Dienstag, 11. September 2007

Israelis im Feiertagsrausch

B"H

Morgen Abend beginnt das juedische Neujahrsfest Rosh HaShana und bis Samstag Abend (Mozzaei Shabbat) wird alles geschlossen sein und es fahren keine Busse. Jedenfalls nicht in Jerusalem.

Schon seit Tagen befinden sich Israelis im Kaufrausch und man traut sich kaum noch, irgendwo einkaufen zu gehen. Ploetzlich interessiert keinen mehr die Politik oder die Aufregung ueber Neonazis etc. Das muss alles hinten anstehen, denn waehrend der Feiertage geht es privat zu und da will sich niemand hineinreden lassen. Wenn uns schon der Alltag richtig nervt, dann wollen wir wenigstens daheim ungestoert sein duerfen.

Tuere zu und nach mir die Sintflut.

Nicht, dass dies der eigentliche Sinn von Rosh HaShana ist. Eher im Gegenteil, man geht in die Synagoge, bitte G - tt um Vergebung fuer seine negativen Taten und bittet Ihn um ein weiteres gutes Neues Jahr.

Soweit so gut, aber dennoch geht das Privatleben vor. Es geht soviel vor, dass sich die israel. Tageszeitung Maariv damit beschaeftigt, was wohl der Grund sein koennte, warum die Israelis vor diesem Rosh HaShana viel weniger fuer Beduerftige spenden als in den Jahren zuvor. Sind wir geizig geworden oder ist uns einfach nur alles egal ? Soll jeder halt zusehen wie er zurecht kommt ?

Eines wird manchmal uebersehen. Viele Leute koennen einfach nicht spenden oder spenden weniger. Obwohl staendig verkuendet wird, dass die Wirtschaft blueht, so blueht sie nur fuer einen Teil der Bevoelkerung und fuer den anderen weniger.

Koennen wir ueberhaupt noch, lautet die Frage ? Und wieso wir und nicht die Regierung ? Und gleichzeitig lesen wir von Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben und an Rosh HaShana auf soziale Hilfeleistungen angewiesen sind. Wir erfahren von alleinerziehenden Muettern, die kaum die Miete geschweige denn einen Festtagsbraten zahlen koennen.

Ich weiss nicht mehr, bei welcher Gelegenheit es war, aber ich hoerte jemanden sagen, dass er von 10 Shekel (2 Euro) am Tag leben koennte und die armen Familien sollten das gefaelligst genauso tun und nicht nur jammern.
So ein Quatsch, gab ich zurueck, denn eine Familie arbeitet nicht illegal in diesem Land und lebt in einem Hostel, wie derjenige der die Behauptung aufgestellt hatte.
Eine Familie hat Ausgaben wie Miete, Strom, Wasser, Nahrungsmittel und Schuldgeld fuer die Kinder. Aber sind immer nur der Staat und die Spender fuer alles verantwortlich ? Manchmal frage ich mich, warum diese Leute nicht versuchen, ihre Situation zu aendern. Natuerlich gibt es eine hohe Arbeitslosigkeit, aber zumindest sollte jeder individuell versuchen, etwas gegen seine Misere zu unternehmen. Einfach so dasitzen und jammern ist auf Dauer keine Loesung.

Leider hoert man nur sehr selten von Faellen, in denen Familien es schafften, aus ihrer misslichen Lage herauszukommen.

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