Jerusalem kann mehrere Jahre dauern.
Wer eine schnelle Loesung will, der muss sich bereit erklaeren, in die Negevstaedte Arad oder Dimona zu ziehen, denn dort gibt es massig Sozialwohnungen. Allerdings fehlen dort die Jobs und so bleibt man in der Sozialfalle.
Die Frauen im Park wollen nicht aufgeben und frueher oder spaeter muss sich die Stadtverwaltung mit ihnen beschaeftigen.
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