Freitag, 5. August 2011

Israels Linke sind gekauft

B”H

Der Artikel übertreibt keineswegs und diejenigen, welche sich nur ein klein wenig mit den Insights zum israelischen Demonstrationswesens befassen, wissen es genau. Großdemonstrationen in Israel werden geradezu perfekt von der Linken inszeniert. Kommt jemand auf die Idee, gegen die LIKUD Regierung zu protestieren, sind linksextreme Organisationen wie SHATIL sofort zur Stelle und geben Geld, Zelte, Interviews bei der Presse, alles wird durchorganisiert. Ferner stellt SHATIL hauseigene Medienberater ab, die den Demonstranten vorgeben, was zu sagen sei und welche Petitionen wo und wie verfasst und übergeben werden.

Es stimmt, dass Israel ein Land großer sozialer Ungerechtigkeit ist, doch schauen wir in die Realität hinein: Die Linke beschuldigt auf ihren Demonstrationen Benjamin Netanyahu. Nur ihn allein.

Ich bin kein Netanyahu Fan, muss aber sagen, dass es soziale Ungerechtheiten und samt Mietwucher genau so bei der Ehud Barak Regierung oder bei der Regierung Olmert gab. Israels Hausbesitzer sind gierig und wenn die Mieter bereit sind zu zahlen, so spricht hier Angebot und Nachfrage und kein Netanyahu.

Vielleicht sollte man dem gesetzlich Einhalt gebieten, aber momentan übertriebene Forderungen an die Regierung zu stellen, bringt es auch nicht. Woher soll denn all das Geld kommen, was Hinz und Kunz fordert ? Die Linke fordert: ICH WILL, ICH WILL oder NETANYAHU MUSS WEG ! So einfach läßt sich das Problem nicht abtun, denn die soziale Katastrophe tat sich seit vielen Jahren immer weiter auf. Den Verantwortlichen der Zeltdemo am Tel Aviver Rothschild Boulevard traue ich keinen Zentimeter über den Weg, denn es handelt sich nicht um arme Studenten, sondern durchorganisierte Leute von außerhalb.

In ihrer heutigen Ausgabe behauptet die linksgerichtete “Yediot Acharonot”, die Nationalreligiösen würden die Zeltdemos als “zu links” abtun, anstatt sich zu beteiligen. Eine glatte Lüge, denn vor wenigen Tagen schlugen die Nationalreligiösen ihr Zelt in der Rothschild auf. Willkommen aber waren sie den Linken nicht und SHATIL betrachtete sie als Ideologiegefahr. Einige der linken Zeltanarchisten versuchten sogar, das Zelt der Nationalreligiösen abzufackeln.

Es gibt halt Leute, die den linksextremen Organisatoren willkommen sind und andere, deren Beteiligung unerwünscht bleibt.

6 Kommentare:

  1. Das politische Spektrum in Israel derzeit reicht von rechts-populistisch (Israel Beitenu, Echud Leumi, Shas) bis liberal (Kadima, Meretz). Es gibt seit Jahren in Israel keine einzige Partei von nennenswerter Größe, die ich als links bezeichnen würde. In diesem Sinne ist es kein Wunder, dass die Verhältnisse unter Barak oder Olmert auch nicht anders waren. Überhaupt, Herren wie Barak oder Olmert in die Nähe von Links zu rücken, ist eine Beleidigung für jeden links denkenden Menschen und beweist eher deine Ahnungslosigkeit über das politische Parteienspektrum. Haaretz als eine linke Zeitung zu bezeichnen ist ein Witz.
    Deine Kommentare zu den berechtigten Protesten der israelischen Bevölkerung beweisen, dass du nicht in der Lage bist, einmal nicht durch deine ideologisch stark eingefärbte Brille zu schauen.
    Es macht mich glücklich, wenn ich auf den Demonstrationen junge Leute mit ihren Blauhemden und weißen/roten Faden sehe. Zum Glück und trotz deiner Hasspredigten gibt es sie noch: Fortschrittlich denkende Menschen.

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  2. B"H

    Ich denke, dass ich lange genug in diesem Land lebe, um einigermassen zu wissen, was abgeht. Und wenn ich etwas gelernt habe, dann ist es, mich nicht von Blauhemden sowie anderen Symbolen beeinflussen zu lassen.

    Hauptsache wir haben Touristen, die uns genau sagen, wo es langgeht.:-))))))))))

    Uebrigens ist MERETZ extrem links und Du offenbar auch. Hast Du Dir wenigstens ein blaues Hemd gekauft, damit Du so richtig auf den Kick kommst ?

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  3. Kannst du mir eine Adresse verraten, wo ich ein Blauhemd erwerben kann? ;-)

    Manchmal ist es besser, die Dinge aus der Ferne zu betrachten. Der Frosch mag zwar näher an den Dingen zu sein, aber er sieht alles aus seiner sprichwörtlichen Froschperspektive.

    Deiner Sicht der Dinge nach bin ich wohl extrem links, na und? Das liegt aber auch daran, dass schon seit Jahren alle israelischen Parteien einen Rechtsruck durchgemacht haben. Und Meretz ist ein Grund mehr für Traurigkeit zu Tischa Beaw. 3 Mandate, das zeigt, dass diese Partei den Anschluss verloren hat.

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  4. B"H

    Da Meretz kaum mehr Stimmen erhaelt, ziehen sie ja auch die Demos ab, um sich einmal wieder ins Gespraech zu bringen !

    Wegen der Blauhemden: Du solltest schon Mitglied bei der linksgerichteten Jugendorganisation "Noar oved ve'lomed" sein. Die tragen die Blauhemden, wenn Du aber jene von der Zeltdemo suchts, solltest Du die Farbe rot vorziehen.:-)

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  5. Meine Frage war eher rhetorisch gemeint. Ich kann die Frage deshalb selbst beantworten: Bei der SJD - Die Falken gibt es das Blauhemd, und das sogar aus Israel, weil Die Falken mit Hanoar Haoved Wehalomed eng zusammenarbeiten.

    Zu Meretz: Es war ein großer Fehler von Meretz, dass sie über viele Jahren die soziale Frage völlig vernachlässigt hat. Das gleiche gilt für die Arbeiterpartei. Unvergessen Amir Peretz, der mit sozialen Themen seinen Wahlkampf machte, die er dann gleich nach seiner Ernennung zum Verteidigungsminister vergessen hat.

    Letzte Woche durfte ich eine Diskussion in Mabat verfolgen. Da sagte ein Vertreter der israelischen Regierung, dass die skandinavischen Länder kapitalistischer orientiert sind als Israel und deshalb die richtige Antwort auf die Proteste mehr Marktwirtschaft bedeutet. Das ist jedoch überhaupt nicht das Problem. Das Problem ist die enorme Ungleichheit in der Einkommensverteilung, die leider weltweit zunimmt und in Israel mehr als in anderen Ländern wie z.B. Schweden. Eine höhere Gerechtigkeit in der Einkommensverteilung ist vom Prinzip her systemunabhängig. Während in Israel die reichsten 20% 6,5-fach mehr verdienen als die ärmsten 20%, ist das Verhältnis in Deutschland 5,5, in Schweden 4,0 und im ausgesprochen kapitalistischen Japan verdienen die reichsten 20% nur 3,0 mehr als als die ärmsten 20%.

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  6. B"H

    Zu MERETZ: Die grossen Zeiten der Partei sind vorbei, auch, weil es keine richtige Fuehrung mehr gibt. Obwohl ich nie viel von Yossi Sarid oder Shulamit Aloni hielt, irgendwie fehlen sie heute im politischen Wirrwarr und mit ihnen hatte die Partei noch Persoenlichkeiten.

    Als zweiten Grund sehe ich, dass Kadima viele Ziele von Meretz uebernommen hat und die extreme Linke ueberfluessig wurde. Auch brachte der zweite Libanonkrieg einen Rechtsruck.


    Israel laesst sich immer schwer vergleichen, da es ja ein kleines Land ist und infrastrukturell nicht die Kapazitaeten wie Europa besitzt.

    Bezueglich der Mieten und der Lebenshaltungskosten:
    Ich wunderte mich schon seit Jahren, dass niemand aufmuckte. Jahrelang nahmen die Leute alles gelassen hin. Zwar gab es einmal eine Demo und Aufregung, doch nichts geschah. Da fragt man sich, wie die Leute leben und das alles zahlen. Immerhin fliegen ja soviele noch ins Ausland in den Urlaub, kaufen wie wild ein oder wechseln die Wohnung.

    In den vergangenen drei Jahren sind die Preise dermassen gestiegen, dass mit einem normalen Einkommen kein Auskommen mehr ist. Wenn jemand heute als Waechter bei einem Supermarkt oder vor einer Bank arbeitet, der kann sich nur noch schwer eine eigene Wohnung leisten. Sollen wir alle in WGs hausen ? Und selbst das ist ja schon viel zu teuer, denn mit 2000 Schekel ist man in Tel Aviv dabei (mit einem WG - Zimmer). Und das fast immer ohne Nebenkosten.

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