B"H
Der Traum fast aller jungen Soldaten, die vor dem Ende ihrer dreijaehrigen Dienstzeit stehen, ist es, einfach abzuhauen und die Welt zu sehen. Seit Jahren hat sich der Trend durchgesetzt. Zuerst flogen junge Israelis ueberwiegend in den Fernen Osten, nach Thailand oder Indien. Dort ist es verhaeltnismaessig billig und man kann mit ein paar Dollars pro Tag leben. Als sich die Thailand - Welle etwas legte, kam bei den israelischen Backpackern Suedamerika ganz gross in Mode.
Sobald der stressige Armeedienst beendet ist, zieht es junge Israelis erst einmal ins Ausland. Man will die Welt sehen und raus aus der israelischen Enge, der Terrorbedrohung und saemtlichen Konflikten. Einfach so sein wie alle anderen jungen Leute auch und sich irgendwo am Strand haengenlassen.
Und so fahren Hunderte, wenn nicht Tausende, Israelis jaehrlich ins Ausland. Man nimmt sich einige Monate oder ein Jahr einfach frei, denn nach der Rueckkehr kann immer noch ein Job gesucht oder mit dem Studium begonnen werden. Allzuviel darf der Trip nicht kosten und deshalb zieht man es vor, in billigen Hostels oder am Strand zu naechtigen. Nur zwei Dinge koennen Israelis fast nie ablegen: das Cliquengefuehl und "das sich ganz wie daheim in Israel fuehlen".
Israelis, denen es in Thailand oder Suedamerika zu gut gefallen hat, sind gleich vor Ort geblieben und haben selbst kleine israel. Imbisse oder Hostels eroeffnet. Fuer die lieben Landsleute sozusagen. Ich las einmal in der Zeitung, dass es irgendwo in Suedamerika ein Hostel nur fuer Israelis gibt. Geleitet von einem Israeli natuerlich.
Egal welchen Alters, Israelis haben oft Probleme damit, sich an auslaendische Gepflogenheiten zu gewoehnen, geschweige denn sie zu akzeptieren. Viele sind der Meinung, sie haetten Israel nie verlassen und dementsprechend wird sich auch daneben benommen. Und so kann derjenige, der durch Thailand oder Indien reist, ueberraschenderweise Schilder vor Hostels oder Hotels mit der Aufschrift "Israelis unerwuenscht" sichten. Ein Aussenstehender koennte glatt meinen, dass es hierbei um Antisemitismus gehe, dem ist aber nicht so. Ausserdem steht auf dem Schild "Israeli" und nicht "Jude".
Bei solchen Schildern weiss ein jeder sofort, dass hier irgendwann einmal israel. Touristen richtig abgehaust haben muessen und das Hotel die Nase voll hat von ihnen.
Vor laengerer Zeit fragte eine israel. Tageszeitung in einem Artikel, ob wir Israelis denn wirklich so schlimm seien ? Die Antwort hiess "ja, viele schon". Sicher kommt es ueblicherweise auf jeden einzelnen Charakter an und man sollte sich vor Verallgemeinerung hueten. Und jene neuen Israelis, wie ich und viele Tausend andere Neueinwanderer aus westlichen Laendern sind bestimmt nicht zu vergleichen mit Einheimischen marrokanischer oder kurdischer Herkunft, um es einmal ein wenig rassistisch auszudruecken.
Die zweite Eigenschaft, von der sich Israelis nur ungerne losreissen ist die Clique. Kaum ist man in Thailand oder Peru eingetrudelt, wird schon kraeftig gesucht. Meistens schnell mit Erfolg und schon hat man ein paar andere Israelis aufgetrieben. Ob die anderen aus dem Kibbutz, aus Tel Aviv oder der Negev kommen, ist egal. Hauptsache man hat Gemeinsamkeiten wie das Reden ueber die Armeezeit, das Essen und halt alles Israelische.
Anderen Nationalitaeten ist man nicht abgeneigt und geht auch schonmal mit einem Europaer oder Amerikaner weg, aber sobald Israelis aufeinandertreffen, gehts gleich zur Sache. Dann ist man nicht mehr zu trennen.
Seit geraumer Zeit gibt es im Internet alles, vor allem gut besuchte israel. Foren von Backpackern oder Israelis, die im Ausland leben. Gegenseitig werden sich Tipps gegeben. Seit laengerer Zeit ist ein Forum besonders attraktiv, naemlich dass jener Israelis, die nach laengerem Auslandsaufenthalt wieder zurueck ins Heimatland ziehen wollen. Andere wiederum informieren sich, wie sie am besten in den USA einen Job finden und wie man eine Greencard bekommt. Die USA gelten nach wie vor als Land der unbegrenzten Moeglichkeiten und harte Dollars reizen besonders.
Alles koennte so schoen sein, doch hin und wieder faellt ein dunkler Schatten auf die israelischen Backpacker. Immer mehr von ihnen werden in tragische Unfaelle verwickelt. Neulich wurde eine Gruppe Backpacker in Suedamerika (ich glaube, es war Peru) gekidnappt und andere wiederum stuerzen von Felsen oder ertrinken in einem Fluss. Solche Faelle liefern immer wieder grosse Schlagzeilen. Und genau das geschah auch heute wieder und verdraengte sogar die Politik von der Titelseite. Fuer ein frischgebackenes junges Ehepaar, welches vor zwei Wochen noch Hochzeit feierte, endete der Thailand - Trip in der Hoelle. Nissim Lugasi (27) und seine Frau Odeliah (24) verbrachten ihre Flitterwochen in Thailand und unternahmen gestern eine Bootstour, die sie zu zwei Inseln fuehrte. In der Naehe von Maya Bay kam ein Sturm auf, das kleine Boot ueberschlug sich und alle Touristen gingen ueber Bord. Nissim prallte mit dem Kopf gegen das Boot und als man ihn spaeter aus dem Wasser fischte, war er schon tot. Er wollte seine Frau Odeliah vor dem Fall beschuetzen und kam dabei selbst um. Odeliah ueberlebte und die Familie, die sich noch in Hochzeitsstimmung befand, muss nun eine Beerdigung arrangieren.
Der Fall ist sehr tragisch, aber keine Seltenheit. Es ist halt nirgendwo voellig sicher auf der Welt und es kann ueberall etwas passieren. Die tragischen Beispiele jedoch halten keinen Israeli davon ab, auch zu verreisen. Eher machen sich da die Eltern sorgen, wenn ihre Kinder irgendwo in Indien auf Fluessen herumfahren oder in Suedamerika durch die Berge klettern. Reisefuehrer auf Hebraeisch boomen und die Buchhandlungen haben riesige Regale mit saemtlicher Auswahl parat. Trotzdem sind sich fast alle nach der Backpack - Zeit einig: Am schoensten ist es immer daheim.
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