Gesehen in Nachlaot / Jerusalem
Photo: Miriam Woelke
B"H
Schon am frühen Morgen liegt ein klebriger feuchter Belag in der Luft von Tel Aviv. Die Meeresfeuchte verbunden mit einer 30 Grad C Hitze. Allein deswegen freue ich mich auf die Fahrt und den Schabbat in Jerusalem, wo das israelische Sommerwetter einigermassen erträglich ist. Kühle Nächte, denn in Tel Aviv weiss man derzeit nicht, was schlimmer ist: Die Tages - oder Nachthitze.
Eine Kurzmeldung kam über den Nachrichtenticker:
Eine Rakate flog heute morgen auf die Stadt Ashkelon. Mit schönen Grüssen von der Hamas aus Gaza. Man muss halt ab und zu auf sich aufmerksam machen. Der Kampf gegen den Zionismus geht weiter, damit Spenden aus den Arabischen Staaten einfliessen.
Ab Montag nächster Woche bietet der Jerusalemer Machane Yehudah Markt "Olympia Aktivitäten". Das Event soll mehr Kundschaft anziehen, ganz klar. Besser wäre vielleicht eine gründliche Renovierung des Marktes, denn trotz wöchentlichem Generalputz von arabischen Arbeitern der Stadtverwaltung sammeln sich die Ratten im Abwasserkanal.
In dieser Woche kamen mehrere Hundert jüdische Neueinwanderer in Israel an. Ich überfliege derlei Kurzmeldungen in den Nachrichten nur noch, denn die eigene Aliyah bleibt zwar im Erfahrungsgedächtnis heften. Allerdings wurde uns schon im "Finde einen Job - Kurs" kurz nach der damaligen Einwanderung im Jahre 2000 vermittelt, dass wir nicht ewig Neueinwanderer bleiben. Schon nach ein paar Monaten seien wir "altes Eisen", denn täglich landen neue Leute.
Nachvollziehen kann ich die Aliyah - Problemchen schon noch, obwohl es bei mir etwas anders von statten ging. Ich hatte schon zuvor mehrere Jahre in Israel gelebt, war der Landessprache mächtig, kannte die Arbeitswelt, den Wohnungsmarkt und die Mentalitäten. Deswegen war es keine Neueinwanderung in dem Sinne, sondern eher eine Rückkehr. Nach insgesamt vierzehn Jahren im Ausland könnte ich mir heute ein Leben in einem anderen Land außerhalb Israels nicht mehr vorstellen. Ich habe eh genügend Probleme herauszufinden, ob ich nach Tel Aviv oder doch nach Jerusalem gehöre.
In wenigen Stunden fahre ich nach Jerusalem, denn ich muss gleich nach Schabbatende in der Schicht arbeiten. Wobei ich stets versuche, meine Arbeitszeiten in der Bäckerei zu verkürzen, was kaum gelingt. Realistisch betrachtet muss jeder Israel eine bestimmte Summe an Geld verdienen, um zu leben, Genau wie in jedem anderen Land auch. Ich lebe nicht von Spenden oder lasse mich sonst irgendwie aushalten und gehöre daher zum regulären israelischen Proletariat.
"Schabbat Schalom" an alle Leser !