B"H
Vor etwas mehr als einem Monat sprach ich mit zwei Freunden von mir, die beruflich unterschiedlicher gar nicht sein koennten. Der eine, nennen wir ihn T., ist hoch verschuldet und war jahrelang arbeitslos. Wegen seiner vielen Pfaendungen hatte er einfach keine Lust mehr, einen Job zu suchen und lebte ewig vom Arbeistlosengeld. Jeden Montag fand er sich puenktlich auf dem Arbeitsamt ein, unterschrieb ein Formular und bekam puenktlich seine Stuetze aufs Konto. Zumindest die konnte ihm nicht gepfaendet werden.
In Israel ist es ueblich sich einmal pro Woche auf dem Arbeitsamt einzufinden. Jeder Arbeitslose hat dafuer seinen festen Tag, seine feste Uhrzeit und seinen festen Sachbearbeiter.
Der zweite Freund, nennen wir ihn E., ist Abteilungsleiter im Arbeitsministerium. Ein hohes Tier, was T. leicht haette einen Job besorgen koennen, wenn T. sich nicht ewig gestraeubt haette. So half E. immerhin bei Briefen an die Gerichte aus.
Irgendwann kam dann die Regierung auf den Plan, dass man es eigentlich so machen koennte, wie es im US - Staat Wisconsin geschah. Man schickt die Langzeitarbeitslosen einfach wieder zur Arbeit. Mit Hilfe von privaten Vermittlungsagenturen wurde der sogenannte Wisconsin - Plan vor ca. zwei Jahren in Israel durchgesetzt. Arbeitslose mussten sich bei den Agenturen melden und bekamen Jobs zugewiesen. Wer sich weigerte, dem wurde die Unterstuetzung gestrichen. Bei der Jobsuche sollte mehr oder weniger Ruecksicht auf die Qualifikation des Arbeitssuchenden genommen werden. T. musste bei einer Agentur antreten, ob er wollte oder nicht. Er fand sofort Arbeit in seinem Beruf. Einem Beruf, der in Israel haeufig nachgefragt wird, aber einen schlechten Ruf und niedrige Bezahlung mit sich bringt. Aufgrund des Terrors verdienen private Wachunternehmen Milliarden. Sie stellen alle moeglichen Leute ein, lassen sie oftmals mehr als zehn Stunden am Tag arbeiten und zahlen meistens ein Mindestgehalt von 20 Shekel (4 Euro) pro Stunde. Viele Arbeitsnehmer klagen darueber, dass ihre Stundenabrechnungen staendig falsch berechnet wurden und sie zuwenig Gehalt erhalten.
T. wurde also wieder Wachmann. Zuerst vor einer Schule, dann, weil er auf einen Waffenschein warten musste, arbeitete er als Waechter vor einer Supermarktkette. Besser gesagt, er kontrollierte die Taschen der Kundschaft. Schnell veraenderte sich seine Persoenlichkeit zum Positiven, denn durch den Job wurde er selbstbewusster. Fleissig ging er wieder arbeiten. Nach dem Erhalt seines Waffenscheines wurde er wieder an Schulen eingesetzt und ist happy, weil er vor einer Schule weniger gestresst ist als vor einem Supermarkt.
Ziel der Regierung ist es, die Langzeitarbeitslosen wieder in das Berufsleben einzugliedern. Nicht wenige erhielten nach einigen Monaten feste Arbeitsvertraege.
Nun drohte das Aus des Planes. Er sei gescheitert und man wolle andere Moeglichkeiten suchen. Ab August sollte er ganz eingestellt werden.
Doch siehe da, es kam wieder einmal anders. Wider Erwarten wurde der Wisconsin - Plan bis August 2008 verlaengert. Allerdings gibt es eine winzige Gesetzesaenderung: Leute ueber 45 Jahre sollen vom Plan ausgeschlossen werden und individuelle Hilfe erfahren.
Fuer T. wiederum haette das Aus keine Folgen gehabt, denn die Agentur wollte ihn unbedingt behalten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen