Montag, 10. Dezember 2007

Kuschi

B"H

Keine Ahnung, ob ich mich auf dem aktuellen Stand befinde, doch Kuschi ist ein abwertendes Wort für einen Farbigen. Vor Jahren noch genoß das Wort Kuschi einen "normalen" Status, entwickelte sich jedoch immer mehr in etwas Negatives. Kuschi, so werden vielerseits die äthiopischen Neueinwanderer genannt und der Ausdruck läßt in dem Moment nichts Gutes ahnen.

Irgendwann haben wir alle aufgehört zu zählen, mit wievielen Projekten die israelische Regierung die Äthiopier in unsere Gesellschaft eingliedern wollte. Wir, das sind die Israelis und die Äthiopier selbst. Letztere sind vollkommen frustiert und haben keinen Bock mehr auf die israel. Gesellschaft, die sie nicht will und ein Land, das sie ausstößt. "F… you", sagen nicht wenige äthiopische Jugendliche und einer davon verkündet heute in der Tageszeitung "Yediot Acharonot", sich in die Luft sprengen zu wollen. Genauso wie die Araber, die auch frustriert seien.

Die Androhung des äthiopischen Jugendlichen klingt übertrieben, aber dennoch zeigt sie sogleich die Misere der Äthiopier. Neulich berichteten die Tageszeitungen über einen weiteren rassistischen Vorfall in der Stadt Petach Tikwa (nahe Tel Aviv). Dort gebe es an einer relig. Schule Pausen nach Rassen getrennt. Äthiopische Schülerinnen gehen zu anderen Zeiten hinaus auf den Pausenhof als alle anderen Schüler. Die Schule begründete diese Anordnung unter anderem mit dem Argument, dass Äthiopier nun einmal andere Sitten haben als wir.

Die Integration will einfach nicht gelingen, auch wenn gerade einmal kein rassistischer Vorfall stattfand. Die Frage ist nur, ob wir wirklich daran schuld sind, wie die Äthiopier behaupten.

Die Ursache des Problemes begann schon mit dem ersten Einwanderungsstrom der Äthiopier. Von den ashkenazischen Juden werden sie nicht als Juden gesehen und man verlangte von ihnen nach der Einwanderung die Teilnahme an orthod. Konversionskursen zum Judentum. Dies lehnten die Äthiopier ab und der ashkenazische Teil des Oberrabbinates sah den Fall als gelaufen. Keine Konversionskurse = keine halachischen Juden.

Erst der damalige sephardische Oberrabbiner, Rabbi Ovadiah Yosef, schrieb die äthiopischen Juden wirklich als Juden ein. Selbstverständlich nur diejenigen, die aus Äthiopien Nachweise über ihre jüdische Identität vorweisen konnten.
Ein weiteres Problem ergab sich aus der Tatsache, dass viele von ihnen mit einem nichtjüdischen Ehepartner verheiratet sind und die Kinder daher keine Juden mehr sind (falls die Mutter nichtjüdisch sein sollte und nicht orthod. konvertiert).

Ein weiteres Problem bildeten die unterschiedlichen Mentalitäten und Lebensumstände. Hier Afrika pur mit dem Analphabetismus und der Erniedrigung der Frau, da eine hochmoderne Industriegesellschaft, die all diese Uraltmethoden nicht mehr akzeptieren will. So haben erwachsene Äthiopier bis heute große Probleme mit der hebräischen Sprache und die Folgen sind Arbeitslosigkeit und Ghettoisierung. Diese Ghettos sind uns allen allgegenwärtig; sei es nun in Teilen Rehovots, in Hadera oder Gedera.

Die Gesellschaft der eingewanderten Äthiopier funktioniert teilweise nach wie vor gemäss Hiercharchien der Stammesgesellschaft. Immer noch haben Clans und deren Oberhäupter das Sagen und die Rechte der Frau bleiben vielfach auf der Strecke. Gewalt in der Familie bis hin zum Töten der eigenen Ehefrau sind keine Seltenheit.

Die Ghettos ziehen eine neue Generation heran, die in vielen Schulen Null Chancen hat. Die Eltern Analphabeten und arbeitslos, die Kinder müssen schon als Teenager jobben, um die Familie zu ernähren. Den Frust über fehlende Anerkennung und soziale Sicherheit lassen sie mit Hilfe von Gangs aus. Die äthiopische Gang zieht aus und besiedelt die Parks.

All dies sind Dinge, die die israel. Gesellschaft zur Kenntnis nimmt. Kriminelle äthiopische Jugendliche und Erwachsene, die gebrochen Hebräisch sprechen. Der vorherige Präsident Moshe Katzav sagte sogar, dass es ein Fehler war, die Äthiopier überhaupt ins Land zu holen, denn zuviele von ihnen seien Kriminelle.

Derzeit bleibt die äthiopische Gesellschaft auf der Strecke, denn sie hat keine Lobby. Noch nicht einmal den israel. russ. Milliardär Arkadi Gajdamak interessiert die Misere. Arkadi, der sonst überall einspringt und hilft.
Arkadi interessiert es nicht und die Regierung Olmert gleich gar nicht. Hätten die Äthiopier Wirtschaftsbosse und Erfolge vorzuweisen, dann sehe natürlich alles anders aus. Bisher aber ist man im Sumpf und es gibt kaum ein Entkommen. Wenn ein Äthiopier es bis auf eine Uni schafft, dann ist das den Zeitungen eine Schlagzeile wert. Aber wer von ihnen hat schon den Willen und den Ehrgeiz es bis zur Uni zu bringen ? Schulen kosten Geld in Israel und Geld ist keines da für die Äthiopier.

Eines ist sicher: Die Äthiopier können nicht für alles die Israelis verantwortlich machen. Es liegt auch an ihnen, wie alle anderen Neueinwanderer auch die Landessprache zu erlernen und sich langsam zu etablieren. Armut, Abstieg, okay, das kann jedem einmal passieren. Aber ich kann nicht nur dasitzen und nichts tun und darauf warten, dass Olmert vorbei kommt und mir einen Scheck überreicht. Leider lernen die Jugendlichen genau das von ihren Eltern. Das Nichtstun und Abwarten.

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