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Zwölf Jahre nach dem Mord an Yitzchak Rabin scheint das Thema schon fast peinlich zu sein. Vor allem die damaligen direkten Beteiligten hüllen sich heute vielfach in Schweigen. Die Jerusalemer Wochenzeitung "Kol HaZeman" versuchte jene Beteiligten zu interviewen und stieß größtenteils nur auf eine Wand des Schweigens oder der Ablehnung. "Okay, wir waren damals dabei, doch heute haben wir nichts mehr damit zu tun. Das Leben geht weiter" - so die Einstellung der "Mitkämpfer" des Mörders Yigal Amir. Aber auch für die Familie Rabin und uns alle geht das Leben weiter.
Yitzchak Rabin war der Vorläufer für das, was heute zur Alltäglichkeit gehört. Er verfiel als erster dem Trugschluß: Land für Frieden.
Was wurde seitdem nicht alles versucht, doch jedesmal endete alles in der Sackgasse. Und seine Waffenlieferungen in die Autonomiegebiete erwiesen sich im Nachhinein als Schuß, der nach hinten losging.
Getrauert wird an diesem Mittwoch, doch hält sich alles in den berühmten Grenzen. Das einzige, was man Rabin hoch anrechnen muß ist, daß er als Politiker der "alten Garde" noch zu seinen Prinzipien stand, die da lauteten: Jerusalem und der Golan stehen nicht zur Debatte. Heute dagegen machen sich die Opportunisten breit und die Prinzipien sind schon längst auf der Strecke geblieben.
Und was machen die Beteiligten heute:
Avishai Raviv, der damalige Freund und Mitstreiter Yigal Amirs lebt heute in Ramat Gan und fristet ein Dasein in einem Telemarketing - Job. Nach seiner Scheidung ist er zum zweiten Mal verheiratet und verweigert jegliche Interviews. Er wolle ein normales Leben führen und man solle ihn in Ruhe lassen. Raviv war zur Zeit des Mordes Informant des inneren israel. Geheimdienstes Shabak.
Ge'ula Amir, die Mutter Yigal Amirs verlor damals ihren Kindergarten, den sie leitete. Der Staat verweigerte ihr die Lizenz, denn man befürchtete, daß sie ihre extrem rechten Ansichten an die Kinder weitergebe.
Auch heute schimpft sie nach wie vor auf die Presse und man solle die Familie endlich in Ruhe lassen.
Eithan Haber, einer der besten Freunde Yitzchak Rabin und damaliger Chef des Office des Premierministers kehrte nach der Beerdigung der Politik den Rücken und ging zurück in den Journalismus.
Chagai Amir, der Bruder Yigal Amirs bekam wegen Mitwisserschaft eine Gefängnisstrafe von 15 Jahren. Er kämpft für eine baldige Entlassung und nimmt von der Zelle aus an einem Fernstudium (Informatik) teil.
Prof. Motti Gutmann war der Arzt des Ichilov - Krankenhauses, in das Rabin nach der Tat eingeliefert worden war. Prof. Gutmann ist heute Direktor des Krankenhauses der Stadt Kfar Saba und kämpft gegen jegliche Verschwörungsgerüchte. Die Schüsse Amirs töteten den Premier und keine weitere Fremdeinwirkung des Shabaks.
Noa Ben Artzi, die Enkelin Rabins, die uns allen wegen ihrer bewegenden Trauerrede in Erinnerung blieb. Sie ist heute 29 Jahre alt und verheiratet. Ihren Ruf als heulende Enkelin will sie endlich ablegen und widmet sich ihrem Privatleben.
Menachem Damati, der Chauffeur Rabins verteilt heute im Office des Premierministers die Post. Fahrer ist er seit der Tat nicht mehr und sieht seinen Postjob nicht als sozialen Abstieg. Er habe drei Ministerpräsidenten gefahren (Menachem Begin, Yitzchak Shamir und Rabin) und heute sei alles nicht mehr so wie früher. Mit Rabin hätte er ein freundschaftliches Verhältnis gehabt, aber heutzutage rede keiner mehr mit einem Fahrer. Das sei alles viel zu anonym geworden.
Miri Aloni, die Sängerin, die damals mit Rabin auf dem Rathausplatz "Shir Le'Shalom" sang.
Einen Karriereknick habe sie nach der Tat gehabt und jeder identifiziere sie automatisch immer nur mit jener Nacht. Heute singt sie zweimal pro Woche im Tel Aviver Stadtteil Nachalat Binjamin und sieht sich als Straßensängerin.
Amitai Amir, der kleine Bruder Yigal Amirs, tritt in dessen Fußstapfen. In die Armee durfte er auf Anraten des Shabak nicht und demnächst wird er vor Gericht stehen, weil er radikal gegen die israel. Armee bei einer Räumung in Hebron kämpfte.
Amitai Amir sagt das, was viele vielleicht nicht unbedingt zu hören bereit sind, dennoch liegt viel Wahrheit darin, auch wenn Yigal Amir ein Recht auf ein normales Leben verwirkt hat.
Amitai Amir beim Interview:
"Wer redet heute noch von Rabin ? Alle reden von meinem Bruder Yigal und wie jeder andere Mensch auch, hat Yigal ein Recht auf ein normales Leben. Seine Menschenrechte kann ihm niemand verweigern."
Ich habe lange überlegt, ob ich diese Adresse hier einstelle oder nicht. Familie Amir hat eine eigene Website eingerichtet, und wer will, kann deren Standpunkte lesen. Allerdings nur in hebräischer Sprache !!!
http://www.yigalamir.co.il/
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