Sonntag, 16. Dezember 2007

Neue Pläne für Givat Sha'ul

B"H

Jeder Jerusalemer freut sich jedesmal wieder aufs Neue, in seine Stadt zurückzukehren. Da war man einmal einen Tag in Tel Aviv oder woanders und sitzt im Bus auf der Heimfahrt nach Jerusalem. Fährt man aus der Richtung Tel Aviv in die Stadt hinein, begrüßt einen normalerweise auf der rechten Seite ein Schild mit der Aufschrift "Welcome to Jerusalem". Dieses Schild erfreut jeden Bewohner unserer Stadt und gibt beim Hinschauen ein Stück Heimat wieder.

Gleich rechts hinter dem Schild kommen graue manchmal sogar häßliche Hochhäuser zum Vorschein. Für den regulären Touristen bleibt kaum Zeit zur näheren Betrachtung geschweige denn eines Besuches jenes Viertels. An der Kreuzung nach der Einfahrt in die Stadt biegt der Bus nach links ab in den Zentralen Busbahnhof. Das wars und das Viertel mit den Hochhäusern ist bereits vergessen.

Vor ein paar Jahren noch wohnte ich gleich hinter jenem Viertel, das da Givat Sha'ul heißt. Die absolute Mehrheit der Bewohner sind Haredim (Ultra - Orthod.). Hinter Givat Sha'ul befindet sich der bekannte nationalreligiöse Stadtteil Kiryat Moshe. Beide Stadtteile haben ihre Besonderheiten, von denen der Normaltourist nichts mitbekommt.

Kiryat Moshe hat zwei Einfahrten, wovon eine die Rabbi Kook Street ist. Gleich rechts in ihr befindet sich die riesige Merkaz HaRav - Yeshiva, die zwar von den Nationalrelig. besucht wird, aber immer mehr einen haredischen Einschlag bekommt. Fährt man geradeaus, landet man in der langen Kanfei Nesharim Street mit ihren Regierungsbüros incl. dem Finanzamt. Gleich daneben gibt es eine Abzweigung zum Jerusalemer Industriegebiet.

Aber warum erzähle ich das alles ?
Selten nur ist ein Stadtteil so auf Wohngebäude bedacht wie eben Givat Sha'ul zwischen Kiryat Moshe und der Kanfei Nesharim Street. Was man sieht sind Wohnhäuser, Yeshivot (relig. Schulen) und Synagogen. Im Winter wirkt alles noch trister als im Sommer und wer allein schon aus dem Fenster schaut, endet in der Depression. Kein Baum, kein Grün, kein Nichts. Nur Haredim rennen die Straßen auf und ab.

Das alles soll sich nun ändern, denn die Stadtplaner wollen Givat Sha'ul aus der Tristesse herausholen. Zwei oder drei Parks sollen weitläufig angelegt werden. Einer davon soll schon in wenigen Monaten für die Bevölkerung zugänglich sein. Wer bisher ein wenig frische Luft am Shabbat schnuppern wollte, der mußte schon in den 30 Minuten entfernten Sacher Park laufen. Givat Sha'ul aber hat aufgrund seiner Religiösen höhere Ansprüche und so werden die Parks dann auch von eben jenem Publikum besucht. Daher ist anzunehmen, dass in den Parks nur der Anstand herrscht und nicht halbnackt herumgelegen wird wie teilweise im Sacher Park, was wieder den Vorteil hat, dass man nicht belästigt oder dumm angemacht wird. Nicht, dass im Sacher Park gleich Sodom und Gomorrha herrscht; eher im Gegenteil. Die haredische Bevölkerung aber fühlt sich unter Ihresgleichen wohler.

Aber nicht nur deshalb werden sich die Parks positiv auswirken. Eher geht es um die Tristesse und die wird ausgeschaltet. Givat Sha'ul hat sich das verdient und zulange haben die städtischen Entscheidungen gedauert.

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