Dienstag, 22. Januar 2008

Sinkende Arbeitslosigkeit

B"H

Aus der Presse ist zu erfahren, dass die Arbeitslosenrate in Israel drastisch gesunken ist. Sogar in den Brennpunkten, den sogenannten Entwicklungsstädten in der Negev (Beispiel: Mitzpe Ramon).
"Wer wirklich sucht, der findet auch Arbeit", so heißt es.

Neulich traf ich einen Bekannten, der vor ca. zwei Jahren aus England nach Israel einwanderte. Sofort fand er einen Job im Telemarketingbereich. Die Firma IDT Global hatte ein neues Projekt laufen, bei dem Telefone an die Kundschaft aus aller Welt verkauft werden sollten. Mein Bekannter saß am Telefon und verkaufte mehr recht als schlecht Telefone.

Die Firma IDT sucht ständig Leute mit Fremdsprachenkenntnisse, derzeit auch Deutsche, doch ist sie für ihr erbarmungsloses "Hire and Fire - System" bestens bekannt. Wer keine Leistung bringt, der fliegt gnadenlos. Ein paar weitere Bekannte von mir können davon ein Lied singen. Und nun ist auch der englische Bekannte gefeuert worden. Nicht wegen Leistungsmangel, sondern weil ganz einfach sein Projekt ausgelaufen war.

Jetzt ist er auf Jobsuche. Wenn es geht, wieder im Telemarketingbereicht, aber das ist schwer im Jerusalemer Raum. Man lud ihn zu einer Schulung nach Tel Aviv ein. Erst nach hartnäckigem Nachfragen bekam er die Auskunft, dass er die Busfahrten zur Schulung selbst zahlen müsse. Eine Woche lang fünf Fahrten. Und danach sei es nicht sicher, ob er überhaupt eingestellt wird, denn erst müsse die Schulung erfolgreich absolviert werden und dann wolle man mal weitergesehen. Mein Bekannter lehnte ab.

In Israel gibt es bestimmte Kriterien bei der Jobsuche. Erstens sollte man über Vitamin B verfügen, welches den meisten Neueinwanderern jedoch fehlt. Die Mehrheit der freien Stellen wird durch Mundpropaganda besetzt. Freunde, Verwandte, etc. Zweitens sollte man äußerst flexible einsetzbar sein und nicht groß herummaulen.

Kann sein, dass ein Suchender immer etwas findet, doch fragt sich jedesmal, was. Wieviel wird gezahlt, um was für einen Job handelt es sich und wie sehen die sozialen Bedingungen aus ? Wer hat hier schon richtigen Kündigungsschutz ? Feste Verträge werden oft gar nicht ausgestellt, denn nach einiger Zeit ist der Arbeitgeber verpflichtet, dem Arbeitnehmer Abfindungen zu zahlen, sollte letzterer die Stelle aufgeben. Und je länger der Arbeitnehmer im Betrieb beschäftigt ist, desto teurer wird es für den Arbeitgeber. Aus dem Grund wird sich gerne vor Festverträgen gedrückt und es gibt Zeitverträge.

Gekündigt werden kann man von heute auf morgen. Da hilft auch kein Gejammer des Arbeitnehmers; ist keine Arbeit mehr da, kann der Angestellte heimgehen. Und dann stellt man sich beim Arbeitsamt in die Warteschlange. Jeder hat seinen festen Wochentag, an dem er aufs Amt muß, um zu unterschreiben, dass er keine Arbeit hat. Dementsprechend wird das Arbeitslosengeld ausgezahlt, welches alles andere als üppig ausfällt.

Berufsschulen, Meister, Gesellen, Berufe und dergleichen sind hier im Land so gut wie unbekannt. Den Unterschied Meister - Geselle gibt es nicht. Wer einige Jahre im Job arbeitet, der ist halt Meister. Berufe, außer Akademikern von der Uni, werden nicht wie im deutschen Sinne erlernt. Wer sich um eine Stelle bewirbt und sie bekommt, der lernt halt vor Ort, was er zu tun hat. So ist man dann nach ein paar Tagen Sekretärin, Bäcker oder Klemptner. Ohne Berufsschule, ohne alles.

Das deutsche System wäre den hiesigen Einheimischen zu kompliziert. Wie ich schon einmal berichtete, läuft das Bewerbungsverfahren auch anders. Eine Deutsche erzählte mir vor wenigen Jahren, dass in Deutschland ohne Bewerbungsmappe nichts mehr läuft. Und soetwas geht ins Geld.

Das liebe ich an Israel, denn wer einen Job sucht, der schreibt kurz einen tabellarischen Lebenslauf, stellt sich an ein Faxgerät und faxt wie wild drauflos. Ist ein Arbeitgeber interessiert, ruft er zurück und es kommt zu einem Vorstellungsgespräch. Kommt keinerlei Antwort, hat sich die Sache erledigt. Nächster Versuch.

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