Dienstag, 9. Oktober 2007

Jerusalem ist nicht Florida

B"H

Vom einem baldigen Wintereinbruch ist in Jerusalem noch nichts zu spüren und wir erfreuen uns satter 28 Grad. Dieser Tage konzentriere ich mich lieber auf das Wetter als auf Politik und Presse, die uns beide wie besessen eine Teilung der Hauptstadt schmackhaft machen sollen.

Offiziell heißt es von Olmerts Seite, daß noch gar nichts amtlich ist, dennoch plagt einen das Gefühl, daß hinter den Kulissen schon einiges geschoben wird. So sagte dann auch gestern der Vorsitzende der Nationalreligiösen Partei, Effi Eitam, daß wenn Jerusalem erst einmal geteilt wird, wir auch unseren Anspruch auf Tel Aviv, Kfar Saba, Ramle oder Yaffo verlieren. Ein Land, daß bereit ist, seine Hauptstadt ohne jegliche Gegenforderungen zu teilen, kann nur untergehen.

Unterdessen hat sich auch der sonst so ultra - rechte Politiker Avigdor Lieberman in die Reihe der Regierungsopportunisten eingereiht. Neben Außenministerin Zippi Livni steht er besonders gut. Ja, auch er, Lieberman, stehe einer Teilung nicht im Wege, denn es handele sich ja nur um ohnehin arab. Stadtteile.

Das mag schon sein, aber wissen wir nicht, was danach kommt. Eine Forderung übertrifft erfahrungsgemäß die andere. Heute Gush Katif, morgen Jerusalem. Heute arab. Stadtteile, morgen der gesamte Tempelberg.

Apropos Tempelberg. Zu diesem Thema werden jegliche Äusserungen vermieden, man könne sich aber durchaus vorstellen, diesen zu einem internationalen Hohheitsgebiet zu erklären.

König David dreht sich im Grabe um.

Gerüchte hin oder her, einem tut das ganze keinen Abbruch: den Bauunternehmen.

Die Gebiete um die Altstadtmauer in Westjerusalem, in Mamilla, blühen auf und der Luxus hält seinen Einzug. Wer wollte vor drei Jahren noch in Mamilla leben ?

Wohlhabende Juden aus dem Ausland machen es möglich. Obwohl sie ihren festen Wohnsitz im Ausland beibehalten, investieren sie in der Heiligen Stadt. Neulich mußte sogar die alte Polizeiwache in der Agron Street weichen. Das antike Gebäude wurde plattgemacht und nun klafft ein tiefes Loch im Erdboden. Gegenüber dem King David Hotel sowie dem David Citadel Hotel soll eine weitere Luxusklitsche entstehen.

Aber nicht nur dort werden sich wohlhabende Ausländer aalen. Auch in der Zalman Shazar Street, gleich neben dem International Convention Center (Binyanei HaUma), zieht der Luxus ein. Einst standen auf dem Gebiet die Barracken des alten Außenministeriums und heute verspricht die Werbung Luxusvillen mit phänomenaler Aussicht.

Die Stadt verkommt allmählich zu einem Investitionsobjekt jener ausländischer Juden, die kaum ein Interesse an ihr selbst hegen. Anscheinend will jeder sein Fleckchen Jerusalem ergattern und die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Uri Lupolianski verspricht unbürokratische schnelle Ausführung.

Lupolianski steht hinter dem Slogan, daß sich Jerusalem für die Zukunft wappnen muß. Da hat er nicht unrecht, doch sollte eine Stadt aus Bürgern bestehen, die sie lieben und die etwas für ihre Heimat tun. Was sollen wir aber mit einem Haufen anonymer Investoren, die einmal im Monat am Gemeinschaftspool plantschen und sofort wieder abreisen ? Was tragen solche Leute für unsere Stadt bei, außer an der Rezeption den Champagner zu bestellen ?

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