Freitag, 29. Juni 2007

"Der Staat Israel spuckt mir ins Gesicht"

B"H

Es ist schon der Wahnsinn, wie schnell einen die Nachrichtenfuelle Menschenschicksale konsumieren laesst. Das Schlimme dabei ist, dass wir genau jene Schicksale sofort vergessen, sobald wir von einem anderen Ereignis hoeren.
Genau das ist uns diese Woche wieder passiert.

Da machten alle Medien noch vor ein paar Tagen mobil, denn die Hamas hatte eine Cassette mit einer Aufnahme des gekidnappten Soldaten Giald Shalit herausgegeben. Alles stuerzte sich auf die News und die Eltern von Gilad wurden fast eine Stunde lang live interviewt. Alles redete nur noch von Gilad Shalit.

Seit gestern hat sich das Blatt vollkommen gewendet, denn ploetzlich wurde eine ganz andere Begebenheit aktuell. Praesident oder besser gesagt, fast Ex - Praesident Moshe Katzav machte einen Deal mit dem Generalstaatsanwalt Menny (Menachem) Mazuz. Er unterschrieb, dass er zwei ehemalige Mitarbeiterinnen sexuell belaestigt habe, doch die wichtigsten Anklagepunkte, wie Vergewaltigung, wurden aus seiner Akte gestrichen. Daraus folgt, dass Katzav nicht vor Gericht angeklagt wird, mit keiner Gefaengnisstrafe rechnen muss, jedoch einen finanziellen Schadensausgleich an die zwei betroffenen Frauen zahlen muss.
Im Juli uebernimmt Shimon Peres das Praesidentenamt und alle sind heilfroh, dass Katzav in die Wueste geschickt wird. Seine Praesidentenpension behaelt er uebrigens.

Der Deal mit dem Generalstaatsanwalt ueberraschte sogar die Polizei, denn die war sich sicher, dass Katzav im Knast enden wird. Ebenso wie die Anwaeltin der beruehmten "Mitlonnenet Aleph". Mitlonnenet Aleph brachte die ganze Affaere erst ins Rollen, nachdem sie sich der Anwaeltin Kinneret Barashi anvertraute und ihr von ihrem ehemaligen Boss und den Vergewaltigungen erzaehlte.
Mitlonnenet Aleph ist nur ihr Medienname, denn ihr wahrer Name sowie ihr Gesicht bleiben anonym. Mitlonnenet Aleph heisst soviel wie Anklaegerin A.
Spaeter kam noch eine weitere betroffene Frau dazu, die in der Presse Mitlonnenet Lamed (L) genannt wird.

Katzav also ist dem Knast entkommen und gestern folgte der grosse landesweite Aufschrei dagegen. Fast alle Knessetabgeordneten aeusserten sich negativ ueber den deal.
Mitlonnenet Aleph selbst gab gestern zum ersten Mal eine persoenliche Pressekonferenz, die 44 Minuten lang aufgezeichnet wurde. Ich gebe hier den Link zu der Pressekonferenz, doch ist diese nur in hebraeischer Sprache.
Mitlonenet Aleph erzaehlt, wie sie begann, im Haus des Praesidenten zu arbeiten. Dass er sie von Beginn an mit anzueglichen Anmerkungen belaestigte. Er wollte wissen, mit wem sie ausgehe, wer sie anrufe und er wolle sie naeher kennenlernen. Beim Sex mit seiner Frau denke er nur an sie und sie solle doch einen Rock ohne Unterwaesche darunter anziehen.
All das erzaehlt Mitlonnenet Aleph und die Zeitungen sind heute voll davon. Kaum ein anderes Thema kommt zur Sprache.

Der einzige, der den Deal zwischen Katzav und Mazuz positiv bewertet ist der ehemalige Justizminister und jetziger Yad Vashem Direktor Tommy (Yosef) Lapid. Ihm zufolge habe Mazuz richtig gehandelt, denn ein Prozess haette sich ueber Jahre hinziehen und nur unnoetige Kosten verursachen koennen. Ausserdem bringt ein Prozess immer Geheimnisse ans Licht und die Bevoelkerung muesse nicht alles wissen, was im Praesidentenamt geschehe.

Vielen Dank an Tommy Lapid fuer seine geradezu idiotische Ansicht. Frauen sollen also nicht mehr vor Gericht gehen, denn der Prozess dauert zu lange und kostet zuviel.

Fuer Morgen Abend haben israel. Frauenorganisationen eine Grossdemo am Kikar Rabin in Tel Aviv (vor dem Rathaus in Ibn Gevirol) angekuendigt. Es kann nicht sein, dass derjenige, der ueber Geld und Macht verfuegt, mit seinen weiblichen Mitarbeitern umspringen kann wie er will und mit allem rechtlich davon kommt.

Laut Mitlonnenet Aleph war sie das Sexobjekt des Moshe Katzav. Von Zeit zu Zeit brach sie in der Pressekonferenz in Traenen aus. Sie bereue, dass sie ueberhaupt Anzeige erstattet habe und im Staat Israel gibt es keine Gerechtigkeit der Justiz. Der Staat spucke ihr ins Gesicht.
Anderen betroffenen Frauen raet sie davon ab, sich ueber ihre perversen Arbeitgeber zu beschweren, denn das bringe eh nichts ein ausser Scherereien.

Der Deal sieht vor, dass Katzav Mitlonnenet Aleph mit 35.000 Shekel (7000 Euro) und Mitlonnenet Lamed mit 15.000 Shekel (3000 Euro) abfinden muss.

Mir selber war von Beginn an vieles unklar an dem Fall. Wieso kuendigte Mitlonnenet Aleph nicht als sie belaestigt wurde ? Sie spricht das kurz in dem Interview an, gibt aber keine Details.
Wenn die Anklagepunkte wirklich stimmen, dann laeuft in unserer Justiz einiges schief und ich hoffe, dass es einmal aufgedeckt wird. Die Mitarbeiter im Praesidentenhaus wurden zum Stillschweigen verdammt, doch irgendwann redet immer jemand.

Hier die gestrige Pressekonferenz in hebraeischer Sprache. Aleph bestand darauf, dass ihr Gesicht retouschiert wird.
Auf den roten Knopf im Video druecken !!!


http://news.nana.co.il/Article/?ArticleID=497739

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