Montag, 24. März 2008

Das ewig aktuelle Vorurteil

B"H

Wer die mittelalterliche Geschichte des Antisemitismus studiert, der stößt immer wieder auf das Wort "Blood Libel". Beim "Blood Libel" handelt es sich um einen uralten Vorwurf der Kirche, Juden würden gerade vor Pessach christliche Kinder ermorden, um deren Blut für das Backen der Pessach - Mazzot (ungesäuerten Brote) zu verwenden.

Eine vollkommene idiotische Idee, denn wer die Thora lernt, der stellt fest, dass G - tt mehrere Male die Juden vor dem Blutgenuß warnt. Kurzum, im Judentum ist jeglicher Blutgenuß strengstens verboten. Zum diesem Thema bestehen keinerlei rabbinische Kompromisse.

Aber wer meint, dieser alte antisemitische Vorwurf sei eh dämlich und gehört ins Mittelalter und nicht in unsere Neuzeit, der täuscht sich gewaltig. In der letzten Freitagsausgabe der "Jerusalem Post" lasen wir einen längeren Artikel zum "Blood Libel". Und zwar befinden sich derzeit in der sibirischen Stadt Nowosibirsk Poster an den Hauswänden, welche die christliche Bevölkerung davor warnen, ihre Kinder allein und unbeaufsichtigt auf die Straße zu lassen. Jetzt, genau einen Monat vor dem jüdischem Pessach, gehen eben gerade die Juden um und ermorden wieder christliche Kinder zwecks Mazzaherstellung.

Die 13.000 Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Nowosibirsk legten Protest ein. Anscheinend jedoch zu spät, denn die Poster waren allen ersichtlich. Jeder, der sich auf dem Weg zur Arbeit befand, mußte an den Postern vorbei. Selbst wenn der Vorwurf dermassen absurd klingt, einige Vorurteil und Zweifel, ob nicht doch vielleicht alles der Wahrheit entspricht, bleiben immer in den Hinterköpfen hängen.

Aber nicht nur in Nowosibirsk ist der "Blood Libel" nach wie vor aktuell. Auch ich erlebte im Jahre 1999 den gleichen Vorwurf. Eine aus Polen stammende christliche Kollegin in der Bank sagte mir allen Ernstes, dass Juden christliche Kinder zur Mazzaherstellung ermorden. Wohlgemerkt nicht im Mittelalter, sondern im Jahre 1999 !!!

Nun könnte man direkt behaupten, dass solche Leute, die diese idiotischen Vorwürfe glauben, nicht gerade einen hohen Intelligenzquotienten besitzen. Oder man könnte tatsächlich darüber lachen und sagen, dass jeglicher Protest unnötig sei, denn wer glaube schon diesen Müll. Man könnte, wenn nur alles nicht so traurig wäre. Die Kirche hat in ihrer Geschichte ganze Arbeit geleistet. Der Antisemitismus gedeiht nach wie vor. Dabei vergessen anscheinend alle, dass deren geliebter J. C. selber Jude war. Hat er demnach also seinen eigenen Kinder (christlich ?) umgebracht, damit deren Blut in die hauseigenen Mazzot fließt ?

Rabbi Joshua Trachtenberg erklärt in seinem Büchern zu diesem Thema, dass die Menschen glauben, was sie glauben wollen. Und was tut man nicht alles, um sich selbst die Absurdität des eigenen Glaubens aufrecht zu erhalten ?

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