Sonntag, 10. Juni 2007

Das gespaltene Jerusalem

B"H

Nichts haette gegensaetzlicher sein koennen; meinen Shabbat verbrachte ich teilweise in Mea Shearim in chassidischer bzw. anderweitiger religioeser Atmosphaere und kurz nach dem Shabbatende nahm das Leben wieder seinen alltaeglichen Lauf. Eben noch in religioesen Stadtteilen, fand ich mich danach im nichtrelig. Teil der Stadt wieder. Sofort nach dem Shabbatende beginnen die Busse wieder zu fahren und die Geschaefte zu oeffnen. Dann ist fuer viele Ausgehzeit.

Ich weiss nicht, wann genau es begonnen hat, aber anscheinend ist die Ben Yehudah (Fussgaengerzone) wieder beliebtes Ausflugsziel. Noch vor kurzem herrschte tote Hose, denn in die unbewachte Innenstadt, in der jede Minute eine Bombe hochgehen kann, traute sich niemand mehr so recht. Einige Pubs und Schnellimbisse, wie das Kentucky Fried Chicken, machten sogar dicht. Die Jerusalemer zogen die bewachten riesigen Malls vor. Weitere beliebte Ziele sind das alte Katamon sowie die neuen Bars in Shlomzion HaMalka, einige Hundert Meter von der Fussgaengerzone entfernt.
Gestern jedoch sah ich, dass es wieder mehr Leute in die Innenstadt zieht. Neue Pubs und Restaurants haben aufgemacht und nebenbei spielen einige gute Bands Musik in den Strassen. Ausserdem ist das Wetter optimal mit noch ueber 20 Grad am Abend.

Ich durchquerte die Ben Yehudah nur kurz, aber was ich dort sah, reichte mir schon. Zwei christliche Choere sangen irgendwelche Friedenslieder. Ein Chor stand im vorderen Teil der Mall und ein weiterer im hinteren. Ich finde soetwas schrecklich, denn zu fast 100% steckt immer versteckte Judenmission dahinter. Unauffaellig werden Flugblaetter mit diversen Inhalten verteilt oder es werden Leute direkt angesprochen.
Vor einigen Jahren hatten wir damit ein richtiges Koreanerproblem. Die Mun - Sekte und auch einige Christen missionierten in der Innenstadt. Viele Israelis informierten die Polizei und nach einiger Zeit mussten die Munis ihre Koffer packen.

Ich denke einmal, dass auch die beiden Choere schnell verschwanden als die Haredim anrueckten. Normalerweise kommen diese etwas spaeter nach dem Shabbatausklang und junge Yeshiva - Studenten bevoelkern ebenso die Innenstadt. Cafes und Restaurants sind ein beliebter Treffpunkt fuer alle, auch fuer junge litvishe Haredim.

Keine Stadt auf der Welt zeigt groessere Gegensaetze als unsere. Hier die Nichtreligioesen, da die Religioesen und dann irgendwann sitzen alle irgendwo zusammen. Dennoch ziehe ich viele Male ein Restaurant in der Mea Shearim - Geulah Gegend vor. Wenn ich dorthin gehe, dann nur mit Freundinnen. Vielerseits sitzen Maenner und Frauen in getrennten Ecken, es sei denn, man ist miteinander verheiratet.
Mea Shearim hat seine eigenen Nachrichten, welche als riesige Poster an alle Hauswaende geklebt sind. TV gibt es keines und viele chassidische Gruppen hoeren auch kein Radio. Wer nun glaubt, dass dort keiner auf dem laufenden ist, der irrt gewaltig. Viele Haredim kennen sich besser aus als ich. Nachrichten werden entweder ueber Mundpropaganda oder durch die beruehmten Poster (Fakschivilim) uebermittelt. Ganze Druckereien verdienen so ihr Geld im ultra - orthod. Stadtteil. Wem das nicht reicht, der kann yiddische Zeitungen kaufen. Den "Jid" von Satmar zum Beispiel.

So hat jeder seine News. In den weltlichen Medien war das gestrige Thema die Vereitelung eines neuen Kidnappings durch unsere Armee. Ein weiterer Soldat sollte von der Hamas nach Gaza verschleppt werden, was fehlschlug. Ein Terrorist wurde erschossen und drei weitere entkamen nach Gaza.
Und wie wir so sind, kommen heute wieder einmal mehr die Fragen auf, wie es denn den vier Terroristen ueberhaupt gelingen konnte, auf israelisches Gebiet vorzustossen. In Mea Shearim dagegen machen andere Dinge Schlagzeilen, doch das missglueckte Kidnapping hatte sich ebenso schnell herumgesprochen.

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