B"H
In der HAARETZ sah ich einen Miniartikel zu einem interessanten Thema. Irgendein Experte stellte fest, dass sich Israel und die Diaspora immer weiter voneinander entfernen. Zwar spende die Diaspora noch haufenweise Geld, aber emotional sei nicht mehr viel Verbindung vorhanden.
Natürlich mag man diese These gerne auf viele US - Juden beziehen. Die Mehrheit von ihnen hat sich assimiliert, lebt sekulär und die Intermarriage - Rate (Hochzeiten zwischen Juden und Nichtjuden) ist ausgesprochen hoch.
Religion ?
Das sei doch nur noch für ein paar Ausgeflippte in New York oder Los Angeles.
Was bedeutet Israel für einen Diasporajuden ?
Im Ausland sagt man zwar bedächtig das Gebet für den Wiederaufbau Jerusalems (Zeit des Meschiach) und den g - ttlichen Schutz für Israel, aber welche Bedeutung hat, zum Beispiel, der Fastentag Tisha Be' Av (Trauertag zur Zerstörung beider jüdischer Tempel in Jerusalem) für Diasporajuden ? Können sie sich die Tempelzeiten oder einen erneuten Tempel überhaupt vorstellen ?
Die Mehrheit der US - Juden ist niemals in Israel gewesen. Zu gefährlich oder kein Interesse. Bei Juden aus anderen Länder gibt es nicht selten die gleichen Ansichten.
Man kommt halt mal her und schaut sich für zwei oder drei Wochen um. Dann wird man mit dem israel. Alltag konfrontiert, kommt ins Grübeln und im Hinterkopf tauchen schon die ersten Vergleiche mit dem "Heimatland" in der Ferne auf. Ist in Amerika bzw. Europa nicht alles besser ? Was sollen wir hier mit den lauten frechen Israelis ? Neue Sprache lernen, neue Kulturen, Kriege, Arbeitslosigkeit ? Muß ich mir das antun ? Soll der Meschiach man erst kommen und dann ziehe ich vielleicht nach Israel. Wir werden sehen. Äh, wann ist doch gleich mein Heimflug ? Daheim (in der Diaspora) ist es halt doch am Schönsten.
Manche kommen nach Israel, touren herum, mal hier geschaut und mal im Israel - Museum gewesen. Das reicht. Pflicht erfüllt.
Wer macht sich aus Deutschland einmal die Mühe, an israel. Programmen teilzunehmen ? Birthright ? High School oder University - Programes ? Wer kommt einmal und voluntiert bei den Äthiopiern oder in Jugendheimen ?
Stattdessen schlappt man die Jerusalemer Jaffa Road rauf und runter und meint, man kenne jetzt die israelische Gesellschaft ganz genau.
Dass, was uns Israelis total nervt, sind die ständigen Vergleiche mit dem Heimatland. Die Amerikaner jammern immer nach Amerika und da sei alles besser; die Deutschen verfallen in denselben Trott.
In Israel herrschen andere Mentalitäten und viele viele Disporajuden wollen das nicht hinnehmen. Da schreit einen eine Marrokanerin an. Wo gibt es denn sowas ? Da bleibe ich lieber gleich daheim.
Was aber noch viel schlimmer ist, die religiöse bzw. spirituelle Verbindung geht immer mehr den Bach hinunter. Reformjudentum, Assimilation. Wo bleibt da die Sehnsucht nach einem Dritten Tempel oder die Verbindung mit der gelebten Thora ? Die biblischen Ort kenne viele nur aus dem TV. Am Tisha Be'Av gibt es nicht Besseres als an der Kotel (Klagemauer) zu beten. Hier genau ist alles wirklich geschehen vor 2000 Jahren und mehr. Hier ist der Originalschauplatz. Was stehe ich da in einer Synagoge in Cleveland, Manchester oder Regensburg rum ? Welche Verbindung baue ich da auf ?
Die Ausrede ist schnell gefunden. Bald fahre ich nach Israel auf Besuch und tue meine Pflicht. Ich esse eine Falafel, gehe ins Yad VaShem (Holocaust - Museum) und fahre mit den Egged - Bussen. Aber dann muß ich schnell wieder heim, weil Israel ist mir zu blöd. Olmert, Winograd, Krieg, Palis rennen Ägypten die Grenze ein. Sowas brauche ich nicht.
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