Sonntag, 2. März 2008

Disneyland: Judentum

B"H

So manchen mag es total anziehen. Viele jüdische Gegenstände wie Tefillin (Gebetsriemen), Schofar, Kipa, Menorah (Kerzenleuchter) oder Tallit (Gebetsmantel) scheinen auf viele Nichtjuden eine magische Wirkung zu haben. Irgendwie müssen diese Dinge ja mystisch sein. Kabbalistisch und aufregend. Wer will soetwas nicht einmal gerne daheim auf der Wohnzimmeranrichte liegen haben ? Da staunen dann die Besucher und man hat etwas "Exotisches" zum Vorzeigen.

Nur halachisch nebenbei bemerkt: Die Tefillin (Gebetsriemen) dürfen nur von halachischen Juden angewendet werden. Selbst wer gerade orthodox konvertieren sollte, darf bis nach der eigentlichen Konversion keine Tefillin anlegen. Dieses ist Halacha und hat weiterhin etwas mit kabbalistischen Ideen zu tun.

Massenhaft kommen die Touristen in die Jüdische Altstadt und rennen den Souvenirshops die Türen ein. Aus so mancher Ecke hört man Schofargeblase und jedem relig. Juden ist auch aus der weitesten Entfernung klar, dass dort ein Nichtjuden am "musizieren" ist.
Wer weiß schon, dass die Schofartöne genau vorgeschrieben sind, in einer bestimmten Reihenfolge auszuführen sind und nur zu bestimmten Anlässen stattfinden ? Nicht wenige fundamentalistische Christen stellen sich hin und Blasen was das Zeug hält. Meschiach soll gefälligst sofort kommen. Aber Meschiach tut sich bei solch chaotischen Tönen schwer und flüchtet lieber.

Am letzten Freitag war ich in der Jüdischen Altstadt und erlebte den Tourismus wieder einmal live. Ein fundamentalistischer Christ krächzte ins Schofar und heraus kamen undefinierbare Trompetenklänge.

Die chassidische Gruppe Chabad stellte am Square einen Tisch mit Tefillin (Gebetsriemen) auf. Jeder vorbeikommenden Jude hatte Gelegenheit, Tefillin anzulegen. Und dann kam auch einer und schnürte sich die Riemen um den Arm. Nebenan auf einer Bank sitzende Nichtjuden sprangen begeistert auf. Wo ist die Kamera ?
Und schon wurde drauf losgeknipst. Egal, ob der Jude in dem Moment ein Gebet sprach oder nicht. Sowas kann man sich nicht entgehen lassen. Die Nichtjuden kriegten sich gar nicht mehr ein. Endlich einmal etwas Mystisches und nicht nur TV.

Chabad ließ sich jedoch nicht stören und die blitzenden Kameras wurden ignoriert. Wahrscheinlich ist man den Touristenzirkus eh schon gewohnt. Wenn schon in Kirchen immer so auf Würde gemacht wird, dann sollte nicht vergessen werden, dass da auch noch andere Religionen sind. Was hätte J. wohl gemeint, wenn man ihn so besessen geknipst hätte ? Judentum scheint voll IN zu sein und wer einen Gegenstand ergattern kann, der tue das schnell. Man hat ja sonst nur Friedman und Knobloch und da ist doch was richtig Exotisches schon besser.

Attraktion: Schofar



Chabad in der Jerusalemer Fussgängerzone mit Tefillin

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