Sonntag, 5. August 2007

Die Raeumung Gush Katifs einmal anders betrachtet

B"H

Vor genau zwei Jahren machte Gush Katif, der israel. Norden des Gaza - Streifens traurige Schlagzeilen. Der damalige Premier Sharon hatte die Raeumung des Gush und die Rueckgabe an die Palaestinenser beschlossen. An eine Uebernahme Gazas durch die Hamas wagte damals noch niemand zu denken. Im Gegenteil, man traeumte einmal wieder mehr und einmal wieder mehr umsonst vom Frieden. Sharon zog seine Raemungspolitik rigoros und auf Kosten der Bewohner des Gush durch.

Bis heute leiden viele ehemalige Bewohner an den Folgen und Traumata der Raemung. Schadenausgleich, der von Sharon so propagandiert worden war, traf nur teilweise ein und viele leben bis heute ohne Job oder Geld halb auf der Strasse. Ein ganz grosser Traum vieler Bewohner wurde bisher selten erfuellt. Fast alle Siedlungsbewohner wollten zusammen bleiben und woanders ihre Siedlung wieder aufbauen. Der Zusammenhalt war und ist erstaunlich.

Die israel. Tageszeitung MAARIV wartete in den letzten zwei Wochenendausgaben mit sehr guten Berichten ueber ehemalige Gush Katif - Bewohner auf. Zwei sehr gute Artikel aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Zum einen gibt es jene total Frustrierten, deren Kinder massiv gegen die Raeumung demonstrierten, und zum anderen selbstverstaendlich jene, denen es gutgeht und die wieder Mut gefasst haben.
Nationalreligioese Rabbiner und rechte Politiker riefen vor zwei Jahren zum aktiven Widerstand auf. Sollte es zu Verhaftungen kommen, ja, dann koenne Hilfe erwartet werden. Aus Idealismus machten sich unzaehlige Jugendliche, meist ohne Zustimmung der Eltern, sofort auf, Hauptstrassen mit brennenden Reifen zu blockieren oder Steine auf Polizisten zu schmeissen. Bei der Raeumung selbst wurde ein Synagogendach besetzt und Farbe etc. auf Polizisten geschuettet.
Viele Verhaftungen fanden statt und die Mehrzahl wurde kurz darauf wieder freigelassen. Aber nicht selten ohne einen Aktenvermerk bei der Polizei, was einer Art Vorstrafe gleichkommt. Zumindest erscheint es auf jedem polizeilichen Fuehrungszeugnis. Andere wiederum wurden angeklagt und mussten teure Anwaelte engagieren.

Von Seiten der Rabbiner und der rechten Politiker gab es ploetzlich keine Hilfe zu erwarten. Nach der Raeumung war alles aus und zum aktiven Widerstand wollte keiner mehr aufgerufenhaben. So habe man das schliesslich nicht gemeint und Rabbi Shlomo Aviner, zuvor einer der Hauptpropaganda - Akteure, wollte ploetzlich keine Kinder mehr fuer Demos ausgenutzt wissen wollen.
Eltern und Kinder koennen seither sehen, wie sie Anwaltskosten zahlen und die polizeilichen Vermerke aus der Vergangenheit ihrer Kinder streichen. Akut wird das Thema, wenn der Jugendliche zur Armee eingezogen werden soll und ploetzlich nicht mehr in Elite - Einheiten aufgenommen werden kann. Wenn nicht Vorstrafe eh den Einzug in die Armee verhindert. Und wer will ueberhaupt Jobs an Vorbestrafte vergeben ? Vielen scheint die Zukunft ruiniert. Wenn sie das nur vorher gewusst haetten, waere alles anders verlaufen.

Ganz anders spricht da ein Ehepaar mit drei Kindern aus der ehemaligen Gush - Siedlung Eli Sinai. Nachdem sie von der Armee aus ihrem Haus auf die Strasse gesetzt wurden, verbrachten sie viele Monate in einem Zeltlager mit anderen Gush - Bewohnern. Man wollte zusammen bleiben und irgendwo von vorn beginnen.
Dann aber hatte das Ehepaar die Schnauze voll von Israel und wollte an einen anderen Ort ziehen, um vergessen und vergeben zu koennen. Man buchte Australien und nach einigem Herumwandern fanden sie eine Bleibe an der sogenannten Gold Coast. Zusammen mit einem befreundeten Paar eroeffneten sie eine koschere Catering - Firma fuer die jued. Gemeinde mit ihren 4500 Mitgliedern. Auch von den Moslems sind sie anerkannt, denn ihr Catering entspricht den moslemischen Religionsregeln genauso.

Seit einem Jahr lebt die Familie in Australien und ist gluecklich. Vergeben haben sie dem Staat Israel noch nicht so ganz, sehen aber dennoch ihre Zukunft wieder in Israel. In einigen Jahren vielleicht, zusammen mit anderen Bewohnern aus Eli Sinai. Nichts gehe halt ueber Israel.

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