Montag, 3. September 2007

Der getarnte Antisemitismus

B"H

Als ich vor fast genau zwanzig Jahren das erste Mal nach Israel kam, da war die Welt noch irgendwie in Ordnung. Fuer die folgenden acht Monate sollte ich Kibbutz - Volontaer sein und weder ich noch die anderen Volontaere zeigten jegliche Art von politischem Interesse. Wir waren nur ganz normale Touristen, die eine gute Zeit im Kibbutz verleben wollten.

Die folgenden Jahre pendelte ich mehr oder weniger zwischen Israel und Deutschland hin und her, da ich mich nie richtig entscheiden konnte, wohin ich gehoerte. Das oft nervige Hin und Her war allerdings sehr interessant, denn immer wenn ich wieder neu in eines der beiden Laender kam, hatte sich einiges veraendert. Die Leute waren anders, selbst meine Freunde in Deutschland.

Mittlerweile gab es in Israel zwei Intifadas und unzaehlige Terrorattentate, worueber die auslaendische Presse immer besonders gern berichtet. Sobald ich nach Deutschland kam, wurde ich nach den israel. Verhaeltnissen ausgefragt. Statt Kibbutz musste ich ploetzlich Militaereinsaetze rechtfertigen. Das Problem ist nur: Wie macht man Leuten etwas klar, die fast Null Ahnung haben und die Materie und das ganze Drumherum nicht kennen ?

Wenn ich zurueck nach Israel kam, dann wurde ich nicht unbedingt ueber Deutschland ausgefragt. Eher im Gegenteil, denn das interessiert die wenigsten Leute die ich kenne. Wir reden nie ueber Deutschland. Was sich veraendert hatte und bis heute der Fall ist, dass sind die Touristen. Wenn ich heute in Jerusalem auf der Strasse einem Touristen begegne (egal aus welchem Land er kommt), dann muss ich erst einmal herausfinden, warum er hier ist. Sind es christl. relig. Gruende und wenn ja, will er missionieren oder ist er einfach nur ganz normal hier.
Nicht wenige Male stellt sich jedoch heraus, dass der Tourist einer der sogenannten Peaceniks von der Friedensbewegung ist. Es kommt vor, dass seine Ansichten nicht sofort zum Vorschein kommen, sondern sich erst nach und nach herausstellen. Es beginnt mit ganz oberflaechlichen Bemerkungen. Anscheinend gilt unter den Peaceniks die Devise, ja keinem juedischen Israeli zu trauen, denn die schreien sofort nach der Armee und der "arme" Tourist fliegt auf und aus dem Land zugleich.
Nein, im Umgang mit Israelis geben sich die Peaceniks vorsichtig, genauso wie die christlichen Missionare mit den Haredim. Man wohnt gewoehnlich waehrend seines Jerusalem - Aufenthaltes in einem Hostel in Ost - Jerusalem.

Ah, ja, aeh, am Damaskus - Tor. Ist ja nichts dabei, oder ?

Ist es da nicht zu gefaehrlich, denn gerade am Damaskus - Tor zeigt die Hamas Praesenz ? Und was ist mit dem beruehmt beruechtigten Faisal - Hostel, in dem sich alle Peaceniks und linken Journalisten aus aller Welt treffen ?

Davon weiss ich nichts, denn mein Hostel ist halt billig. Aber Hamas nein, nie gesehen.

Und was machst Du so waehrend Deines Aufenthaltes ?

Ja, gestern waren wir in Jericho und fuer morgen haben wir einen Trip Ramallah - Shechem (Nablus) gebucht. Ein palaestinensischer "Reisefuehrer" holt uns direkt im Hostel ab. Der Trip war ganz billig und irgendwie will man ja schon mal Ramallah von innen sehen.

Und was genau habt Ihr in Ramallah vor?

Tja, beim Buchen erzaehlte man uns, dass wir Arafats Grab und den ganzen Compound besuchen und danach gehts dann gleich weiter in eines der Fluechtlingslager ausserhalb. Ferner bot man uns im Hostel Kontakte zu gewissen Hilfsorganisationen an, die Volontaersplaetze in der West Bank vermitteln. Interessieren taete mich das schon, denn ich kann da sicher viel beisteuern, wenn ich palaestinensische Kinder unterrichte.

Und was weisst Du von Israel ?

Naja, ich bin gegen jeden militaerische Intervention und die Israelis unterdruecken nun einmal die Palaestinenser, und die wiederum haben ein Recht sich zu wehren. Als ich den Checkpoint nach Jericho passierte, sah ich ja selbst, wie die Soldaten die palaestinensische Bevoelkerung behandeln.

Meinst Du nicht, dass die Sicherheitsvorkehrungen berechtigt sind ? Immerhin fasste man schon kleine Kinder mit Sprengstoffguerteln am Leib.

Wie ich schon sagte, die Palaestinenser haben ein Recht sich zu wehren und die Kinder sind halt hungrig, wenn Israel dauernd Blockaden aufbaut und keine Lebensmittel hineinlaesst. Und ueberhaupt gehoert den Palaestinensern das Land und nicht den Juden. Die Juden haben nur alle verdraengt.

Laut Thora gehoert den Juden aber das Land und sie waren immerhin schon vor Koenig Davids Zeiten hier. Ganz zu schweigen von Avraham und den beiden Tempeln.

Die Tempel hat es nie gegeben, das ist alles eine erfundene Legende um den Zionismus zu rechtfertigen.

Und was ist mit den ganzen Tempelausgrabungen und der Klagemauer ?

Das kam alles spaeter und wird nur fuer die heutige Propaganda ausgeschlachtet. Genauso wie der Holocaust. Die Zeiten sind laengst vorbei und Deutschland muss immer noch zahlen. Wieso sollen wir als junge Leute dafuer buessen ? Im Krieg geschahen halt viele Dinge, aber Ihr seid ja heute auch nicht besser. Mit den Palaestinensern ist es doch der gleiche Holocaust. Und dafuer soll Deutschland finanzielle Hilfe leisten ?


So lautet heute ein ganz normales Gespraech mit den Peaceniks. War jemand davon erst einmal eine Zeit lang in Ramallah, lauten die Versionen ganz anders. Dann geht es schon richtig anti - israelisch zur Sache und eine wahre Propagandarede wird gehalten. Fakten oder die andere Seite spielen dabei keine Rolle, sondern es wird auf das Selbstverteidigungsrecht gepocht. Manchmal tun mir solche Leute nur Leid, denn sie werden von den Palaestinensern nur fuer deren Propagandazwecke benutzt. Kommen sich die Peaceniks da nicht billig vor ?

Was aber veranlasst gerade die junge deutsche Generation sich in den Ramallah - Propaganda - Apparat zu begeben ? War der Holocaust nicht genug ? Was unterscheidet die sogenannte deutsche Linke von deutschen Neonazis in bezug auf Israel ?
Beide Seiten koennen die Juden nicht ausstehen, selbst wenn sie nichts Naeheres ueber Juden wissen. Historische Ereignisse oder das Judentum an sich werden vollkommen ausgeblendet und es gibt ein Tagesschau - Haudrauf. Wir sehen die angeblich so benachteiligten und leidenden Palaestinenser und da verpflichtet uns unsere eigene Geschichte zu helfen. Und dann wird halt zurueckgeholfen.

Sicher verpflichtet die eigene Geschichte, doch sollte ein jeder nachdenken, wem er da eigentlich hilft. Oft wird schnell uebersehen, dass man sich naiv in Terrorideen einspannen laesst und selbst Al Khaida rechtfertigt. Wieso auch nicht, ist doch gerade Al Khaida gegen die USA und wir sind es auch.

Ich glaube es war vor Jahren einmal Rudolf Augstein, der schrieb, dass die Deutschen nie ihre Kriegsniederlage ueberwunden haben. Hitler war ein Diktator und und und, aber irgendwie hatte die Zeit schon was. In vielen Hirnen spuken nach wie vor Gedanken, dass Deutsche ueberlegen sind und da stoeren die USA.
Die USA stoeren und die Juden stoeren, denn ohne beide koennte das deutsche Gewissen so "rein" sein. Aber was passiert stattdessen, die USA erinnern uns an unsere historische Verpflichtung und die Juden an unser Gewissen. Kranzniederlegung im Yad VaShem und der Zentralrat.

Wer dagegen nach Ramallah faehrt, der braucht sich keine laestigen Gedanken ueber Suehne oder so machen, denn in Ramallah ist man wieder wer und darf ungezwungen seinen wahren Gedanken freien Lauf lassen.

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