Dienstag, 8. Mai 2007

Die Kinder vom Machane Yehudah

B"H

Jerusalemer und Touristen kennen den Machane Yehudah - Markt als einen Platz, wo man gut und billig frische Ware einkaufen kann. Bei genauem Hinschauen allerdings sieht man nicht nur die Ware, sondern vor allem viele Kinder, die dort arbeiten. Palaestinensische Jugendliche, die eigentlich noch die Schulbank druecken sollten, schuften taeglich mehr als zehn Stunden auf dem Machane Yehudah. Wie deren Bezahlung geregelt ist oder ob sie ueberhaupt nach Tarif bezahlt werden, weiss keiner. Um ihren Job nicht zu verlieren, schweigen die Kinder.

Wer traegt die Schuld an diesen Missstaenden, fragte neulich eine Jerusalemer Wochenzeitung. Sind es die Kinder, deren Eltern oder die Haendler auf dem Markt, die die billige Arbeitskraft ausnutzen ?
Sozialarbeiter, deren Aufgabe darin bestand, die Kinder wieder in die Schulen zu bringen, wurden losgeschickt. Bei den Haendlern sind sie nicht gerne gesehen, denn die wollen ihre billigen Arbeitskraefte nicht verlieren und die Kinder selbst wollen ihre Jobs nichts aufs Spiel setzen. Ausserdem seien sie von ihren Eltern zum Geldverdienen losgeschickt worden. Daheim gebe es nicht viel zu Essen und das Geld vom Markt ernaehre die ganze Familie. So standen die Sozialarbeiter teilweise vor einer Mauer des Schweigens und ohne grosse Chancen auf Veraenderungen.

Aber nicht nur auf dem Machane Yehudah sehen wir Kinderarbeit von 13 - 17Jaehrigen. Ueberall auf den Strassen Jerusalems begegnet sie uns. Kinder gehen auf Passanten zu und versuchen ihnen Feuerzeuge oder Putzlappen zu verkaufen. Andere wiederum sehen wir im nachbarschaftlichen Tante - Emma - Laden (Makolet) schuften.
Wer traegt jetzt also die Schuld ? Die Armut, die Eltern, die Bosse oder die Kinder ?

Aber nicht nur bei palaestinensischen Jugendlichen sehen wir die Problematik. Immer mehr minderjaehrige schulpflichtige israelische Kinder wollen frueh Geld verdienen. Man brauche Geld zum Weggehen, fuer Klamotten, Kino etc. Und wenn die Eltern arbeitslos daheim sitzen, koennen die Kinder in ihren Freundeskreisen nicht mithalten. Anders bei den palaestinensischen Jugendlichen, bei denen mit dem Lohn die Familie ernaehrt wird und das eigene Vergnuegen hinten ansteht.

In ca. einem Monat beginnen in Israel landesweit die Sommerferien. Die Ferien sind lang; von Ende Juni bis zum 1. September. Gerade in der Zeit werden Tausende israelische Teenies jobben. Mac Donald's, Pubs, Post, Shops etc. Jeder Job wird genommen, denn es gibt nicht viele und da ist es oft egal, ob die Bezahlung unter jedem Tarif liegt. Hauptsache einige Shekel pro Tag in der Tasche haben.

Die ganze Tragik wird sich erst in einigen Jahren zeigen, wenn die Teenager ohne richtige Schulabschluesse dastehen und auf dem angespannten Arbeitsmarkt keine Chance haben. Vor allem in der palaestinensischen Gesellschaft wird sich nichts aendern, wenn die Armut nicht beseitigt werden kann. Aber dazu gehoeren Ausbildungen und die gibt es nicht auf dem Machane Yehudah.

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